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Grim Fandango Remastered im Test für die PS4 - Der Sensenmann, back in black!


Realmatze

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Erinnert sich noch jemand an die alten LucasArts Adventures? Die charmant-witzigen und teilweise auch mit unlogischen Rätseln gespickten Point & Click Adventures aus den 90ern? Mit Grim Fandango wagte sich Tim Schafer in die ungewöhnlichen Gefilde der 3D-Adventures und konnte mit witziger Story, moderner Grafik, aber gewöhnungsbedürftiger Steuerung punkten. Nun wagt sich sein Team Double Fine an eine Remastered Version für die PlayStation 4 und was sich dabei alles getan hat, erfahrt ihr in unserem Test.

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Nach dem Leben ist vor der Ewigkeit

Konsole an, Spiel geladen, Retro-Nostalgie-Brille aufgesetzt und schon kann es losgehen. Das Spiel bremst nicht einmal am Hauptmenü – das gibt es schlicht und ergreifend nicht. Nach einer kurzen, aber lustigen Videosequenz findet man sich im Körper eines stattlichen Skeletts wieder. Doch Obacht, wer Wert auf die Trophäen legt, kann bereits mit dem ersten Schritt einen Fehler begehen, aber dazu später mehr. Das Skelett hört auf den wundervollen Namen Manuel Calavera, kurz Manny, und arbeitet für das Department of Death, kurz DOD.

Manny ist schon ziemlich lange Tod und es ist seine Aufgabe, die frisch Verstorbenen auf die ihnen zugedachte Reise ins Reich der Ewigkeit zu schicken. Je mehr gute Taten sie vollbracht haben, desto angenehmer wird diese. Und sobald Manny dem Reiseveranstalter genug Geld eingebracht hat, hat auch er seine Schulden abgearbeitet und darf die Reise zum großen Ziel antreten. Wenn da bloß nicht dieser Schleimer Domino wäre, der Manny immer alle guten Fälle wegnimmt.

Frecherweise schickt dieser auch noch Mannys Fahrer nach Hause, um eher am Ort eines Unglückes zu sein und Manny die Chance auf wertvolle Kundschaft zu stehlen. Doch aus der Not macht dieser eine Tugend, als er sich mit einem Elementarwesen zusammenschließt. Dummerweise deckt er auf diesem Wege auch noch eine Verschwörung auf und schließt sich kurzfristig dem Untergrund an, welcher dem Treiben ein Ende bereiten möchte. Und dieser schickt Manny quer durch die Unterwelt.

 

Remastered. So gut es geht.

Ich hoffe ihr habt eure Nostalgiebrillen noch nicht wieder abgesetzt, denn Grim Fandango sieht für heutige Verhältnisse einfach grauenhaft aus. Klar, die Texturen wurden für HD Verhältnisse angepasst und besonders die Gesichter wurden noch einmal neu nachgezeichnet, aber dennoch ist alles sehr klotzig und klobig und sieht noch genauso aus, wie vor mehr als zehn Jahren schon.

Tatsächlich bekommt man das eigentliche Spiel noch immer in 4:3 präsentiert. Klar, es gibt einen hübschen Rahmen, den man auch abschalten kann, aber selbst dieser verschwindet nach dem Laden ein ums andere Mal aus unersichtlichen Gründen. Wenn man möchte, kann man auch einen 16:9 Modus einstellen. Dabei wird das Bild zwar nicht gezoomt, aber dafür ziemlich in die Länge gezogen, wodurch alle Charaktere plötzlich leicht übergewichtig scheinen.

Wirklich störend ist allerdings das Fehlen eines automatischen Speichersystems. Versteht mich nicht falsch, grundlegend braucht ein Adventure dieser Art so etwas nicht, doch leider gibt es hier und da Bugs, die ein Weiterspielen unmöglich machen. Wenn Manny plötzlich anfängt zu schweben und dadurch keine Treppen mehr steigen kann, hilft nur noch das Laden eines alten Spielstandes. Gut, dass man jederzeit mehrere dieser anlegen kann, dumm nur, wenn man so sehr im Spiel vertieft ist, dass man da nicht immer dran denkt.

Nicht alles ist schlecht

Trotzdem muss man Grim Fandango Remastered und seinem Entwicklerteam zugestehen, dass man sich Mühe gegeben hat. An bestimmten Orten lassen sich Audiokommentare zuschalten, in welchen Tim Schafer mit seinem Team darüber redet, was sie sich bei der einen oder anderen Sache gedacht haben. Diese sind zwar im Gegensatz zum Rest des Spiels auf Englisch, werden allerdings deutsch untertitelt. Manchmal sind sie allerdings etwas trocken, wenn über die eine oder andere Programmiertechnik gesprochen wird.

Nett ist auch das Feature in die alte Optik umzuschalten. Hierbei wird deutlich, dass doch mehr getan wurde, als man im ersten Moment glaubt. Die alte Grafik ist sehr verpixelt und außerdem fehlen die Lichteffekte, die der überarbeiteten Fassung hinzugefügt wurden und einiges an Atmosphäre ausmachen. Überhaupt hat man eine Menge Anpassungsmöglichkeiten im Optionsmenü, die man sonst von Konsolenspielen nicht gewohnt ist.

Die wichtigste Neuerung ist aber vermutlich die Steuerung. Statt der alten, aber immer noch zuschaltbaren, Tank-Steuerung (Charakterbezogen) gibt es nun auch standardmäßig die kamerabezogene Steuerung, in welcher Manny in die Richtung läuft, die man auch auf dem Steuerkreuz oder Analogstick angibt. Klingt trivial, aber wenn man einmal an alte Spiele wie Resident Evil zurückdenkt weiß man wieder, wie umständlich das sein kann.

Der geistreichste Spaßmacher der Saison

Nehmen wir einmal alle Kritik beiseite und brechen das Spiel auf sein Hauptmerkmal herunter: der Humor. Wie die meisten Adventures aus der Lucas Arts Schmiede und Tim Schafers Feder ist auch Grim Fandango ein Abenteuer, welches sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Das fängt schon bei der absurden Handlung an, erstreckt sich aber über die Charaktere, Rätsel und die gesamte Spielwelt.

Das geht schon direkt bei der Sekretärin los, die Manny mit schnippischen Kommentaren bombardiert und der man mit den absurdesten Themen ein Ohr abkauen kann. Oder dem Ballontier-Macher, der alles Mögliche falten kann. Zum Beispiel einen toten Wurm. Oder gar die Arbeitsbienen, die eine Gewerkschaft gründen, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen. Die Liste kann ewig so weitergehen, denn die Welt ist voll davon.

Wer allerdings nur durch die Handlung rennt, wird vieles davon verpassen. Viele Gespräche und Gags sind rein optional und leicht verpassbar. Wer nach Komplettlösung vorgeht wird wenig Spaß an einem Spiel mit so geringer, eigentlicher Spielzeit. Der tatsächliche Spielspaß ergibt sich daraus, an der ein- oder anderen Kopfnuss zu knobeln und mit den Leuten zu reden – eben genau das, was ein gutes altes Adventure ausmacht. Und auch wenn die Rätsel verrückt sind: unmöglich ist keines.

Sony mag Kreuze

„Cross“ ist hier das Stichwort. Grim Fandango ist nämlich ein Cross-Buy Spiel und deshalb bekommen Käufer der PS4 Version auch die PlayStation Vita Version des Spiels und umgekehrt. Der Clou: Zuhause auf dem Fernseher zocken und unterwegs sein Spiel weiterspielen. Cross-Save macht’s möglich. Oder aber man probiert sich aus, auf welcher Konsole man lieber spielt. Doch eines sei gesagt: mit über drei Gigabyte macht sich das Spiel auf eurer Speicherkarte recht breit.

Auf der PlayStation Vita fällt der geringe Bildausschnitt aufgrund 4:3 leider noch mehr ins Gewicht, da der Bildschirm ohnehin schon so klein ist. Dafür gibt es allerdings eine neue Steuerungsmöglichkeit. Durch Touchsteuerung kann man Manny bewegen und somit trotz eingestellter charakterbezogener Steuerung sich dem Relikt der ersten 3D Spiele entziehen. Diese Steuerungsmöglichkeit erinnert an eine Mausbedienung und könnte für einige gar das Hauptargument für das Spielen von Grim Fandango Remastered auf Sonys Handheld sein.

Trotzdem sei vor der Cross-Save Funktion gewarnt. Es gibt Gerüchte, dass dadurch ganze Spielstände nicht mehr lesbar waren, oder gar das Spiel nicht mehr startete. Schade, bis solche Probleme gelöst sind, sind sie für viele meist nichtmehr notwendig, da sie das Spiel bereits abgeschlossen haben und kein Verlangen verspüren, es auf die ursprünglich angedachte Weise zu nutzen.

Ein Platinticket für Nummer Neun

Die meisten Trophäen in Grim Fandango Remastered sind versteckt und all jene sind auch verpassbar. Bei den meisten jedoch handelt es sich lediglich um Gesprächsoptionen, die man vor Abschluss eines Kapitels auswählen muss. Für den typischen Adventurespieler also kein Problem. Es gibt nur eine hochgradig verpassbare Trophäe, bei welcher man einer Person ein bestimmtes Item zeigen muss, bevor man durch ein anderes eine weitere Welle von Ereignissen auslöst.

Lediglich die automatischen Trophäen sind sichtbar und eine ganz besondere. Tim selbst haben wir es zu verdanken, dass ein Trophäenjäger das gesamte Spiel mit der berüchtigten Panzer- oder Tanksteuerung durchspielen muss. Zu Deutsch, Charakterbezogen. Links für nach links drehen, rechts für nach rechts, geradeaus und rückwärts funktionieren analog. Also nach Start des Spiels gleich das Optionsmenü öffnen und umschalten, wenn man sich einen Durchgang sparen will.

Mit einer Komplettlösung und einem Leitfaden ist diese Platin-Trophäe mehr als geschenkt. Selbst die Steuerung stellt kein großes Hindernis dar, nach kurzer Eingewöhnungszeit fällt es kaum mehr auf, vor allem, wenn man auch damals schon 3D Spiele gespielt hat, oder gar top-down Rennspiele. Es sei aber gesagt, dass dadurch vieles vom Reiz des Spiels verloren geht, vor allem wenn die ausgewählte Komplettlösung nicht ganz spoilerfrei ist.

Wer findet den Fehler? Dieser ist zwar nicht allzu kritisch, gehört aber leider auch nicht der Seltenheit an.

Persönliches Fazit

Grim Fandango Remastered ist die perfekte Umsetzung des Klassikers auf die aktuellen Konsolen. Es hat keine Fehler und kann besonders durch die komplett überarbeitete Grafik bestechen. Wie gerne würde ich das sagen, allerdings wirkt Grim Fandango Remastered gerade im Vergleich zur Monkey Island Special Edition nur lieblos dahin geklatscht. Richtig störend empfand ich es, dass die Untertitel oft viel zu kurz sichtbar waren und teilweise schon erschienen, obwohl noch das vorhergehende Gespräch lief.

Dennoch ist Grim Fandango Remastered ein charmant-witziges Adventurespiel, welches nach all den Jahren noch immer zündet und gerade in der heutigen Zeit, wo es an solchen Spielen mangelt, zum Pflichtkauf für alle Adventurefans gilt. Wer das Spiel allerdings schon damals gespielt hat oder sogar immer noch besitzt, sollte für sich selbst entscheiden, ob es ihm das Geld wert ist. Platinjäger kommen allerdings sowieso nicht um das Spiel herum. Vielleicht sollten sie lediglich auf den ein- oder anderen Patch warten.

7.0/10

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