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SILT - Ozeantauchgang der besonderen "Art" im Test


AiMania

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SiltTitel.jpg///SPIEL SILT

///RELEASE 01.06.2022

///PLATTFORM PS4 und PS5

///ENTWICKLER Spiral Circus Games

///PUBLISHER Fireshine

///GENRE Puzzler / Indie

 

 

 

SILT - Ozeantauchgang der besonderen "Art" im Test

 

 

Düstere Tauchgänge und knifflige Rätsel – das verspricht der neue Ozean-Erkundungs-Puzzler des ebenso neuen Entwicklungsstudios Spiral Circus, mit der gewissen Vorliebe für das Surreale. Was das Debüt des vierköpfigen Teams zu bieten hat, erfahrt ihr in unserem Test:


 

ABZÛ meets LIMBO

 

SILT, das stammt aus dem Englischen und bedeutet Schlamm oder Schlick, wie man ihn beim Baden im See schon mal zwischen den Zehen hat. In dem Debüt-Stück von Spiral Circus, einem gerade mal drei Jahre alten Studio aus Bristol, beschreibt SILT nicht nur den Ort des Geschehens, sondern auch die düstere Stimmung für die kommenden Stunden des Rätselns.

Ich spiele einen stilisierten Taucher in der Finsternis tiefer Ozeane, mit der spannenden Fertigkeit, seine Seele in Form eines leuchtenden Fadens in andere Kreaturen zu übertragen. Schnell macht das Spiel klar, was zu tun ist: Jede Kreatur hat ihre Stärken und Schwächen und es soll unsere Aufgabe sein, sie so zu nutzen, dass der Taucher seinen Weg fortsetzen kann. Wohin? Es gilt eine mystische Maschine zu erwecken, indem wir die Seelen vierer Unterseemonster einsammeln. Sinn und Zweck, oder ob das etwas Gutes oder Schlechtes ist, bleibt größtenteils unklar bzw. der eigenen Interpretation überlassen. Klar ist – In Videospielen ist der Weg oft das Ziel und das gilt auch für SILT.

Als Lovechild von ABZÛ und LIMBO, welche in Wahrheit natürlich nichts mit SILT zu tun haben – aber selten hat ein Vergleich so gut gepasst – findet das Spiel eine beruhigend beunruhigende Balance zwischen schaurig und schön, langsam und flott, rätseln und entdecken, erstaunt und genervt sein.


 

Wie sieht das genau aus?

 

possession.gifNun, es gibt etwa 15 verschiedene Kreaturen zu entdecken, deren Fertigkeiten man verwendet, um sich und den Taucher durch die Ozeane zu bewegen. Der kleine Piranha kann Lücken überwinden, die dem Taucher zu eng sind und Ketten wie Schnüre zertrennen. Der kleine Schwarmfisch ist resistent gegen Gifte und kann sich selbst opfern, um gefährlich schnappende Pflanzen zu vergiften. Der Hammerhai zertrümmert Felsen, er frisst aber auch gern kleinere Fische – ergreife ich Besitz von einem Piranha, um eine Kette zu zerknabbern, muss ich aufpassen, sonst schnappt der Hai zu und ich muss es noch mal versuchen. Doch dann heißt es zum Glück nicht "Game Over": Die Seele meines Tauchers übernimmt nun stattdessen den Hai. 

Sterben kann mein Taucher natürlich trotzdem und nicht nur die Gefahr der Tiefe, auch das düstere, von Künstler und Studio-Mitgründer Tom Mead handgezeichnete Artwork tragen zu einem angenehmen Grusel bei, wenn urplötzlich der große Anglerfisch zupackt oder eine Muräne aus der Wand schnellt.

 

Die Rätsel in SILT sind nicht sonderlich schwer, erfordern aber etwas Geduld und Kombination. So ergreife ich zuerst Besitz vom Piranha, um einen von Kabeln versperrten Weg zu öffnen, bringe damit einen Felsen ins Rollen, den ich mit einem Hai zertrümmern kann, um den Hai nun mitzunehmen an einen dritten Ort, wo er für mich einen Felsen auf den ersten Boss-Fisch fallen lässt. Und unterwegs sterbe ich dreimal, da ich mit dem Hai meinen wartenden Taucher ramme oder ich unter einen Felsen gerate.

Innerhalb der Ozean-Bereiche, welche je einen Boss beherbergen, kann ich mich frei bewegen, Kreaturen kann ich jedoch nicht mitnehmen, wenn ich den Bildschirm und damit das Rätsel wechsle. Somit muss ich zum Knobeln immer das verwenden, was sich in meiner Nähe befindet. Nach einem Sieg finde ich mich jedesmal in einem Tempel wieder, der geziert wird von Malereien und Statuen tierischer Wesen wie Katzenpriester und Hasengötter, die definitiv Fragen aufwerfen. Was genau mache ich hier eigentlich? Und für wen? Und dann hinterlasse ich die Seele des letzten Bosses und ziehe meiner Wege.

 

Die schwarz-weiße Wasserwelt, untermalt von leicht bedrohlicher Melodie, bleibt durchgehend atmosphärisch, selbst dann, wenn man sich fragend am Kopf kratzt oder zum fünften Mal versucht herauszufinden, wie man an der Spinnenkrake vorbei kommt. Denn Hilfe gibt es derzeit wenig: Das Indie-Spiel scheint bisher kaum Aufmerksamkeit im Netz erhalten zu haben. Wenn die Rätsel also nach und nach in der Komplexität anziehen, heißt es selber knobeln statt googeln. Doch das Spiel streut einem ausreichend Hinweise, wenn man genau hinschaut, welche Fische man je Rätsel zur Verfügung hat und wo sie sich aufhalten.

 

 

Silt_20220601194234.jpg

Technisches:

 

SILT läuft so einwandfrei, auch in Sachen Trophäenfreischaltung, dass ich sicher war, hinter dem Spiel steckt ein Veteran-Entwickler. Doch keiner der Vier hat zuvor schon mal ein Videospiel entwickelt. Hut ab!

Einstellungen für die Zugänglichkeit gibt es tatsächlich keine, doch das Spiel braucht nicht viel: Es gibt keinen Text, keine Sprache, kein Kampfsystem. Das, was das Spiel stattdessen bietet, macht es dafür entsprechend hervorragend: Es läuft flüssig, ohne Abstürze oder Bugs. Es hat eine perfekt auf die Situation zugeschnittene Geräuschkulisse und ich erhielt den Eindruck, dass das Studio exakt wusste, wie viel sie sich zutrauen können. Statt sich zu übernehmen, haben sie das Bisschen vernünftig umgesetzt, was das Spiel wirklich brauchte, um seine Sache gut zu machen.

 

 

 


 

Trophäen-Check

 

Hier wird es wirklich knifflig.

SILT hat sich bisher nicht weit verbreitet und daher gibt es nur wenige Spieler. Platin wurde bisher von niemandem erspielt, da allen Spielern die gleiche Trophäe fehlt. Für diese soll man eine Schule von 30 Fischen führen. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich hier um einen Bug handelt. Ob das neue Entwicklerteam bereit ist, Spielern hier auszuhelfen bleibt nun abzuwarten.

In der Theorie bietet SILT eine Doppelplatin auf den Plattformen PS4 und PS5. Alle Aufgaben sind in einer angenehmen Zeit von 5 bis 10 Stunden erspielbar. Dabei kommt es ganz darauf an, wie schnell man begreift, was je Rätsel zu tun ist.

Die meisten Trophäen beschäftigen sich mit dem Kontrollieren bestimmter Kreaturen, wie zum Beispiel das Fressen oder Gefressenwerden, während die Seele des Tauchers gerade ein bestimmtes Tier besetzt.

Die kniffligsten Aufgaben auf dem Weg zur Platin sind das Auffinden aller Taucher in einem Spieldurchgang, die jeweils im Schilf gut versteckt sind, sowie einen Spieldurchgang abzuschließen, ohne zu sterben. 

Sollten in Zukunft Guides zum Spiel erscheinen, würden die meisten Trophäen noch mal deutlich erleichtert. Ein Spieldurchgang, wenn einem das Spiel schon bekannt ist, dauert dann kaum 2 Stunden.

 

 

FazitSilt_20220601194627.jpg

 

SILT beeindruckt besonders, wenn man bedenkt, dass das Entwicklerteam so frisch ist. Die surreale Welt, die dem Künstler vollkommen treu ist, hat mich abgeholt, obwohl das düstere Setting am späten Abend wirklich deprimierend wirken kann. Die Rätsel sind nicht frustrierend, wohl aber manch ein großer Fisch, der einen nicht in Ruhe lassen mag. SILT unterhält sehr angemessen über diese 5 bis 6 Stunden. Länger dürfte das Spiel wohl aber auch nicht sein, dann hätte es vermutlich schneller seinen Reiz verloren. Die Trophäen-Herausforderungen haben mir persönlich Freude gemacht. Da man alles gut selbst herausfinden kann, macht das Erkunden doppelt Spaß und die beiden knackigeren Aufgaben bieten auch etwas für Menschen, die nach dem entspannten Tauchgang nochmal mehr aus dem Spiel herausholen möchten. Eine verbuggte Platin ist immer unerfreulich und für Viele leider ein Grund, nicht in das Spiel zu investieren, auch für mich heißt das Punktabzug. Aber davon abgesehen:

Mir halt SILT sehr gut gefallen. Für den Preis von 14,99 € im Playstation Store erhält man meiner Meinung nach ein kleines Kunstwerk, das sicher nicht vor Lebensfreude sprüht, aber dem Auge schmeichelt und die Fantasie anregt. Oder im schlimmsten Fall zumindest ein paar Stunden die grauen Zellen beschäftigt.

 

8 von 10

 

 

Euer

 

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