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Yakuza 6: The Song of Life im Test für die PS4: Ende einer Ära


Marloges

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y6-lead-755x425.jpeg.f780ada6809b9c2467ba1bffbe96e91f.jpegNachdem die Yakuza-Reihe durch Yakuza 0 nun endlich mehr Aufmerksamkeit im Westen generieren konnte, scheint es für die Reihe wirklich bergauf zu gehen. Zwar sind wir nach wie vor weit von dualen Releases in Japan und im Westen entfernt, aber zumindest scheint sich die Frage nicht mehr zu stellen, ob wir die Spiele noch bekommen, sondern eher wann wir sie bekommen. Mit Yakuza 6 geht nun die Reise von Kiryu Kazuma zuende. Der als großes Finale angepriesene Teil, welcher seit langem auch wieder nur einen einzigen Charakter spielbar macht, soll die Reihe befriedigend abschließen, bevor sie mit Shin Yakuza dann einen neuen Weg einschlägt. Ob dies gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Test.

 

Plötzlich Großvater

Bevor ich kurz auf die Rahmenhandlung eingehe, möchte ich noch kurz alle Leute warnen, die vorhaben Yakuza 5 nachzuholen. Die Handlung von Yakuza 6 baut direkt auf den Geschehnissen des fünften Teils auf und das Spiel beginnt sogar direkt damit das Ende von Teil 5 zu zeigen. Also ist es unmöglich irgendetwas über das Spiel zu sagen, ohne zu spoilern. Für wen das Spielen von allen bereits erschienenen Teilen allerdings keine Option ist, der kann sich im Hauptmenü eine Zusammenfassung der Geschichte von Teil 1  bis 5 anschauen. Das dürfte zwar einiges an Zeit verschlingen, ist aber eine gute Möglichkeit die Lücken grob aufzufüllen.

 

Als Resultat der Ereignisse aus Yakuza 5 entscheidet sich Kiryu freiwillig seine Haftstrafe abzusitzen, um auf ehrliche Art und Weise ein freier Mann zu werden, anstatt sich durch einen Anwalt der Yakuza dort rauszuwinden. Drei Jahre lang sitzt er also ab, während seine Ziehtochter Haruka sich alleine um die Kinder des Waisenhauses kümmern muss.

 

Als Kiryu nach seiner Haftstrafe zurückkehrt, muss er mit Erschrecken feststellen dass Haruka nicht aufzufinden ist. Offenbar ist sie schon vor Jahren verschwunden, um jegliche Verbindung zwischen der Yakuza und dem Waisenhaus zu kappen. Kiryu findet später heraus, dass sie in einen Autounfall verwickelt war und Mutter eines kleinen Sohnes geworden ist. Erschüttert durch diese Ereignisse, reist er zu einem kleinen Ort in Hiroshima um herauszufinden was genau mit Haruka in den drei Jahren seiner Abwesenheit passiert ist und wer der Vater des Kindes ist.

 

Die Story dieses Mal ist, ohne zu viel zu verraten, um einiges bodenständiger als die der letzten Teile. Dadurch, dass man nicht zwischen 4 bis 5 Protagonisten hin und her springt und jede Storyline verbinden muss, wirkt alles etwas schlüssiger. Natürlich gibt es aber dennoch wie in jedem Teil zahlreiche Twists, auf die man sich freuen kann. Es fühlte sich nur etwas zielgerichteter an, was als Finale von Kiryus Geschichte das Beste ist, was die Entwickler machen konnten.

 

 

Neue Engine, neues Glück

Durch die neue Dragon-Engine lassen sich das gute alte Kamurocho und die neue Stadt Onomichi um einiges flüssiger erkunden. Anstatt das Betreten von Gebäuden oder Starten von Kämpfen immer durch eine Ladesequenz unterbrochen wird, geht alles flüssig ineinander über. So kann man direkt durch eine Tür einen Supermarkt betreten, dort etwas kaufen und wieder gehen, ohne dass man auch nur eine Sekunde warten muss. Dazu kommt, dass man automatisch beim Sprinten über Geländer springt, von Dächern hüpfen kann und größere Gebäude mit mehreren Etage recht frei erkunden kann. Dadurch fühlt sich die Welt viel lebendiger und frei begehbarer an, weil man nie aus ihr rausgeworfen wird.

 

Optisch sieht das Ganze auch wirklich fantastisch aus. Man merkt dass Yakuza 6 der erste Teil ist, der exklusiv für die aktuelle Konsolengeneration entwickelt wurde. Gesichtsanimationen sind wieder sehr gelungen und die Cutscenes sind mal wieder sehr filmisch inszeniert, mit grandiosen japanischen Synchronsprechern. Auch gibt es die Standbild Sequenzen nicht mehr, die sporadisch in Yakuza 0 benutzt wurden. Wirklich alles an Story ist synchronisiert.

 

Neues Kampfsystem

Genauso frisch wie die neue Spielwelt ist auch das Kampfsystem, welches in seinen Grundzügen immernoch der Yakuza-Formel entspricht, aber einige Sachen neu macht. Zum einen ist das Moveset von Kiryu komplett anders. Er nutzt weder seinen "Dragon of Dojima"-Style, noch einen der in Yakuza 0 neu eingeführten Stile. Auch einige der Heatactions wurden komplett verändert, so dass man sich auf jede Menge neuer Angriffe freuen kann, denn wenn man ehrlich ist, hat man sich an manchen der alten Attacken schon etwas satt gesehen.

 

Die größte Neuheit ist aber wohl der neue Rage Modus, den ihr per Knopfdruck aktivieren könnt, wenn ihr eine gewisse Menge an Heat angesammelt habt. Dieser macht euch zur wütenden Kampfmaschine und ermöglicht euch neue Angriffe und Heat Moves. Außerdem könnt ihr nach bestimmten Schlägen auf die Dreieck-Taste hämmern und seht dann durch einen Close-Up-Shot wie das Gesicht eures Gegner durch euren Angriff verzogen wird und könnt verheerenden Schaden damit anrichten, während ihr euch darüber freut wie der Bursche mehrere Meter durch die Gegend fliegt.

 

Insgesamt fühlt sich das Kampfsystem etwas streamlined an, aber nicht einmal unbedingt im negativen Sinne. Klar, kann man sich über mangelnde "Tiefe" beschweren, doch erfüllt das Kampfsystem seinen Zweck hervorragend, inszeniert sich sehr gut und macht Spaß. Ich hatte auch den Eindruck, dass Gegnermassen etwas aggressiver agieren. Anstatt dass Feinde die meiste Zeit lang eher blöd rumstehen und euch einzelne Feinde attackieren, hatte ich das Gefühl, waren sie hier etwas aggressiver. Zumindest waren selbst normale Feinde manchmal eine kleine Herausforderung auf der schweren Stufe und Bosse richten wirklich gut was an Schaden an. Auch wurden jegliche Waffen, die man mit sich führen kann, gestrichen. Kein großer Verlust wenn man mich fragt, da der reine Faustkampf eh das Spaßigste ist und man Waffen eher für kostenlose Heat Moves benutzt hat, aber wer am Sammeln vom Waffen Spaß hatte, dem wird das vielleicht fehlen.

 

Stats und Skills

Da es quasi schon Tradition ist, dass das Skillsystem in den aktuelleren Yakuza-Spielen immer etwas anders funktioniert, wurde auch hier wieder ein neues und interessantes System eingeführt. Erfahrungspunkte werden in fünf verschiedene Kategorien eingeteilt und unterschiedliche Aktionen geben euch unterschiedliche EXP-Typen. So erhält man durch normale Straßenkämpfe andere Punkte als durch das Interagieren mit Hostessen, Lösen von Quests oder Spielen von Minispielen. Auch das Essen in Restaurants wird somit wieder interessant, da jedes Gericht bestimmte Arten an Erfahrung bringt und man sich heraussuchen muss, was man gerade braucht.

 

Genauso gibt es wieder bestimmte Herausforderungen im Spiel, die man absolvieren kann um noch mehr zusätzliche Erfahrung zu erhalten. Das motiviert sehr dazu den optionalen Content zu spielen, um noch ein paar Belohnungen abzugreifen. Die Skillpunkte lassen sich dann nicht nur für diverse Attacken und andere Skills ausgeben, sondern sind auch für Stats einsetzbar. Die Entscheidung, ob man nun lieber mehr Schaden und Leben oder doch lieber einen neuen Angriff erlernen möchte, ist sehr interessant und fügt einen weiteren kleinen RPG-Aspekt hinzu. Das Skillen seines Charakters fühlt sich hier freier an als je zuvor.

 

Jede Menge Minispiele!

Auch Yakuza 6 geizt natürlich nicht mit neuen Minispielen. Der Sidecontent in diesen Spielen ist ja beinahe so wichtig wie die Story an sich und auch hier wurden wieder sehr interessante und auch komplexe Nebenbeschäftigungen eingefügt. Wir können zum Beispiel Speerfischen gehen und müssen in einer Railshooter-artigen Sequenz Fische abschießen, um damit möglichst viele Punkte zu sammeln. Dabei gibt es am Ende jedes Levels sogar einen Boss und man kann leveln und zusätzliche Spearguns sammeln. Das Managen eines Baseball Teams inklusive Anwerben neuer Teammitglieder und Positionierung ist auch überraschend komplex.

 

In einer Bar mit Leuten sprechen, sich mit ihnen anfreunden und gute Ratschläge geben ist auch ein Minispiel, welches interessanter ist, als es den Anschein hat. Man baut sich dort einen gewissen Ruf auf und arbeitet daran ein Stammgast zu werden. Das Videochatting mit Videocam Models, die von echten Schauspielern dargestellt werden, ist wohl das witzigste Minispiel. Hier müsst ihr schnell die richtigen Tasten drücken, damit Kiryu auf der Tastatur im Chat die Dame dazu bringen kann sich zu entblößen. Die Kommentare bei diesen Videos sind ziemlich unterhaltsam und die Erotik des Live-Striptease nimmt man natürlich auch gerne mit.

 

Am interessantesten und aufwendigsten ist aber wohl das Clan-Creator Minispiel. In diesem geht es darum Kämpfer für den eigenen Clan anzuwerben und in Straßenkämpfen gegen gegnerische Banden einzusetzen. Aktiv mitkämpfen tut ihr hierbei nicht, sondern müsst mit euren Punkten entscheiden, welche Art von Einheit ihr losschickt und könnt dabei namenhafte Offiziere losschicken, die alle ihre eigenen Spezialfähigkeiten haben. Das Ganze spielt sich im Grunde wie ein simples Strategiespiel und es ist echt spaßig zu entscheiden, welche Einheiten ihr am besten losschickt. Zwar fand ich im späteren Verlauf, dass die normalen Einheiten viel zu schwach sind und lediglich die Offiziere noch wirklich nützlich sind, aber auch diese wollen taktisch eingesetzt werden. Das Ganze wird mit einer interessanten Storyline verbunden und es gibt sogar Onlineevents, die man bestreiten und sich mit den Einheiten von anderen Spielern messen kann. Ein wirklich cooles Minispiel.

 

Ein kleiner Wermutstropfen

So schön der neue Content auch ist, muss man sagen, dass dafür eine Menge alter Content gestrichen wurde. Einige der alten Minigames wie Karaoke, Mahjong oder Darts sind noch vorhanden, aber sehr viele alte Minispiele, die in so gut wie jedem Teil vorhanden waren, sind nicht mehr dabei. Bowling, Billard, Shogi und sämtliche Glücksspiele wie Poker, Blackjack, Roulette, Oicho-kabu, Cho-han etc. fallen weg. Genauso wie das Fischen oder die Claw Machines in den Sega-Spielehallen. Als Fan der Reihe muss ich sagen, stört mich das tatsächlich kaum, einfach weil diese Minispiele sehr abgedroschen sind, wenn man sie in quasi jedem Teil schon einmal gespielt hat. Aber es ist trotzdem etwas schade, dass so viel fehlt. Läuft dann aber einfach nur darauf hinaus, dass man einen anderen Teil einwerfen muss, wenn man auf diese Minispiele Lust hat. Virtua Fighter 5 als voll spielbare Version zu haben, gleicht das auf jeden Fall etwas aus!

 

Auch ist man vielleicht etwas verwöhnt, was die schiere Menge an Inhalt angeht, wenn man Teil 5 oder 0 gespielt hat. Während Teil 5 mit fünf verschiedenen Charakteren und fünf verschiedenen Städten aufwarten konnte und Teil 0 den zwei spielbaren Charakteren je vier Kampfstile verpasste, so hat man in Yakuza 6 lediglich einen spielbaren Charakter mit einem festen Kampfstil, der sich in zwei Städten bewegt. Und dabei ist ein kleiner Teil der ganz oberen Karte von Kamurocho nicht betretbar. Dieser ist wirklich nicht groß, im Grunde fehlt nur eine Straße, doch es verdeutlicht das man rein von der Menge des Contents her hier etwas weniger hat, als man vielleicht gewohnt ist.

 

Es macht allerdings alles Sinn. Yakuza 6 ist als das große Finale von Kiryu Kazuma als Charakter gedacht. Mehrere Protagonisten würden diesen Fokus ruinieren und die recht geradlinige Erzählweise der Geschichte funktioniert perfekt. Die wunderbar inszenierte und toll geschriebene Geschichte macht alle Makel, die Yakuza 6 haben mag, wieder wett und genügend neuen Content und Nebenquests bietet das Spiel nach wie vor.

 

Trophy-Check

Dadurch, dass einige Minispiele nicht vorhanden sind, es nur einen Charakter gibt und man auch keine 100 %-Trophy holen muss, ist die Platin in Yakuza 6 vergleichsweise sehr schnell erspielt. Das heißt aber nicht, dass man nicht dafür arbeiten muss! Alle Skills und Stats sollen gemaxt werden, man muss im Clan Creator ganze 100 Kämpfe abschließen und einen Offizier dort auch auf das Maximallevel bringen.

 

Was aber wohl am meisten Zeit verschlingt, ist das Abschließen jeder Substory. Dadurch, dass viele der Substories mit Minispielen zusammenhängen, muss man einen Großteil der Minispiele auch absolvieren. Die Freundschaft jeder Hostesse maximieren, euren Baseball Club zum Erfolg führen, Speerfischen, euch in der Bar beliebt machen... All das hängt mit den Nebenquests zusammen und somit muss man trotz Fehlen einer 100 %-Trophy einen Großteil des Contents spielen.

 

Ich persönlich habe rund 40 Stunden für die Platin gebraucht, wobei ein paar Stunden für die 100 Kämpfe und Sammeln von EXP draufgingen. Glücklicherweise kann man sich mit Proteinen und Nahrung jede Menge EXP durch Geld erkaufen und den Run auf dem Legend Schwierigkeitsgrad kann man sich auch sparen, indem man nach Durchspielen der Story einfach seinen Spielstand lädt, die Schwierigkeit hochstellt und nochmal die letzten Kämpfe absolviert. Bisher wohl die leichteste Yakuza-Platin, selbst die Challenges im Hauptmenü gibt es nicht mehr.

 

Fazit

Yakuza 6 mag nicht das stärkste Kampfsystem der Reihe haben und auch weniger Content als die meisten Teile, doch die stark erzählte Story und lebendige Welt machten Kiryus letztes Abenteuer zu einem tollen Erlebnis. Der neue Side Content macht sehr viel Spaß und das ganze Spiel fühlt sich durch die neue Engine und Kampfsystem absolut frisch an. Ein wirklich gelungener Abschluss, an dem es nur wenig auszusetzen gibt.

 

8.5/10

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