Realmatze Geschrieben 8. Juni 2017 Teilen Geschrieben 8. Juni 2017 Als Prey im Jahre 2006 erschien, hatte es eine Entwicklungszeit von unfassbaren 11 Jahren hinter sich. Auf eine Fortsetzung durfte man dann noch einmal genauso lange warten. Doch das, was im Jahre 2017 unter demselben Namen erscheinen sollte, hatte nichts mehr mit dem originalen Spiel gemein. Was Publisher Bethesda mit dem Dishonored-Entwickler Arkane Studios aus der ehemaligen 2K Lizenz gemacht hat, erfahrt ihr unserem Test. Der Präsident ist nicht tot, lang lebe Kennedy! Einer der beliebtesten Präsidenten der USA hat es in unserer Welt nicht geschafft, das auf ihn geplante Attentat zu überleben. Nicht jedoch in der Welt von Prey, hier hat der charmante Demokrat seine Präsidentschaft fortsetzen können und er nutzte die gewonnene Zeit, um seine Pläne zum Weltraumprogramm in die Tat umzusetzen und so schaffte es die Menschheit viele Teile der Galaxie zu erschließen. Doch sie haben nicht mit den Typhon gerechnet, die die Menschheit angreifen. Also gehen die USA und UdSSR ein Bündnis ein und bauen die Talos I, auf der die Wissenschaftler die Kreaturen studieren. Einer dieser Wissenschaftler ist Morgan Yu. Ob sie männlich oder weiblich ist, kann der Spieler selbst bestimmen, doch abgesehen von ein paar Umgebungsdetails ändert sich dadurch nicht viel im Spiel. Nachdem die TranStar Corporation die Talos I übernommen hat, wird hier an Neuromods geforscht, die Menschen außergewöhnliche Fähigkeiten verleihen, doch natürlich kommt es zu unerwarteten Komplikationen. Die Handlung ist wirklich gut in Szene gesetzt und wird durch Twists und eine futuristische und dennoch zusammenhängende Welt bereichert. Besonders interessant sind auch die vielen kleinen Nebenhandlungen, die man während der Erkundung findet und durch welche die Katastrophe erst so richtig deutlich wird. Seien es gierige Forscher oder Zivilisten auf der Flucht, es gibt viele tragische Schicksale, die die Bewohner der Talos I betreffen und die man nur entdeckt, wenn man Umgebungen, E-Mails und Audiologs in Verbindung bringt. Krach-Bumms-Fallera Das Gameplay von Prey ist leicht erklärt. Knarre, Gegner, schießen. Naja, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Besonders zu Beginn ist das Spiel doch eine recht knackige Herausforderung, wenn man nämlich noch keine richtige Waffe hat, die auch Schaden macht. Denn die Gegner sind gern in der Überzahl und überraschen den Spieler, da sollte man sich doch auf seine Zeiten in Dishonored zurückbesinnen, denn Schleichen ist gar keine so üble Alternative. Ein Tod bedeutet hier nämlich auch zurück zum letzten Speichern. Zum Glück kann man dies jederzeit und überall manuell tun. Im Spielverlauf merkt man, dass man rollenspieltypisch jede Menge Schrott einsammeln kann und auch das Inventar sich sehr schnell füllt. Zum Glück gibt es dafür ein paar Kniffe: wie wäre es zum Beispiel mit dem Recycling? Aus lästigen verschiedenen Objekten lässt sich so an den entsprechenden Maschinen (oder mit den entsprechenden Granaten) ein handlicher Klumpen herstellen, den man den verschiedenen Inhaltsstoffen zuweisen kann – daraus lassen sich Munition und andere nützliche Objekte herstellen. Ressourcenmanagement wird in Prey allgemein sehr groß geschrieben, nicht zuletzt weil man mit Munition nicht nur Gegner besiegen, sondern auch manchmal neue Wege erschließen kann. So wird jeder kleine Papierfetzen und jede vergammelte Bananenschale dank des Recyclings wieder wertvoll. Das System funktioniert sehr gut, doch zum Herstellen muss man eben auch die benötigten Blaupausen finden und die Werkbänke stehen auch nicht an jeder Ecke, was jedoch dank offener Spielwelt kein Problem darstellt. Viele Wege führen nach Talos I Interessant ist jedoch, wenn man einmal auf so ein komisches Gerät mit fiesen Nadeln trifft, die man sich ins Auge rammen kann – freiwillig. Dadurch kann man neue Fähigkeiten freischalten. Nützlich sind da die menschlichen Fähigkeiten, wie bessere Muskelkraft oder technisches Fachwissen. Interessant, aber nicht immer allzu nützlich sind aber auch die Alienfähigkeiten, mit denen man sich in Prey auf eine Stufe mit den außerirdischen Lebensformen stellen kann. Die Fähigkeiten sind jedoch nicht zwangsläufig für den Kampf ausgelegt. Die meiste Zeit wird man, sofern man sich auch für ein paar Anpassungen entscheiden kann, alternative Wege mit ihnen beschreiten. Hier kann man einmal eine defekte Tür reparieren, da ein paar Kisten aus dem Weg räumen oder sich winzig klein machen, um durch einen engen Spalt zu passen. Prey leidet nicht unter Alternativlosigkeit. Und das Beste: die ganzen Neuromods sind integraler Bestandteil der Geschichte und nicht einfach nur ein nettes Gameplayfeature. Wer jedoch auf besondere Fähigkeiten verzichten möchte, der kann das auch tun. Türcodes kann man aus E-Mails bekommen, PCs können anstatt gehackt auch mit den Passwörtern freigeschaltet werden, wenn man sie nur gut genug sucht und das wichtigste Feature überhaupt ist die Gloo Cannon. Mit dieser Waffe kann man nicht nur Gegner an Ort und Stelle festkleben, sondern auch defekte Rohre reparieren, freie Leitungen blockieren und sogar alternative Pfade schaffen, da sie steinähnliche Gebilde hinterlassen, auf denen man wandeln kann. Der Vorteil hierbei ist, dass die Geschütze auf jeden Fall auf der eigenen Seite stehen. Hat man nämlich zu viele Alienmods installiert oder nutzt seine überirdischen Fähigkeiten in der Gegenwart von unbescholtenen Personen, so kann aus Freund auch ganz schnell Feind werden. Verschlossene Türen können mir nicht wehtun Prey mag gar nicht so anmuten, doch das Spiel vermittelt einen sehr guten gruseligen Unterton. Besonders fies sind die Mimics, die sich in jedes normale Objekt auf der Talos I verwandeln können. Ein vermeintlich sicherer Hafen kann sich so schnell zu einer von Alien kreuchenden Umgebung verwandeln. Das bedeutet ein andauerndes Unbehagen beim Spieler und die Furcht vor einem plötzlichen Ableben ist genauso hoch wie die vor einem Jump Scare. Dabei ist es gar nicht so schlimm mit jenen billigen Tricks, mit denen leider viel zu viele Spieleentwickler ihren Kunden einen kleinen Aufschrei entlocken wollen. Stattdessen legt man den Wert auf das stetige Unbehagen und die düstere und geheimnisvolle Geschichte rund um die Forschungsgruppe auf der Weltraumstation. Und das hat Prey drauf, trotz immer gleicher Gegner. Ja, die Typhons unterscheiden sich leider kaum und man wird es immer wieder mit den gleichen Typen zu tun bekommen. Doch wie sie sich bewegen, wie sie sich verhalten und wie sie scheinbar ziellos durch die Gänge schlurfen, hat etwas faszinierendes und zugleich beängstigendes an sich. Sie murmeln abgehackte Sätze und findet man einmal einen überlebenden Menschen, so begegnet man ihm durchaus ein ums andere Mal mit Misstrauen. Genauso, wie es eben sein sollte. Und dank Munitionsknappheit und knackiger Schwierigkeit überlegt man sich jeden Schritt dreimal und schaut sich jedes Möbelstück dreimal an, bevor das gierige Looten beginnt. Zukunft ist Vergangenheit Schon bei Spielstart sieht man Prey seinen Entwickler an. Arkane Studios, die Macher von Dishonored, drücken dem Spiel ihren eigenen, offensichtlichen Stempel auf. Das ist jedoch keine Kritik. Prey sieht wirklich gut aus, die Animationen, die Effekte beim Einsatz von Kräften oder wenn eine Mimic sich zurückverwandelt oder aber auch die Umgebungstexturen. Sie alle passen so gut zusammen, dass sie eine Einheit bilden und so eine eigene, glaubwürdige Welt bilden. Auch wenn die Spiegel kein Spiegelbild reflektieren. Man kommt aber auch nicht drum herum bei dem Spiel einen weiteren Vergleich zu ziehen. Die Gestaltung der Umgebung und der Art déco Stil, der überall verwendet wird, erinnert sehr stark an die Abenteuer in der Unterwasserstadt Rapture und deshalb kommt der Vergleich zu Bioshock nicht nur von den Kräften und sonstigen Spielelementen. Die Grafik und das gesamte Design des Spiels beweisen vor allem eines: Bioshock im Weltall ist nicht Systemshock, Bioshock im Weltall ist Prey. Der Kontrast des klassischen Stils mit modernen Geräten, wie Computerbildschirmen und Touchscreens und den futuristischen Elementen wie Virtual Reality-Räumen und 3D Monitoren namens Lookinglass, sorgt für ein besonderes Erlebnis, welches man nicht so schnell vergisst. Der Sound, der dabei für eine andauernde angespannte Atmosphäre sorgt, tut sein Übriges. Selbst an der deutschen Synchronisation gibt es nicht viel zu bemängeln und auch die Untertitel lassen sich so einstellen, dass sie entweder nur die Hauptdialoge oder gar alle Dialoge anzeigen. TranStar Mitarbeiter des Jahres Prey tritt auch bei den Trophäen in die Fußstapfen von Dishonored, denn um die Platin-Trophäe zu erhalten, muss man eine ganze Menge Bedingungen erfüllen. Dazu zählt auch, das Spiel nur mit menschlichen Fähigkeiten, nur mit Typhon-Fähigkeiten und mit überhaupt keinen Neuromods durchzuspielen. Mathematiker haben jetzt schon im Kopf mitgerechnet, für alle anderen fasse ich es noch einmal zusammen: Das macht mindestens 3 Durchgänge! Wer nun denkt, er könne kreativ mit seinen Speicherständen jonglieren, der sei vorgewarnt: es gibt eine ganze Menge Trophäen, die spezielle Fähigkeiten erfordern und der Großteil der unfassbaren Anzahl an Collectibles kann ebenso nur mit bestimmten Fähigkeiten erreicht werden. Noch dazu sind technisch gesehen alle außer zwei Trophäen verpassbar, da ist der fehlende Anteil an Multiplayer-Trophäen aufgrund eines nicht vorhandenen Multiplayers nur ein schwacher Trost. Es gibt Berichte davon, dass eine der Personen sich in manchen Spielen vervielfältigt und somit zwei Trophäen beeinflusst, doch sind die Trophäen dadurch nicht unerreichbar. Bei anderen Tropäen, wie alle Crew Mitglieder finden oder alle E-Mails lesen, ist das Spiel gar positiv verbuggt, denn man erhält die Trophäen schon bevor der Zähler das absolute Limit erreicht. Und ja, richtig gelesen. In den Statistiken ist der Zähler einsehbar, danke dafür Prey. FAZIT Ich mochte das Ur-Prey und ich war skeptisch, als ich das neue Prey zum ersten Mal sah. Doch als Fan von Bioshock und Dishonored konnte ich meine Bedenken sehr schnell über Bord werfen. Prey macht einfach sehr vieles sehr richtig, kann aber definitiv auch nicht das Spiel für jedermann sein. Auch wenn einem viele Optionen offen gehalten werden, so gibt es doch stets einfache Wege, sich aus einer Situation herauszumanövrieren. Dennoch finde ich, dass das Untersuchen der Station sehr gut belohnt wird, auch wenn ich zu oft vor der Qual der Wahl stehe, welche Neuromod ich als nächstes installiere, da es so viele Routen gibt, die ich noch erforschen will. Wer die eingangs erwähnten Spiele mochte, sollte hier definitiv einen Blick riskieren. 70 von 100 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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