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IGNORIERT

Test: Medal of Honor: Warfighter für die PS3: Shooter-Highlight oder Genre-Standard?


frozenaut

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2010 holte Electronic Arts Medal of Honor aus der Versenke und ließ es sich nicht nehmen, mit einem Reboot der Serie ausgerechnet Call of Duty, dem Genre-Krösus, den Kampf anzusagen. Dabei kam zwar ohne Zweifel ein gutes Spiel heraus, doch hatte man Probleme zwischen der eben genannten Reihe aus dem Hause Activision und dem hauseigenen Konkurrenten Battlefield eine individuelle Spielerfahrung zu bieten. Medal of Honor war von allem etwas, aber als Summe seiner Teile nichts Einzigartiges. Nun ist Innovation weder in der Videospielbranche noch im Speziellen bei Ego-Shootern heutzutage ein Schlagwort. Nichtsdestotrotz hat man sich auch 2012 wieder hohe Ziele gesetzt. Erneut wurde bei der Entwicklung des Titels mit zahlreichen kampferfahrenen Soldaten zusammengearbeitet, um dem Spieler ein möglichst hohes Maß an Authentizität zu präsentieren. So sollen nicht nur glorreiche Schlachten in Mittelpunkt stehen, sondern auch die persönliche, emotionale Seite des Krieges beleuchtet werden. Ob dies den Entwicklern Danger Close gelungen ist, oder Medal of Honor weiterhin in nachpubertären Selbstfindungsphasen steckt, erfahrt ihr in unserem Test.

 


Der rote Faden

Die eben genannten hohen Ziele werden im Spiel gleich zu Anfang unterstrichen. Schon in der ersten Mission geht es drunter und drüber, als bei einer scheinbar routinemäßigen Sprengung eines Containerschiffes, der gesamte Hafen einer pakistanischen Stadt in die Luft geht. Inszenatorisch liefert man dabei fantastische Arbeit ab. Egal ob der niederprasselnde nächtliche Regen, zu Boden stürzende Container oder brennende Gegner, besonders die erste Mission ist ein audiovisuelles Highlight und zeigt einmal mehr die Qualitäten der Frostbite 2 Engine auf. Das einzige was jetzt noch fehlen würde ist ein Hans Zimmer ähnlicher Score, aber auch der setzt leise im Hintergrund ein, als man im letzten Moment aus dem zusammenbrechenden Hafen flieht und der Medal of Honor Schriftzug den Bildschirm ziert. Genauso schnell wie im Spiel drin, ist man aber auch wieder raus, denn Spieler mit Shooter-Erfahrung werden nicht mehr als fünf bis sechs Stunden mit der Kampagne verbringen. Obwohl die erste Mission definitiv Lust auf mehr macht, haben uns die zwölf weiteren – um das vorwegzugreifen – eher enttäuscht. Denn das was hier im weiteren Verlauf geboten wird ist wieder nicht mehr als Standard.

Aber gehen wir Schritt für Schritt vor: die Story. Auch wenn man hin und wieder daran zweifeln mag, können wir bestätigen, dass es sie gibt. Die Missionen sind nicht einfach wild zusammengewürfelt, sondern hängen irgendwie zusammen. In welchem Sinne wird einem während des Spielens aber viel zu selten deutlich, denn durch die Konstellation und Montage der einzelnen Abschnitte gewinnt schnell der erstgenannte Eindruck die Überhand. Wechselnde Charaktere sowie Rückblenden teils innerhalb einer weiteren Rückblende sind dafür hauptverantwortlich. Dabei will man doch in einem Ego-Shooter kein Konzept á la Inception, sondern letztendlich nur eine interessante und zugleich schlüssige Story. Die letzten Jahre zeigen allerdings, dass dies scheinbar kaum einem Spieleentwickler gelingt. Von daher wäre es unfair jetzt alleine auf Medal of Honor dafür rumzutreten. Erst recht wenn man bedenkt, dass die Geschichte nicht an einem Verhör, sondern an einem Telefongespräch aufgefädelt wird. Spürt ihr den Sturm der Innovation?

 

 

Ein mißverstandener Held?

In diesem Chaos geht auch das ambitionierte Ziel, die persönliche Seite des Krieges zu zeigen, unter. Die erste Cutsceen zeigt einen der Protagonisten während eines Telefonats mit seiner Frau. Es geht um das gemeinsame Kind, die eigene Beziehung und dem Spieler wird durchaus deutlich, dass diese unter dem Beruf des „Helden“ leidet. Damit kreiert man eine sehr interessant Stimmung, die man – das muss man dem Spiel lassen – so bisher selten in Ego-Shootern präsentiert bekam. Leider schafft man es aber nicht, diese Atmosphäre in das Spielgeschehen zu transportieren. Von einem zwischen den Missionen als zwiespältigen Charakter, der am Krieg und dessen Folgen zweifelt, dargestellten Soldaten merkt man dann nämlich nichts mehr. Stattdessen werden solche Motive fast schon ins lächerliche gezogen, wenn man den im Spiel an den Tag gelegten Patriotismus betrachtet. Besonders gegen Ende der Kampagne nimmt dieser Aspekt fragwürdige Züge an, die wir euch aber ohne Story-Spoiler nicht näher bringen können.

 

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Immer mehr zu meckern

Von daher heißt es mal wieder Gehirn aus und durchballern. Dass Medal of Honor spielerisch an sich ein guter Shooter ist, steht nämlich außer Frage. Die zahlreichen Waffen lassen sich gut handhaben und hinterlassen ordentlich Schaden bei den Feinden. Diese glänzen zwar nicht durch erhöhte Intelligenz, aber reichen alle mal als legitimes Kanonenfutter. Ähnlich verhält es sich mit den KI-Weggefährten. Die verschiedenen Mitstreiter geben artig Munition und stören ansonsten nur selten. Lediglich an Türen ist man zur Interaktion gezwungen. Diese bricht man auf, um dann in Zeitlupe alle dahinterstehenden Gegner am besten stilsicher per Kopfschuss auszuschalten. Hört sich eigentlich nicht sehr spektakulär an und wäre es auch mit Sicherheit nicht, gäbe es in Medal of Honor keine 400 Türen. Gelingt aber eine solche Aktion, kann man mit der Zeit andere Arten des Druchbrechens freischalten. Darunter sorgt besonders der Einsatz des Tomahawks wortwörtlich für Aufsehen. Statt die Tür einfach einzutreten, kloppt ein Kollege das Ding dann mehrmals auf deren Griff bevor er sie letztlich aufstößt. Das Ganze sieht nicht gut aus, sollte jeden noch so tief schlafenden Gegner aufwecken und ist unter Bertachtung des Authentizitätsanspruchs nur zu belächeln.

Wenn man es damit nicht zu streng sieht, kann man auch hier ein Auge zudrücken. Wenn es hingegen um die Linearität der Missionen geht, ist wenig Interpretationsspielraum geboten. Medal of Honor ist so linear, dass sogar der gerne verwendete Vergleich des Schlauchlevels schon zu hoch gegriffen scheint. Die Levels sind schmale Korridore und in ihrer Gestaltung teils nicht nachvollziehbar. An vielen Stellen hätte man dem Spieler mehr Freiheiten zusprechen können. So ist es zu Beginn einer Mission zum Beispiel die Aufgabe, eine gegnerische Wache auszuschalten. Schon als man die Kontrolle über den Protagonisten übernimmt, ist das Fadenkreuz auf deren Kopf ausgerichtet und es nicht mal möglich, es von dort wegzubewegen. Den Abzug zu drücken ist die einzige Aufgabe des Spielers – so verpackt man Quick Time Events als scheinbare Spielszenen. Mit am meisten Spaß hat man jedoch, wenn die Waffen bei Seite gelegt werden und man in einen fahrbaren Untersatz steigt. Verfolgungsjagden sowie Katz- und Maus-Spiele mit den Widersachern bieten eine willkommene Abwechslung zum Shooter-Alltag und sind tatsächlich ein echtes Highlight.

 

Mehrspieler-Action

In Warfighter seid ihr nie allein unterwegs, sondern habt immer einen sogenannten Fireteam-Buddy an eurer Seite. Bei eurem Partner könnt ihr spawnen, aber auch verlorene Gesundheit und Munition zurückerlangen. Das Buddy-System ist an sich eine gute Idee und macht auch vieles richtig. Gleichzeitig sticht es aber auch ein Messer in den Rücken eines jeden guten Spielers. Denn tötet ihr einen Gegner, kann dessen Buddy euch für einige Sekunden als rote Silhouette auf dem Bildschirm sehen. Völlig egal, ob ihr 300m entfernt seid, hinter 4 Wänden steht, oder beides zusammen. In diesem Falle wäre das ja nicht gar nicht mal so schlimm. Läuft man aber gerade um die nächste Ecke, ist es nun mal kaum möglich mit noch so gutem Aiming den Vorteil eines effektiven Wallhacks auszugleichen. Wer gut spielt lebt gefährlich und so fungiert das Buddy-System leider oft als Bremse auf dem Weg zu den höheren Punktestreaks. Erreicht man trotzdem eine, besteht die Wahl zwischen Angriffs- und Verteidigungsaktionen. Die wiederrum richten sich teilweise nach der gespielten Klasse. Und als wären diese sechs nicht schon genug, gibt es jede davon für alle zwölf vertretenen internationalen Spezialeinheiten. Zu den Klassikern Amerika und Russland gesellen sich nämlich auch deutsche, polnische oder schwedische sogenannte Warfighter. Von daher fühlt man sich schon mal schnell wie bei der letzten Weltmeisterschaft. Gespielt werden aber keine 90 Minuten, sondern durchaus interessante Modi. Natürlich sind die Klassiker Team-Deathmatch und Herrschaft vertreten. Daneben sorgen aber teils wild zusammengemixte Modi für deutlich mehr Spaß mit der Waffe. Den sollten besonders Bastler auf jeden Fall haben. Die Möglichkeiten seine Wumme zu modifizieren scheinen schier unausschöpfbar. Damit kommen wir aber auch zum vielleicht größten Problem des Online-Modus. Natürlich sind auch die 72 verschiedenen im Spiel verfügbaren Soldaten ein tolles Verkaufsargument. Leider hat man aber den Punkt überschritten, an dem der zusätzliche Inhalt nicht mehr die Qualität des Spiels steigert. Stattdessen stiften die Massen an Objekten und Soldaten teils große Verwirrung, da man kreuz und quer einzelne freischaltet und auch die Menüs sehr unübersichtlich gestaltet sind. Wenn man auf diesen Komfort aber verzichten kann, bleibt bei Warfighter letztendlich immer noch ein solider Online-Shooter über.

 

Fazit

Wer hoch hinaus will kann tief fallen. Besser könnte man das Projekt Medal of Honor Warfighter vielleicht nicht beschreiben. Was Danger Close hier abliefert, kommt leider nicht an die hohen Ambitionen und den daraus resultierenden Erwartungen heran. Von daher steht das Spiel auch in unserem Test gerechterweise im Kreuzfeuer. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass Warfighter trotz alle dem kein schlechtes Spiel ist. Letztendlich ist es ein solider bis guter Shooter, der aber eben bei weitem nicht das ist, was er sein wollte.

 

6/10

     

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