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Test: Sherlock Holmes The Devil's Daughter im Test für die PS4 – Mit Köpfchen und Fäustchen Fälle lösen


Realmatze

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Mit Sherlock Holmes The Devil's Daughter geht Frogwares Detektiv-Reihe nun zum achten Mal über die Ladentheke, wenn man die Handheld Spiele dazu zählt kommt man sogar auf ganze elf Spiele. In dieser Zeit hat die Reihe einige Höhen und Tiefen erlebt, doch Adventure Fans stets mit knackigen Rätseln und kreativer Deduktion an die Bildschirme gefesselt. Besonders sein letztes Abenteuer, Crimes and Punishments, hat viel Lob eingeheimst. Ob das neueste Abenteuer des Meisterdetektives nun erneut überzeugen kann oder ob es in der Belanglosigkeit eines viel zu wenig beachteten Genres verschwindet, erfahrt ihr unserem Test.

Kate is back in London

Das Spiel beginnt und noch bevor wir uns darüber wundern können, dass der gute alte Sherlock Holmes und sein getreuer John Watson allem Anschein nach in einen Jungbrunnen gefallen sind, stürzt auch schon ein neuer Klient in unsere heimischen vier Wände in der Baker Street. Der kleine, halb verhungerte Junge sucht nach seinem Vater, der ihn vor zwei Wochen hat sitzen lassen und nicht zurückgekehrt ist. So entspinnt sich der erste von fünf spannenden Fällen des Privatdetektives.

Doch die Fälle selbst spielen viel mehr eine Nebenrolle im neuesten Holmes Abenteuer. Denn seine Ziehtochter, die kleine Kate, ist zurückgekehrt, um etwas Zeit mit ihrem vielbeschäftigten Vater zu verbringen. So gibt es einige Interaktionsmöglichkeiten mit ihr, die sich allerdings auf Gesprächsoptionen ohne nennenswerte Auswirkungen auf den Spielverlauf beschränken. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Optionen meist im Grundton, aber nicht in der Aussage verschieden sind.

Gleichzeitig ist nebenan eine junge Frau eingezogen, die ein reges Interesse an Mr. Holmes zu haben scheint. Sie scheint ihn besser zu kennen, als sie vorgibt und noch mehr Interesse scheint sie an seiner kleinen Tochter zu haben. Zusätzlich scheint sie Interesse an okkultem zu haben und immer wieder unternimmt sie etwas mit Kate, ganz zum Missfallen des Vaters. Unnötig zu sagen, dass all dies in einem furiosen Finale gipfelt, welches die Rahmenhandlung dieser Episode letztendlich zu einem Abschluss bringt.

 

 

Immer was zu tun

Adventure Spieler und Hobbydetektive wollen jedoch nicht nur die Geschichte im einen Vater und seine dickköpfige Tochter erleben, sie wollen vor allem Mordfälle aufklären und davon hat Sherlock Holmes The Devil's Daughter gleich fünf im Gepäck. Diese haben gleich für jeden Geschmack etwas dabei. Rache, zum Leben erweckte Statuen und tragische Massenkarambolagen durch unerwartete Kettenreaktionen bringen Abwechslung in das Ermittlerleben.

Dabei hat der Spieler gleich mehrere Aufgaben. Allen voran natürlich das Untersuchen von Tatort und Leiche sowie das Befragen von Zeugen. Vor jeder Befragung kann man die Zeugen genau betrachten und während einiges von allein bewertet wird, muss man bei anderem als Spieler selbst entscheiden. Leider ist dies nicht immer so eindeutig und so kann es passieren, dass man eine fehlerhafte Charakteranalyse erstellt. Wenn man genau aufpasst, erkennt man aber anhand der Schriftsilhouette die Lösung, wer aber auf einem höheren Schwierigkeitsgrad spielt, hat nicht allzu viel Zeit.

Die Beweise, die man sammelt, kann man auch während der Gespräche vorlegen, um Falschaussagen zu entlarven. Diese sind erfreulicherweise immer eindeutig, allerdings wird man auch stets darauf hingewiesen, weshalb man hierbei nicht allzu sehr gefordert wird. Außerdem kann man in den Synapsen die Hinweise kombinieren und so neue Aufgaben und Orte freischalten oder gar den Mörder ermitteln. Man kann dadurch auch zum falschen Ergebnis kommen. Tipp: Es ist nie der, den man nach 10 Minuten schon überführen könnte, sonst wäre das Spiel schnell vorbei.

Guy Ritchie wäre stolz

So ein Detektiv macht sich aber auch allerlei Feinde. So ist es nicht verwunderlich, dass man hier und da auch einmal in eine Barschlägerei oder in einen Schusswechsel verwickelt wird. Dann sind schnelle Reaktionen in den QuickTime-Events gefragt, doch auch wenn man es mal vergeigt, wird man lediglich zu einem Checkpoint zurückgesetzt, der wenige Sekunden vorher stattfand. Diese Kämpfe sind eher für die Spannung als für den Anspruch gedacht.

Etwas aufwändiger hingegen sind die Verfolgungen oder auch die Hilfe, die bei der vorher erwähnten Massenkarambolage notwendig ist. Hier muss man stets aufpassen, dass man nicht erwischt wird, oder die Zeit für einen selbst oder die Menschen, die man zu retten versucht, gekommen ist. Sie sind allerdings allesamt nicht schwer und auch nur teilweise anspruchsvoll.

Das ist auch mein größter Kritikpunkt an den Actioneinlagen. Dass QuickTime Events vom Teufel höchstpersönlich aus den Tiefen der Hölle in unsere Videospielkultur gebracht worden, ist allseits bekannt, doch sind sie hier meistens sinnvoll eingesetzt. Vielmehr ist es der fehlende Anspruch und die ludonarrative Dissonanz, die dabei entsteht und dafür sorgt, dass viele dieser Szenen aufgesetzt wirken. Ohne sie wäre das Spiel sehr gut ausgekommen.

Kopfnüsse kann man auch anders verteilen

Was jedoch in keinem Sherlock Holmes Spiel fehlen darf, sind die Rätsel. Adventures waren schon immer bis unter die Decke mit Rätseleinlagen vollgepackt und da macht auch Sherlock Holmes The Devil's Daughter keine Ausnahme. Am Anfang wirken diese noch recht einfach, doch steigern sie sich im Spielverlauf. Schalterrätsel, Puzzle oder auch alte Tempelanlagen, bei denen jeder Schritt tödlich sein kann – so etwas brauchen klassische Adventures.

Besonders gelungen fand ich die Dietrich-Schlossknacker-Rätsel. Diese haben den Eindruck erweckt, dass man tatsächlich an einem realen Schloss herum fummelt und forderten noch dazu vom Spieler, dass er seinen Kopf einsetzt, um die Stifte zu wählen. Leider konnten die Schlosserrätsel ihr ganzes Potenzial nicht entfalten, gerade als sie einen angenehmen Grad an Komplexität erreicht hatten, um tatsächlich Anspruch zu haben, kamen sie nicht mehr vor.

Für alle Rätselmuffel und die ganz großen Kopfnüsse gibt es in Sherlock Holmes The Devil's Daughter eine Option, diese zu überspringen. Das gilt für so ziemlich alle Szenen, die das Vorankommen verzögern können, doch macht es herzlich wenig Sinn ein Spiel zu spielen, wenn man keine Rätsel mag. Deshalb ist es ein nettes, aber vermutlich selten genutztes Feature, welches wohl eher gegen Ende des Spiels zum Einsatz kommen würde.

Der schönste Detektiv der Baker Street

Die Grafik von Sherlock Holmes The Devil's Daughter ist, wie soll ich das nur ausdrücken.. gelinde gesagt ausreichend. Sie ist nicht hässlich, um Gottes Willen, nein, und wer die Vorgänger gespielt hat wird Scottland Yard, die Baker Street und seine Einwohner (abgesehen von Holmes und Watson) schnell wiedererkennen. Aber dennoch leidet das Spiel unter einem enormen Treppeneffekt und steife Animationen.

Die deutsche Synchronisation ist auch anfangs gewöhnungsbedürftig und es ist schwer zu sagen, ob man sich später einfach nur daran gewöhnt hat oder ob die Sprecher mit der Zeit tatsächlich besser geworden sind. Musikalisch und bei den Soundeffekten macht das Spiel auch nicht viel falsch, man merkt aber, dass die Sherlock Holmes Spiele noch nicht im Triple AAA Segment angelangt sind.

Wirklich störend ist allerdings das starke Tearing. Es macht Spaß sich in den Gassen von London umzusehen, doch wenn einmal zu viel los ist, wird das Spiel zu einer Zerreißprobe für die Augen, wenn das Bild sich spontan entscheidet, sich aufzulösen. Noch dazu ist die Beleuchtung bei farbigem Metall nicht immer ganz ideal und dass manche Wände und Objekte schon zu früh am Bildschirmrand ausgeblendet werden, ist nur der Performance, nicht aber der Immersion zuträglich.

Das Leben eines Meisterdetektives

Trophyhunter aufgepasst: Hier wartet eine neue easy Platin-Trophäe auf euch. Wer dem wertvollen Pötten hinterherjagt wird sicherlich damit vertraut sein, dass man sie in den meisten Adventures hinterhergeworfen bekommt, wenn man nur eine Komplettlösung verwendet, doch Sherlock Holmes The Devil's Daughter scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, es dem Spieler so einfach wie möglich zu machen.

Um die Platin-Trophäe am Ende euer Eigen zu nennen, müsst ihr nur eines machen: spielt das Spiel komplett durch. Es gibt ein paar Trophäen für das Erfüllen weniger Aufgaben und für diese darf man sie nicht überspringen. Wer ganz sicher sein will lässt einfach die Finger von der Überspringen-Taste, so ist man stets auf der sicheren Seite und kann ganz und gar in das Spiel eintauchen, ohne einmal die Trophäen Liste zu konsultieren.

Wer möchte kann trotzdem eine Anleitung nehmen, allerdings nimmt das Spiel den Spieler dermaßen an die Hand, dass man weder eine Lösung für die Fälle, noch für die Rätsel benötigt. Lediglich eines gegen Ende ist wirklich anspruchsvoll, da es ein einfaches Prinzip nimmt und durch schiere Masse komplexer gestaltet und ausgerechnet dafür gibt es auch eine Trophäe. Aber dafür ist ja die fleißige Community da.

 

FAZIT

Sherlock Holmes The Devil's Daughter ist ganz und gar kein schlechtes Spiel, doch leider gibt es einige Faktoren, die mich gestört haben. Dabei spreche ich gar nicht so sehr von den grafischen Schwächen oder der deutschen Synchronisation, denn daran hat man sich schnell gewöhnt. Die zusammenhanglosen Fälle und die teilweise aufgesetzte und stellenweise unglaubwürdige Action haben dem Spiel eher geschadet, als ihm frischen Wind einzuhauchen. Noch dazu war Holmes ein sympathischer Charakter und kein arroganter Soziopath – wer hätte gedacht, dass das für eine Hauptperson einmal ein Manko sein könnte. Dennoch hat Sherlock Holmes The Devil's Daughter mir ein paar schöne Abende beschert und mein Adventure Herz höher schlagen lassen, wer also Fan der Reihe ist und über die kleineren Probleme schon immer hinwegsehen konnte, der wird auch mit diesem Titel nicht allzu viel falsch machen können.

 

7 von 10

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