Realmatze Geschrieben 4. März 2017 Teilen Geschrieben 4. März 2017 Jetzt mal jeder die Hand hoch, wer früher Spyro The Dragon oder Banjo Kazooie gespielt hat. Ich würde jetzt zwar gern jedem, der sich jetzt nicht meldet, empfehlen dies dringend nachzuholen, doch dank Playtonic Games, die aus ehemaligen Rare-Entwicklern bestehen, muss ich das jetzt gar nicht mehr. Mit Yooka Laylee wollen die ehemaligen Donkey Kong Entwickler beweisen, dass das Genre noch immer gut ankommt und Fans der klassischen 3D Jump’n Runs auf einen Nostalgie-Trip schicken, während man auch der neuen Generation zeigen wollte, wie schön Spiele doch früher waren. Ob das gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Test. Einfach mal chillen Die Handlung von Yooka Laylee ist so sympathisch, wie man es von einem solchen Spiel gewohnt ist. Das anthropomorphe Chamäleon Yooka und sein lilafarbener Fledermausfreund Laylee haben es sich auf einem alten Piratenschiff bequem gemacht und es zu ihrer neuen Heimat erklärt. Laylee jedoch möchte einen alten Piratenschatz finden, denn ein mysteriöses Buch, was sich übrigens gut als Tablet eignet, verspricht ein spannendes Abenteuer. Doch hinter dem Buch ist auch jemand anderes her. Der böse Capital B. hat eine Maschine entwickelt, mit der er alle Bücher der Welt einsaugen kann und so muss er ja früher oder später auf das Richtige treffen. Ihm geht es dabei natürlich nur um Macht und Geld, doch anscheinend sitzen ihm auch noch andere Leute im Nacken. Investoren? Ein geheimer Bund von Bösewichten? Oder vielleicht seine Mutter? Es kommt wie es kommen muss, das goldene Buch von Yooka und Laylee wird erfasst und bevor sie es festhalten können, zerreißt es und seine Seiten werden in alle Winde verteilt. Also muss das ungleiche aber gut befreundete Duo sich auf den Weg machen, ihr Buch zurückzubekommen und nebenbei die ganze Welt vor schlimmerem Unheil zu bewahren. Ernst war gestern Gleich zu Beginn wird klar, das Spiel macht sich nichts aus Realismus und legt gleichzeitig einen großen Wert auf den Humor. Das beginnt schon bei den Bewohnern der Welten von Yooka Laylee. Man trifft auf sprechende Kanonen, die zu viel gefeiert haben, eine Wissenschaftlerin, die sich selbst in einen Oktopus verwandelt hat und einen sprechenden Kühlschrank, der den Angestellten von Capital B. Tonika verkauft, auch wenn diese mal ihren Mitarbeiterausweis verlegt haben. Aber auch ansonsten wird in den Gesprächen deutlich, dass man nicht allzu viel Wert auf anspruchsvolle Unterhaltung legen muss, das Spiel jedoch niemals plump oder dumm wird. Besonders Laylee neigt dazu, seinen Gegenüber nicht allzu ernst zu nehmen. Ähnlich verhält es sich bei Nebenaufgaben; so muss man einen Forscher aus dem Topf von Ureinwohnern befreien oder ein paar Schneemännern ihre Hüte wiederbeschaffen und dabei aus ihren Accessoires daraus schließen, ob ihnen der Piratenhut oder doch eher der von Indiana Jones gehört. Videospielreferenzen gehören in dem Spiel ohnehin zum guten Ton. Gern wird dabei auch die vierte Wand durchbrochen, zum Beispiel wenn Laylee bemerkt, dass der Shovel Knight sich im Spiel geirrt hat oder wenn der Arcade T-Rex noch immer in der Vergangenheit lebt und deshalb seine Grafik nicht mehr zeitgemäß ist. Da das Spiel über Kickstarter finanziert wurde, kann man sich aber auch auf ein paar Budget-Anspielungen freuen. Ganz wie früher Bei Yooka Laylee handelt es sich um ein Jump’n Run also worauf muss man sich einstellen? Genau: Rennen und Springen. Doch bei dem Spiel bekommt man gleichzeitig noch eine offene Welt spendiert, also muss man sich auf deutlich mehr einstellen, als nur auf Plattformrätsel, die die Geschicklichkeit des Spielers beanspruchen. Den größten Spaß hat man wohl beim Erkunden der Welten und dem Erfüllen von Nebenmissionen. Auch wenn die Ausprobierfreude ein wenig getrübt wird, wenn man feststellt, dass es Fallschaden gibt. Ein ebenso großer Teil ist aber auch das Kämpfen. Die Minions von Capital B. laufen überall herum und lassen sich auf die verschiedensten Arten besiegen. Neue Fähigkeiten kann man dabei von der Schlange Trowser kaufen, die aber nicht nur neue Schlagkombos hinzufügen. Vieles hilft auch, um an zuvor unerreichbare Stellen zu kommen; so reist man immer wieder zwischen den verschiedenen Welten hin und her, um alle Rätsel aufzudecken. Doch Vorsicht: einige Fähigkeiten verbrauchen die Fertigkeitsleiste. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wie früher fühlt man sich auch, wenn man immer wieder mit der widerspenstigen Kamera kämpft. Auch kommt es gelegentlich zu Clippingfehlern und wenn man sich Mühe gibt, kann man gelegentlich Bereiche erkunden, an die man eigentlich nicht kommen sollte. Besonders störend ist auch, wenn die Kamera wechselt und sich dabei die Steuerung anpasst. An einer Stelle kann es so passieren, dass man immerzu im Kreis läuft, da die Kamera in Dauerschleife wechselt. Und auch das Heilen durch Schmetterlinge aufgefüllt wird, ist nicht ideal gelöst, da das Berühren die Fertigkeits-, das Fressen jedoch die Gesundheitsleiste auffüllt und man gern mal einen Schmetterling berührt, den man eigentlich verspeisen wollte. Schnapp sie dir alle Ich wusste gar nicht, wie sehr ich es vermisst habe, bis ich es in Yooka Laylee wieder vorgesetzt bekam: die vielen Sammelobjekte. Anders als in anderen Open World Spielen, schaffen es 3D-Jump’n Run immer wieder, dass die Jagd nach allem was funkelt unglaublich viel Spaß macht und Yooka Laylee macht da mit seinen vielzähligen Collectibles keine Ausnahme. Das beginnt schon bei dem einen, in jeder Welt versteckten Piratenschatz, der stets schwer zu finden ist, der einen Münze, mit der man in der jeweiligen Welt ein Automatenspiel spielen kann und dem einen Molekül, mit welchem man sich in ein zur Welt passenden Wesen verwandeln kann, um neue Aufgaben zu erfüllen. Zentraler Punkt sind jedoch die Pagies – die Buchseiten des goldenen Buchs. Man findet entweder ganze Seiten oder nur Seitenteile und erhält sie für das Abschließen anspruchsvoller Sprungpassagen, dem Erfüllen von Missionen oder beim Auffinden von geheimen Bereichen. Sie ermöglichen es einem nicht nur neue Level freizuschalten, sondern auch bereits bereiste Welten zu erweitern. Fleißige Sammler können jedoch die Welten schon von Anfang an erweitern, sodass ihnen direkt das ganze Level zur Verfügung steht. Dieses Feature ist aber auch etwas fragwürdig, da die ohnehin schon großen Welten nur noch größer werden und man gar nicht immer gleich weiß, was jetzt neu ist. Am meisten wird man jedoch mit den 200 Federn pro Level beschäftigt sein. Viele liegen einfach so im Weg rum und markieren Pfade in die unterschiedlichen Bereiche einer Welt. Sie landen aber nicht auch einfach nur in einer Statistik, mit den Federn kauft man die neuen Fähigkeiten, die man oft braucht, um im Spiel voran oder nur in geheime Abschnitte zu kommen. Außerdem gibt es in jeder Welt fünf Geister, die stets unter bestimmten Bedingungen eingesammelt werden können. Und ab und an kann man auch ein Gesundheits- oder Fertigkeitsupgrade einsammeln. Endlich mal wieder bunt Yooka Laylee sieht optisch wirklich sehr ansprechend aus und gestaltet seine Welten seinem Genre entsprechend. Grüne Wälder, eisige Klippen, feurige Seen – hier gibt es alles, was man in einem Jump’n Run erwartet. Der Comic-Look versetzt den Spieler wieder sofort in die Zeit, als solche Spiele noch den Markt dominierten und die charmante Charaktergestaltung lässt einem Spieler direkt das Herz aufgehen. Besonders erfrischend ist es vor allem, dass man mal wieder ein Kickstarter-Spiel präsentiert bekommt, welches nicht durch Pixel-Look besticht. Schicke, hochwertige Texturen, eine gute Weitsicht mit wenigen Pop-ins und eine stabile Bildrate verstärken nur das ohnehin schon positive Bild, welches durch die lustigen und detaillierten Animationen und die schicken Lichteffekte entsteht. Auch, dass das Spiel komplett auf Deutsch lokalisiert ist, sollte für viele eine gute Nachricht sein. Eine andere Geschichte ist dabei die Fantasiesprache, die in Yooka Laylee gesprochen wird. Die ist zwar im ersten Moment ganz witzig, doch da sie aus den immer gleichen Lauten, die sich in Dauerschleife wiederholen, besteht, kann sie sehr schnell sehr nervig werden. Da kann auch nicht der tolle Soundtrack drüber hinweghelfen. Kollektomane Okay für Genre-Fans ist die Trophäen-Liste von Yooka Laylee leicht erklärt: Es ist exakt das, was man davon erwartet. Für alle anderen: um die Platin-Trophäe in Yooka Laylee zu erreichen, müsst ihr eine ganze Menge sammeln. 1010 Federn, 145 Pagies, 5 Schätze, 6 Gesundheits- und 6 Energieupgrades, 25 Geister und und und. Wer keine Lust auf einen solchen "Collectathon" hat, sollte ganz dringend die Finger vom Spiel lassen. Es sei denn, er spielt das Spiel um der Erfahrung willen und nicht nur aufgrund der Trophäen. Doch für alle anderen gilt: Viel mehr wird es nicht geben. Klar, man muss alle Bosse in den Welten besiegen (die interessanterweise nicht am Ende einer Welt auf den Spieler warten) und auch den Endboss erledigen, aber ansonsten wartet nichts weiter auf den Spieler, als einfach nur das gesamte Spiel durchzuspielen. Dazu gehört es natürlich auch alle Fähigkeiten freizuschalten und - und das ist viel wichtiger - alle Tonika freizuschalten. Diese Mittel, von denen immer nur eines für einen Buff angelegt werden kann, erhält man, indem man bestimmte Herausforderungen erfüllt. Nicht selten wird man dabei dazu gezwungen bestimmte Fähigkeiten häufiger einzusetzen und seinen Spielstil etwas zu variieren, wenn man nicht am Ende alles grinden möchte. Fazit Yooka Laylee ist wirklich ein fantastischer Vertreter eines viel zu wenig beachteten Genres. Die Präsentation, die Welt, die Charaktere, es stimmt einfach alles. Klar, es gibt ein paar kleinere technische Probleme und vielleicht hätte es dem Spiel auch gut getan, wenn die Welten etwas kleiner, aber dafür vielzähliger wären, aber trotzdem wird man heutzutage kaum etwas Besseres finden, wenn man auf der Suche nach klassischen 3D Jump’n Runs ist. Besonders Fans des Klassikers Banjo Kazooie sei Yooka Laylee wärmstens empfohlen, hier merkt man dass die Entwickler wirklich mit Herzblut dahinter standen und in Tem17 einen sehr guten Publisher gefunden haben. 8.5/10 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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