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Am 21.1.2025 um 16:16 schrieb whitebeard45:

Ich verstehe, dass es Fragen/Sätze/Handlungen gibt, die für bestimmte Betroffene ermüdend oder nervig sein können, weil sie regelmäßig vorkommen und dieser Satz/diese Handlung, wenn man es ganz genau nimmt, nicht immer richtig ist oder unhöflich/nicht nett sein kann, auch wenn die Leute das gar nicht so meinen.

 

Aber für bestimmte Betroffene können, nicht müssen, (eventuell unüberlegte und gar nicht böse gemeinte) Fragen/Sätze/Handlungen nicht nur ermündend oder nervig, sondern unter Umständen lebensbedrohlich sein, denn grade wenn man strukturelle Alltagsdiskrimierung (egal, ob rassistischer, misogyner, queerer und/oder ableistischer Natur) immer wieder erfährt, kann eben auch ein kleiner Tropfen irgendwann das Fass zum Überlaufen bringen. Und ja, das ist dann sicher nicht die Schuld dieses kleinen, letzten Tropfens, aber auch dieser hat eben dazu beigetragen. Ich kann niemandem einen Vorwurf machen, wenn er sich aufgrund seiner Sozialisierung unter diesen strukturellen Bedingungen in der Alltagskommunikation umgangssprachlich so äußert, wie er sich äußert. Aber ich kann jedem einen Vorwurf machen, der darauf beharrt, ja nichts dafür zu können, weil es ja immer schon so war, und es deswegen nicht ändern zu können (oder noch schlimmer nicht ändern zu wollen). Das ist nach meinem Empfinden nämlich kein soziales Verhalten. Sozial wäre es, wenn man sich bemüht, auf die Schwächsten (selbst wenn es eben "nur" eine Minderheit ist) Rücksicht zu nehmen und sich deren Bedürfnisse zumindest anhört.

 

Am 21.1.2025 um 16:49 schrieb Steph:

Die Wenigsten sind befreit von Vorurteilen, mögen sie auch noch so klein sein - ich würde das zumindest nicht von mir behaupten. Weshalb man Hinweise diesbezüglich einfach auch als Lerneffekt nehmen kann.

 

Ich sage, niemand ist von Vorurteilen befreit, was letztendlich aber auch nicht schlimm ist, so lange man sich eben dieser bewusst ist und entsprechend damit umgeht. Warum ist es so schlimm, ein bisschen sensibler und bewusster mit Sprache und dem Einsatz bestimmter Wörter umzugehen? Warum muss man entsprechende Wörter denn überhaupt verwenden, wenn man weiß, dass sie eben verletztend sein können (nicht müssen, aber können)? Die Frage ist doch dann eher: Warum will man das?

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Geschrieben (bearbeitet)

Und genau das ist es, was ich nicht verstehe: Warum muss ein "dickeres" Fell (oder jetzt sogar Therapie) empfohlen bzw gefordert bzw vorausgesetzt werden von marginalisierten Menschen, die ohnehin schon strukturellen Diskriminierungen ausgesetzt sind?  (-in welchem Umfang und welcher Intensität lasse ich bewusst außen vor-) Warum kann ich mir nicht im Umkehrschluss von privilegierten Gruppen ein dünneres Fell, mehr Empathie, mehr Verständnis und Rücksichtnahme wünschen? Ich weiß, dass alles relativ ist und was ich sage, kommt bei dem einen so und bei dem anderen anders an und wenn ich es dem einen zu einem anderen Zeitpunkt genauso gesagt hätte, würde es wieder anders ankommen - das ist mir absolut bewusst. Und ich gehe hier nicht davon aus, dass es möglich ist, (emotionale) Verletzungen zu 100% immer vermeiden zu können, das ist auch nicht mein Anspruch. Es geht mir nur darum, ein Bewusstsein für mehr Achtsamkeit und mehr Sensibilität zu schaffen, um einfach (und das meine ich wortwörtlich!) die Wahrscheinlichkeit auf (emotionale) Verletzungen zu verringern, einfach nur reduzieren. Und klar, hört es ja bei der einen Äußerung nicht auf, weswegen es wichtig ist im Gespräch, im Dialog zu bleiben... zu sehen, wie das Gegenüber reagiert und wenn man dann gesagt oder vermittelt bekommt "Du, das ging mir grad zu weit, das war mir zu viel, das tat mir weh" (was auch nicht verbal erfolgen muss), dann mal einen Schritt zurück zu gehen und auch mal "oh, sorry, das war mir nicht bewusst, das tut mir leid, das wollte ich nicht" zu sagen. Und ja, wenn man dazu nicht in der Lage ist, ja, dann empfinde ich das in der Tat als asozial.

 

vor 54 Minuten schrieb whitebeard45:

Wenn du jemanden bittest/aufforderst etwas nicht mehr zu sagen, dann kann (da sind wir wieder beim Können) man das als Angriff auf einen Lebensentwurf bzw. bisheriges Leben gewertet werden.

 

Und nein, das ist kein Angriff auf einen Lebensentwurf bzw. bisheriges Leben (und ich weiß, dass das oft so verstanden wird), sondern ein Hinweis darauf, wie man es zukünftig unter Rücksichtnahme anderer Leben(sbedingungen) vielleicht etwas besser machen kann :2thumbsup:

Bearbeitet von stiller
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Geschrieben
vor 33 Minuten schrieb whitebeard45:

Du sagst, dass ist kein Angriff, aber kommt es nicht deiner eigenen Argumentation nach auf das Empfinden des Betroffenen an? Kannst du dir also  anmaßen, das zu beurteilen? "Bessermachen" impliziert immer, dass der andere es bisher falsch gemacht hat, was ja gerade der Knackpunkt ist. ;) 

 

Korrekt! Wir sind alle, und da schließ ich mich absolut mit ein(!), z.B. rassistisch sozialisiert, weil die Gesellschaft und die darin enthaltenen Strukturen es uns so vorgelebt und vorgegeben haben und auch noch so vorleben bzw. vorgeben... und ja, ich hab eine Menge Dinge in der Vergangenheit falsch gemacht, ich mache sie teilweise aktuell noch falsch und ich werde sie auch zukünftig (hoffentlich dann nur hin und wieder) noch falsch machen. Es ist eben eine Entwicklung. Jahrhundertelang-gewachsene Strukturen aufzubrechen, geht nicht von heute auf morgen, und das braucht Zeit, die ich mir selbst und auch anderen gerne zugestehe. Vieles wandelt sich und ich verweise z.B. auf das Wahlrecht der Frauen, Anschnallpflicht im Auto, Vergewaltigung in der Ehe oder auch Rauchen. Alles Dinge, die sich im Laufe der Zeit (gesellschaftlich, rechtlich und wissenschaftlich) geändert haben. Hat man früher etwas falsch gemacht, wenn man sich nicht angeschnallt hat? Rechtlich gesehen nicht, aber ab einem gewissen Zeitpunkt dann schon.

Ich gendere hin und wieder, den Umständen bzw der Situation entsprechend, find es gut, wenn es andere machen, aber auch nicht verwerflich, wenn Leute es nicht machen. Werd ich drauf hingewiesen, dass ich eine Person z.B. falsch angesprochen habe (und das muss nicht mal was mit Pronomen zu tun haben), werd ich versuchen, mich dem zukünftig anzupassen und maße mir nicht an, mich über diesen Wunsch bzw. die Tatsache hinwegzusetzen, weil ich das repektlos finden würde. Ich sprech ja auch nicht durchweg Frau Müller mit Frau Mayer an, weil ich denke, dass Mayer aber viel besser zu ihr passt.

 

PS: Und ich habe geschrieben, dass mir bewusst ist, dass das als Angriff verstanden wird und versucht, mit meinen Worten zu vermitteln, dass ich es nicht als Angriff meine. Deswegen: Dialog! :thumbsup:

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