Realmatze Geschrieben 2. Juli 2016 Teilen Geschrieben 2. Juli 2016 Wir leben in einer Zeit, in der fordernde Bosskämpfe eine Art Revival erleben. Sei es ein Ausgehöhlter, ein Jäger oder ein Aschener – sie alle haben sich monströsen Kreaturen gestellt und unter Einsatz von Schweiß und Tränen vollen Einsatz gezeigt, um dem Spieler nach anstrengender Reise wahre Glücksgefühle zu bescheren. Allerdings gibt es da ja noch das ganze Drumherum, wie Mobs oder Levelpassagen, die ja eigentlich nur die Spielzeit in die Länge ziehen, während man versucht von einem Boss zum Anderen zu kommen. Deshalb hat man sich bei Furi gedacht, schmeißen wir das Überflüssige doch einfach von Board und kommen direkt zum Punkt. Was das bedeutet, erfahrt ihr unserem Test. Boss-Rush! Furi macht wirklich keine Gefangenen. Das Spiel geht los, der Protagonist guckt mysteriös in die Kamera, ein pinkes Karnickel kaut einem ein Ohr ab und Sekunden später sehen wir uns einem Boss gegenüber. Einfaches Tutorial? Fehlanzeige. Der Gegner geht direkt in die Vollen und obwohl man ein paar Einblendungen erhält, was man denn zu tun hat, wartet der Gegner nicht brav auf jeden einzelnen Treffer. Hat man den Kampf geschafft, geht es gleich mit dem nächsten weiter. Keine langen Laufwege, keine kleinen Gegner, kein Looten und kein Leveln. Das bringt natürlich einiges an Vorteile mit sich – der Puls ist einmal hoch oben, die Konzentration ist da und die Finger wissen, was sie machen müssen. Alles Punkte, die in einem so actionreichen Spiel, was dermaßen auf den Kampf fokussiert ist, von großer Bedeutung sind. Ein wenig vermisst man das ganze Drumherum dennoch. Wer gern Welten erkundet, wird an Furi keine Freude haben. Die Bewegungen zwischen den Bossen finden mehr oder weniger automatisch ab und somit gibt es keine kleinen Erkundungstouren oder großartige Alternativen die man gehen kann. Aber naja, das würde ja auch den Sinn des Spiels verändern, wenn man einen Boss-Rush Modus bewirbt und ein Rollenspiel serviert bekommt. Man muss eben wissen worauf man sich einlässt. Bewegung! Aber keine Falsche. In den Kämpfen wird vom Spieler alles abverlangt, was nur möglich ist. Schnelle Reaktionen sind allem voran beim Ausweichen gefragt. Man kann viele Attacken blocken oder gar durch gezielte Treffer zerstören, doch manchmal ist Laufen oder gar der aufladbare Ausweichsprint die beste Abwehr. Besonders nützlich ist dabei die Arenaarchitektur, doch Obacht – manchmal geht diese auch zu Bruch. Der Ablauf der Kämpfe ist dabei immer ähnlich, der Gegner hat mehrere Lebensbalken und um einen zu zerstören, muss man zunächst einen weitläufigen Kampf, der hauptsächlich auf Fernkampf ausgelegt ist, schaffen, und im Anschluss in ein Nahkampfduell gehen, in welchem der Konterblock nicht nur vor Schäden bewahrt, sondern auch die eigene Lebensenergie wiederherstellt, die meistens davor schon stark gelitten hat. Hat man dem Gegner einen Lebensbalken genommen, beginnt meist eine neue Phase. Da kommen entweder neue Attacken hinzu oder er mutiert ganz und gar und man muss schnell adaptieren und sich eine neue Strategie überlegen. Denn nicht nur der Spieler ist agil, auch der Gegner nutzt Block und Ausweichrolle, um dem Spieler zu entgehen. Man selbst hat auch mehrere Lebensbalken und wenn einer schwindet, füllt sich der aktuelle vom Gegner wieder auf – umgekehrt aber genauso. So fühlt sich jeder Kampf so an, als ständen sich zwei gleichberechtigte und ebenbürtige Gegner gegenüber. Hack’n Shoot’n Hell Doch wie genau laufen die Kämpfe eigentlich ab? Wo kann man Furi im großen Pool der Genres einordnen? Nun ja, eher sollte man fragen, woraus Furi sich so alles bedient, denn eine einfache Zuordnung ist nicht möglich. Zunächst wirkt das Spiel wie ein Top-Down Shooter. Man blickt auf seine Figur hinab und schießt in typischer Twin-Stick Shooter Manier mit seiner Pistole wild um sich, kann über einen Trigger aber auch einen aufgeladenen Schuss abgeben. Dann wären da aber auch die Duelle, in welchen sich Furi als reaktionsschnelles Hack’n Slay entpuppt bei dem es darum geht, blitzschnell die Bewegungen des Gegners vorauszuahnen und sich zu entscheiden, ob man blockt oder ausweicht. Oft ist das Zeitfenster für die Entscheidung sehr gering und die Zeit zum Ausweichen noch viel geringer. Gerade, weil man oft am hinteren Ende der Lebensleiste in den Nahkampf geht, ist hier die Anspannung enorm. Wieso die Lebensleiste so gering ist? Nun ja, in den Shooterpassagen überlegt sich Furi manchmal spontan zu einem Bullethell Shooter zu mutieren. Ihr wisst schon, die fiesen kleinen Dinger, in denen alles glitzert und glänzt und einen töten will. In der jede kleine Bewegung tödlich sein kann und die Wege zwischen zwei Schüssen kleiner als Nadelöhre sind. Gut, dass man sich manchmal den Weg freischießen kann und noch besser, dass manche Geschosse grün leuchten und damit signalisieren, dass man sich heilen kann, wenn man sie zerstört. Doof nur, dass dafür allzu oft kein Platz ist. Alcatraz? Lächerlich! Die Hälfte des Tests ist schon geschafft und ich habe noch kein Wort zur Story verloren. Ja, man mag es kaum glauben, die existiert wirklich – und sie ist verflucht undurchsichtig. Die Hauptperson von Furi – ein Mann in zerfetzter Kleidung und langem, wellenden, weißen Haar, erwacht wie immer in seiner Zelle, doch etwas ist anders dieses Mal. Ein seltsamer Typ steht da, verkleidet, in einem rosafarbenen Hasenkostüm und er erklärt, dass es eine Chance gibt, dem Gefängnis zu entkommen. Man muss lediglich an den Wachen vorbei kommen. Ein kurzer Shot nach draußen, das Gefängnis besteht aus diversen schwebenden Inseln, die bis ins Weltall reichen. Vor der Tür steht auch schon die erste Wache, sie scheint den Spieler erwartet zu haben. Nachdem sie niedergestreckt wurde, geht es weiter auf dem Weg nach unten. Immer wieder wird man dabei von dem Hasenmann belagert, immer wieder wandelt man auf seltsamen Pfaden, die auch kopfüber verlaufen. Es wirkt alles wie ein seltsamer Trip. Neon und Elektro – das muss die Zukunft sein The Game Breakers scheinen eine Zukunftsvision der 80er zum Leben erweckt zu haben. Neon beherrscht das Spiel. Lila, Rot, Weiß und Blau sind die Haupttöne, die man im Spiel sehen kann. Kontrast ohne Ende und alles ist grell und leuchtet. Da machen die Charaktere, wie auch die Umgebung oder die Geschosse keine Ausnahme. Und was passt besser zu Neon Grafik, als computererzeugte Musik? Elektromusik dröhnt eigentlich die ganze Zeit aus den Boxen. Sie hilft die Anspannung zu halten und treibt den Puls hoch, während man sich durch die Gegnerbosse beißt. Die Entwickler werben damit, wahre Größen aus dem Musikbusiness gewonnen zu haben und zählen Carpenter Brut und Danger auf – nicht mein Genre, schwer zu bestätigen. Aber trotzdem zieht mich die Musik sofort in das Spielgeschehen hinein. Sofern ich sie denn hören kann, denn anscheinend treibt das Spiel die PlayStation 4 an ihre Grenzen, denn selbst im Titelmenü drehen die Lüfter schnell mal voll auf. Das Spiel kann man darüber hinaus komplett auf Deutsch genießen, zumindest was die Texte angeht. Zur Sprachauswahl stehen lediglich Englisch, Französisch und Japanisch, aber bei den Bildschirmtexten kann man aus einer ganzen Vielzahl von Sprachen entscheiden. Nette Dreingabe und bei kleinen Indie-Entwicklerstudios keine Selbstverständlichkeit, auch wenn man das Spiel auch ganz ohne große Worte auskommt. Furi Furioser Zu den Trophäen von Furi kann man aktuell nicht allzu viel sagen, da ganze vierzehn von ihnen versteckt sind, allerdings handelt es sich dabei vermutlich nur um Storytrophäen. Das Wichtigste jedoch zuerst: Es gibt eine Platin-Trophäe, die auf den klangvollen, zeitlosen und stilsicheren Namen „Platintrophäe“ hört. Wenn da mal nicht ein wahres Designgenie dran beteiligt war. Wer diese am Ende in den Händen halten wird, steht jedoch auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Wer sich das vornimmt, muss das Spiel auf jede erdenkliche Weise perfektionieren. Zunächst muss man das Spiel auf Furioser abschließen, dafür muss man den Schwierigkeitsgrad erst freischalten, indem man auf Furi durchspielt. So weit so gut, allerdings muss man auch den S-Rang auf Furioser erreichen und wie wäre es mit der „einen Wächter besiegen ohne selbst Schaden zu erleiden“? So ein Bosskampf dauert gern mal eine halbe Stunde – viel Spaß. Wo wir schon mal bei Zeit sind, man muss auch einen Boss innerhalb von fünf Minuten erledigen. Okay, soviel zum Thema mit der halben Stunde, aber Zeitdruck ist wirklich das letzte, was man in dem Spiel gebrauchen kann. Naja, außer man nimmt sich vor das Spiel in 2.12:42 abzuschließen und so die Entwicklerbestzeit zu schlagen. Vielen Dank, ich glaube ich passe. Ich bevorzuge meine Controller in einem Stück. FAZIT Furi macht keine Gefangenen. Waffe in die Hand und Feuer frei. Das ist ungewöhnlich, macht aber überraschend viel Laune. Die Schwierigkeit bleibt dabei auf einem angenehm hohen Niveau und fordert stets volle Konzentration. Die komische Story verkommt schnell zur Nebensache, der Grafikstil und die Musik, die zugegeben nicht meinem Geschmack entspricht, sorgt aber dafür, dass der Puls stets hoch bleibt und es passt alles einfach wunderbar zusammen. Das Beste: Für PlayStation Plus Mitglieder ist das Spiel im kommenden Monat kostenlos, wer also noch nicht sicher ist, kann dort einfach mal reinschnuppern, für die etwas andere Erfahrung lohnt es sich, sich einmal in den Genremix zu stürzen. 8 von 10 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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