Marloges Geschrieben 26. April 2016 Teilen Geschrieben 26. April 2016 Drinkbox-Studios, die wohl am besten für das Spiel "Guacamelee" bekannt sind, taten allen Vita-Besitzern einen großen Gefallen und entwickelten einen für die Konsole exklusiven Titel namens "Severed", ein First-Person Dungeoncrawler, welches die Touchscreen Funktion der Handheld Konsole voll ausschöpft. Ob es die Entwickler erneut geschafft haben einen klasse Titel rauszuhauen oder ob sie doch lieber ein weiteres Jump n' Run hätten entwickeln sollen, erfahrt ihr in unserem Test. Ein Mädchen auf einer mysteriösen Reise Das Spiel fängt etwas untypisch an. Bereits im Hauptmenü angekommen bemerkt man, dass es kein Intro-Video gab, das auch nur grob andeutet worum es gehen könnte und selbst die Optionen geben nicht mehr her als ein paar Audio-Einstellungen. Alles was man tun kann, ist auf "Neues Spiel" zu gehen und direkt ins Spiel geworfen zu werden. Keine Einleitung, keine Schwierigkeitsauswahl - nichts. Zunächst sollt ihr aus der First-Person Sicht geradeaus laufen. Knappe Tutorialtexte erklären euch wie das geht. Dabei sieht man, dass das Spiel in einzelne Bereiche eingeteilt ist. Drückt man nach vorne, geht man einen Bereich weiter und in jedem Bereich kann man sich stets um 90° drehen. Das war es. Irgendwann allerdings kommt ihr mit dem Mädchen in ihrem zerstörten Zuhause an und erfahrt allmählich, dass das Mädchen auf der Suche nach ihrer Familie ist und bereit dazu ist, sich dafür durch Gegnermassen zu kämpfen. Viel mehr werde ich an dieser Stelle auch nicht verraten, das Spiel verrät absichtlich nicht viel über sich und viel muss man wohl auch seiner eigenen Vorstellung überlassen. Fruit Ninja oder doch Metal Gear Rising? Trifft man auf den ersten Gegner wird durch ein Tutorial das sehr interessante Kampfsystem erläutert. Dieses steuert sich fast ausschließlich mit dem Touchscreen und Ziel ist es, die Gegner gezielt zu zerschneiden. Dabei muss man häufig darauf achten wo und wann die Gegner verwundbar sind und im richtigen Winkel angreifen. Die ersten Gegner sind logischerweise reine Übung und ziemlich leicht zu besiegen. Man kann sie zunächst frei angreifen, indem man entweder schnelle enge Streichbewegungen über ihnen ausführt, welche eher schwach sind, oder man macht ausführende lange Striche quer über den Bildschirm und richtet weitaus mehr Schaden an. Dabei schützt sich der Gegner irgendwann mit seinen Armen und ihr müsst die Lücken in seiner Deckung angreifen. Ganz wehrlos sind die Feinde natürlich auch nicht. Im unteren Bildschirmbereich seht ihr das "Logo" des Gegners, welches von einer Leiste umringt ist, die sich langsam füllt. Ist diese voll, seid ihr gewarnt, dass der Gegner angreifen wird. In der Regel müsst ihr dann in die entgegengesetzte Richtung des Angriffes streichen um den Schlag zu kontern. Es gibt allerdings auch Gegner, die man komplett daran hindern muss ihren Balken zu füllen, da ihre Angriffe nicht konterbar sind. Im Laufe der Zeit gibt es einige Variationen, zum Beispiel gibt es auch Feinde die mehrere Schläge hintereinander ausführen oder sich verwandeln können. Steile Lernkurve Genau wie schon in Guacamelee beweisen die Entwickler auch hier dass sie es wunderbar draufhaben dem Spieler nach und nach neue Spielmechaniken nahezubringen und das in so zeitnahen Abständen, dass man das gerade Gelernte drin hat und bereit für etwas Neues ist. So kommt nie Langeweile auf und das Spiel verkommt niemals in reine Routine. Hat man die Grundlagen des Kampfsystems erstmal drauf, wird man mit neuen Gegnertypen und später dann auch mit mehreren Gegnern gleichzeitig konfrontiert. Man kann sich den Kampf gegen mehrere Gegner so vorstellen, dass mehrere Symbole unten gezeigt werden, dessen Leisten sich füllen. So weiß man immer welcher Feind wann angreift und man kann sich rechtzeitig umdrehen um diesen auszukontern. Dazu kommen dann im Laufe der Zeit einige Kniffe hinzu. Zum Beispiel muss man bei manchen Gegnern bestimmte Stellen angreifen und deren Schwachstellen erst freilegen um ihn besiegbar zu machen, oder ihr müsst mit aufgeladenen Angriffen, die ihr später freischaltet, Barrieren von Gegnern zerstören um ihre Schwachpunkte offen zu legen. Auch erlernt ihr im Laufe des Spiels diverse Zauber, die ihr zu eurem Vorteil nutzen könnt. Beispielsweise einen Blendzauber, der Gegner für kurze Zeit ausknockt und perfekt dafür ist Angriffe aufzuhalten, die ihr sonst nicht mehr unterbrechen könntet oder ein Zauber mit dem ihr Buffs von Gegnern "fressen" und für euch selbst nutzen könnt. Ja, Gegner können sich auch gegenseitig buffen. In manchen Kämpfen wird man zu Anfang hoffnungslos überfordert sein und hektisch von Feind zu Feind wechseln, nur um dann einen Schlag von hinten abzubekommen. Aber das tolle ist, dass das meist nicht lange anhält. Während eures ersten Versuchs entwickelt ihr eine Taktik und könnt diese dann beim zweiten Mal versuchen umzusetzen. Das Spiel fühlte sich meiner Meinung nach nie zu schwer oder zu leicht an. Besonders gegen Ende sind die Kämpfe sehr stressig und anspruchsvoll. Erkundung von Dungeons Natürlich besteht das Spiel nicht nur aus Kämpfen, ein großer Teil des Spiels besteht darin durch verwinkelte Dungeons zu laufen, Schlüssel zu finden, Schalter umzulegen, Geheimgänge offenzulegen und Rätsel zu lösen. Tatsächlich macht das sogar eine Menge Spaß. Denn motiviert wird man zusätzlich durch das Finden von Gehirn- und Herzteilen, die euch einen Gesundheits- bzw. Manaschub geben, wenn ihr genug habt. Auch gibt es in Urnen Körperteile von Gegnern finden, die ihr dazu nutzen könnt, um eure Fähigkeiten aufzuwerten. Häufig gilt es in diesen Dungeons den richtigen Hebel zu finden oder den richtigen Schlüssel zu besitzen, jedoch gibt es auch kreativere Rätsel, bei denen sich bestimmte Türen nur durch das Wechseln der Tageszeit ändern, oder bei denen ihr unter Zeitdruck irgendwo hingelangen müsst. Das Spiel setzt zum Glück auch nicht auf "Random Encounter". Heißt, die Feinde sind stets nur einmal zu besiegen und dies könnt ihr sogar dazu nutzen um zu sehen wo ihr schon wart und wo nicht. Auch ganz interessant ist, dass man durch Erlangen neuer Fähigkeiten alte Dungeons nochmal besuchen kann um neue Wege zu öffnen, die vorher nicht betretbar waren. Nach und nach erzählt sich dabei die Story und nach etwa 5-6 Stunden seht ihr auch schon das Ende des Spiels. Doch auch wenn ihr jetzt womöglich erschrocken seid über die kurze Spielzeit, es sei euch gesagt dass das Spiel in dieser Zeit absolut keine Längen hat und euch permanent neue Gegner und Fähigkeiten bietet. Auch könnt ihr nach Beenden des Spiels noch optionale Sachen finden, was euch nochmal ca. zwei Stunden bei der Stange hält. Macht durch Zerhacken Wie bereits erwähnt könnt ihr euch durch Körperteile eurer Gegner neue Aufwertungen kaufen. Der Clou daran ist, dass ihr im Kampf durch mehrere Treffer hintereinander euren Fokus-Balken füllt, der euch, sollte er randvoll sein, in den Fokus-Modus bringt und ihr dadurch nach Töten eines Gegners die Möglichkeit habt, dessen Körperteile abzuschneiden. Hierfür habt ihr nur sehr begrenzte Zeit und ihr werdet besonders zu Anfang sehr darüber fluchen einige nicht zu bekommen. Allerdings ist dies alles nur Übung und die Zeit dafür lässt sich auch aufwerten. Zu den Körperteilen zählen Augen, Flügel, Arme und einiges mehr und ihr braucht stets eine bestimmte Menge an bestimmten Teilen um einen Skill aufzuwerten. Dazu gibt es auch noch spezielle Innereien, die ihr in andere Körperteile umwandeln könnt. Dies macht es weit weniger frustig sollten euch nur wenige Teile einer bestimmten Art fehlen und ihr einfach nicht die richtigen Feinde dafür findet. Unter den Upgrades sind dann die üblichen Sachen wie "Mehr Gesundheit", "Mehr Schaden", "Mehr Schaden mit weiten Attacken", aber auch speziellere Sachen wie das Regenerieren von Gesundheit beim Treffen eines Feindes, mehr Zeit fürs Zerschneiden von Gliedmaßen oder auch längere Wirksamkeit eurer Zauber. Im Verlaufe des Spiels kann man einen Großteil der Upgrades kaufen und sehr viel rumexperimentieren. Was abermals dafür sorgt keine Langweile aufkommen zu lassen. Das Spiel bietet natürlich auch Bosse, die wiederum ganz neue Ansätze erfordern, aber da will ich nicht zu viel vorwegnehmen. Nur, dass sie wirklich toll gemacht sind, es allerdings zu wenige von ihnen gibt. Der geringe Umfang ist aber wirklich auch so ziemlich das einzige, was ich dem Spiel vorwerfen würde. Trophy-Check Um die Platintrophäe in Severed zu erhalten braucht ihr gar nicht viel Zeit zu investieren. Dadurch, dass es keine Schwierigkeitsgrade gibt, ist nur ein Durchgang vonnöten und tatsächlich ist auch keine einzige Trophäe im Spiel verpassbar. Dadurch, dass Gegner nicht respawnen und man jede Menge Körperteile braucht, um alle Upgrades freizuschalten, sollte man meinen, dass man die Trophäe dafür verpassen kann, sollte man das Zerschneiden zu oft versemmeln. Allerdings haben die Entwickler an diesen Fall gedacht und an einer bestimmten Stelle einen endlosen Spawn an Feinden bereitgestellt. Jedoch werdet ihr nicht viel farmen müssen. Ich persönlich habe sehr oft das Zerschneiden verhauen und dennoch genug Teile zusammenbekommen. Für die Platin müsst ihr jede Map im Spiel zu 100% erkunden und alles sammeln und finden. Hört sich allerdings schlimmer an, als es ist, denn wenn ihr anders als ich früh herausfindet, dass man die Minimap durch Antippen vergrößern kann, findet ihr auch alles. Es wird angezeigt wieviel noch wo fehlt und die Maps zeigen auch sehr gut, ob und wo es etwas zu finden gibt. Der Rest der Trophäen kommt beim 100% Erkunden dann fast automatisch. Lediglich die "Vier Gegner besiegen ohne Schaden einzustecken" Trophäe könnte eine Herausforderung sein, aber ich bin sicher die meisten von euch bekommen sie beim normalen Durchspielen. Ich persönlich benötigte für die Platin etwa acht Stunden und würde die Schwierigkeit wohl mit einer fünf bewerten, guter Mittelmaß. Fazit Ich hatte sehr viel Spaß mit Severed. Zuerst war ich sehr skeptisch wegen der reinen Touchsteuerung, da ich eigentlich kein großer Fan davon bin. Allerdings hat Drinkbox es geschafft damit ein sehr spaßiges Kampfsystem zu erschaffen, das sowohl anspruchsvoll als auch etwas taktisch ist. Die Kombination aus Dungeon Crawler und Adventure Spiel funktionierte sehr gut und auch die typische Optik der Entwickler hat irgendwie was. Dadurch, dass man ständig neue Gegner und Fähigkeiten vorgesetzt bekommt, eine gute Mischung aus Kämpfen und Rätseln hat und sich das Spiel durch seine kurze Länge nie zieht, hat man mit Severed auf jeden Fall ein spaßiges Spiel vor sich. Dazu kommt eine verlockende, schnelle Platin. Ich kann auf jeden Fall behaupten, dass ich den Titel sehr unterschätzt habe und mir DLCs sofort kaufen würde, um die Entwickler zu unterstützen. Empfehlen würde ich das Spiel jedem, der auf etwas experimentelle Indie-Titel steht. Natürlich sollte man keine Grafikbombe erwarten oder die Innovation schlechthin. Doch für 15 Euro ist das Spiel definitiv einen Blick wert. Kritisieren müsste ich wohl tatsächlich die Kürze des Spiels, schließlich kann man nach gut 5-6 Stunden schon das Ende sehen, doch hat dies wie erwähnt Vor- und Nachteile. Auch fand ich es gegen Ende etwas anstrengend alle Gebiete nochmal durchzulaufen um alles zu sammeln, da das Spiel wirklich sehr verwinkelt ist und dieses abrupte Gebietswechseln mit der Zeit etwas auf die Augen geht. Alles Meckern auf hohem Niveau, für seinen Preis kann man mit Severed nur sehr wenig falsch machen. Ich empfehle jedem Besitzer einer Vita sich das Spiel mal anzuschauen, natürlich unter der Bedingung, dass ihr nichts gegen Indie-Titel habt. 8.5/10 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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