Marloges Geschrieben 2. August 2017 Teilen Geschrieben 2. August 2017 Echtzeit-Taktik-Spiele waren vor einigen Jahren noch recht groß im Rennen. Spiele wie Commandos, Jagged Alliance oder Desperados rotierten in vielen PCs und gaben mit ihrem kniffligen Gameplay vielen Leuten den Kick einen Level abzuschließen. Seit einigen Jahren jedoch ist das Genre sehr rar gesät. Im Indie-Bereich findet man gelegentlich noch kleinere Titel, die ein ähnliches Gameplay bieten, doch so richtig rankommen tun sie nicht, an die guten alten Titel von damals. Mit Shadow Tactics jedoch wagt sich ausgerechnet ein deutsches Studio namens "Mimimi Productions" an die Aufgabe, eben jenes Genre wieder aufleben zu lassen und dies in einem sehr spannenden Setting, nämlich der Edo-Zeit in Japan. Ob das Spiel überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Test. Wie eine handvoll Leute eine Burg erobert Wer schonmal einen Titel dieser Art gespielt hat, kann sich in etwa vorstellen, wie sich Shadow Tactics spielt, für die anderen jedoch eröffnet sich hier evtl. eine völlig neue Spielweise. Shadow Tactics spielt sich aus einer isometrischen Sicht. Im Tutorial-Level zu Beginn des Spiels spielen wir vorerst lediglich Hayato, einen Ninja der vorhat eine Festung zu infiltrieren, um sein täglich Brot zu verdienen. Dabei wird in kurzen Texteinblendungen erklärt, wie sich das Ganze steuert. Zunächst einmal klettern wir also gemächlich eine Klippe hinauf, besteigen die Mauer der Festung und schalten die ersten Feinde aus, die natürlich praktischerweise recht alleine herumstehen und uns den Rücken zudrehen. Schnell kommen immer mehr Spielmechaniken hinzu und ihr bekommt ein wirklich komplexes Gameplay nahegebracht, welches euch bis zur Mitte des Spiels stets neue Mechaniken beibringt. Das ganze spielt, wie es die Genrebezeichnung schon vermuten lässt, in Echtzeit. Das heißt ihr müsst aus der isometrischen Sicht einzelne Befehle nutzen, wie zum Beispiel in einem Busch verstecken, eine Leiche verstecken oder eben jemanden töten, habt dabei aber nicht unendlich viel Zeit zum Überlegen, wie in einem strategischen Spiel wie XCOM. Stattdessen bewegen sich Wachen stetig auf der Karte und so spielt nicht nur Strategie eine große Rolle, sondern auch Timing. Tatsächlich steuert sich das Spiel auch mit einem Controller wirklich gut und macht Nutzen von einem Großteil der Tasten. Quicksave ist euer bester Freund Aus diesem Grund empfiehlt euch das Spiel auch schon sehr früh regelmäßig zu speichern. Glücklicherweise geschieht dies mit einem simplen Knopfdruck und ihr erhaltet gleich drei Quicksave-Slots, damit ihr euch durch ein versehentliches Drücken nicht in eine aussichtslose Lage befördert. Und ihr werdet diese Funktion lieben, denn man braucht sie wirklich oft. Es klingt sicherlich nach einer sehr frustigen Erfahrung wenn ich sage, dass euch das Spiel bereits nach einer Minute warnt, dass ihr nicht gespeichert habt, aber durch die sehr kurzen Ladezeiten ist auch ständiges Laden von Spielständen kaum nervig und wenn ihr geduldig und vorsichtig spielt, braucht ihr nichtmal ständig laden. Der Grund dafür, dass ihr oftmals resetten müsst, ist schlicht und einfach die Tatsache, dass es sehr knifflig sein kann manche Passagen zu bewältigen ohne entdeckt zu werden. Feinde haben ein sehr großes Sichtfeld und sind nicht gerade rar gesät. Oftmals muss man erstmal ausprobieren, ob das Töten eines Feindes und Verstecken seiner Leiche von der Zeitspanne her überhaupt schnell genug vonstatten gehen kann, bevor sich die andere Wache wieder umdreht. Genauso kann man sich leicht in schwierige Situationen bringen, indem man einen Alarm auslöst und sich anschließend versteckt, dann aber merkt, dass aufeinmal so viele Wachen herumstehen, dass man aus dieser Situation nicht mehr herauskommen kann. Ein Arsenal aus nützlichen Tools Glücklicherweise bietet das Spiel wegen der Übermacht an Feinden eine ganze Menge an nützlichen Gameplay-Mechaniken, die euch das Leben erleichtern. So könnt ihr beispielsweise Sichtfelder von einzelnen Wachen einblenden lassen, damit ihr seht, wie weit diese schauen können. Diese sind wiederum in zwei Bereiche eingeteilt. Einmal der grüne Bereich, in dem ihr auf jeden Fall gesehen werdet, außer ihr seid in einem Busch versteckt oder verkleidet, und einmal der gestrichelte Bereich, in dem ihr nicht gesehen werdet, solange ihr geduckt herumlauft. Geduckt seid ihr natürlich schwerer zu sehen, aber auch sehr viel langsamer und ihr steht automatisch auf, wenn ihr eine Leiche herumtragt oder jemanden tötet. Also müsst ihr all dies im Hinterkopf behalten. Dadurch, dass ihr aber nur ein Sichtfeld aufeinmal sehen könnt, ist es wichtig euch zu merken, wo genau ihr laufen könnt und wo nicht. Oftmals werden Bereiche von gleich mehreren Wachen beobachtet und auch wenn eine Wache nicht so weit schauen kann und deren Sichtbereich euch suggeriert, dass ihr sicher seid, kann eine andere Wache von einem Wachturm vermutlich weiter schauen und euch entlarven. Ein weiteres Tool, das euch vor so etwas schützt, ist die Markierung. Ihr könnt einen Bereich der Karte markieren und immer wenn eine Wache diesen Bereich anschaut, wird eine Linie zu ihr gezogen. Das heißt ihr könnt mit eben jener Markierung checken, ob ein Bereich sicher für euch ist und auch überprüfen, ob es ein Zeitfenster gibt, in dem niemand dorthin schaut. Es gibt noch eine ganze Reihe an weiteren kleinen und nützlichen Clues die euch helfen, zum Beispiel dass ihr grün angezeigt werdet, wenn ihr in einem Busch unsichtbar seid, oder auch der Lärmpegel, der euch zeigt wie laut euer Angriff gerade ist, aber das würde etwas den Rahmen sprengen. Seid nur versichert, dass euch das Spiel genug Informationen gibt und dass jegliche Fehler immer eure eigene Schuld sind. Auch sehr genial ist der Schatten-Modus, mit dem ihr Pläne erstellen könnt, die ihr später per Knopfdruck ausführen lassen könnt. Aktiviert ihr den Schatten-Modus, steuert ihr eine Art Kopie eures jeweiligen Charakters und könnt eine Aktion ausführen und speichern. Zum Beispiel das Ausschalten eines Gegners von hinten. Schaltet ihr dann zum nächsten Charakter und tut dasselbe mit ihm und einem anderen Gegner, speichert ihr dies ebenfalls. Anschließend aktiviert ihr euren "Plan" und die Aktionen, die ihr vorher gespeichert habt, werden dann von beiden Charakteren gleichzeitig und automatisch ausgeführt. So könnt ihr gleich mehrere Sachen gleichzeitig machen, obwohl ihr normalerweise nur einen Charakter steuern könnt. Ein tödliches Team Damit ihr Japan jedoch nicht ganz alleine zu einem besseren Ort machen müsst, schaltet ihr nach und nach neue Gefährten frei, die auch sehr gut in die Geschichte des Spiels eingebunden werden. So trifft Hayato beispielsweise beim Infiltrieren der Festung auf den Samurai Mugen und kooperiert mit ihm, um sich durch die Gegnerhorden zu schlagen und schleichen. Jeder Charakter hat dabei einzigartige Fähigkeiten und ist daher auf seine eigene Art und Weise wertvoll. So ist Hayato beispielsweise der agile Ninja, der an Haken Gebäude hochklettern kann, mit Shuriken Gegner aus weiter Entfernung tötet und sie mit Steinen ablenken kann und Mugen der Krieger, der gleich drei Gegner auf einmal töten kann, wenn sie dicht beeinander stehen, sie mit einer Sake-Flasche zu einem bestimmten Ort lockt und gleich zwei Leichen aufeinmal tragen kann, ohne Tempo einzubüßen. Dafür ist er natürlich nicht annähernd so agil. Es gibt noch drei weitere Charaktere, die auch allesamt ihre eigenen Fähigkeiten haben, zum Beispiel einen Scharfschützen oder eine Fallenstellerin, aber alle Fähigkeiten möchte ich hier auch nicht vorwegnehmen. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich sehr zufrieden mit der Auswahl war und dadurch, dass man ständig andere Zusammenstellungen bekommt und erst später im Spiel mit allen Charakteren aufeinmal spielt, auch eine Menge Abwechslung hat. Beeinflusst die Geschichte Japans Das Spiel bietet auch eine relativ interessante Story, die ihr entweder mit englischer oder japanischer Sprachausgabe erleben könnt. Auch deutsche Texte sind vorhanden. Ich persönlich bevorzuge in einem solchen Spiel japanisch, da es einfach ins Setting passt. Die Geschichte selbst handelt von einem bösen Kriegsherren namens Kage-Sama, der den Frieden bedroht und den es gilt aufzuhalten. Ich empfand die Story als recht generisch und nicht sonderlich packend, fand aber die Charaktere und Dialoge zwischen diesen als sehr sympathisch. Von daher war der Storyaspekt eher ein positiver und sowieso mehr Mittel zum Zweck, da man hier natürlich eindeutig den Wert mehr auf das Gameplay setzt. Es gibt auch keine Cutscenes, sondern man muss mit den normalen Charaktermodellen aus der isometrischen Sicht vorlieb nehmen, wann auch immer Storytelling auftaucht. Die Grafik des Spiels ist recht ordentlich. In einem solchen taktischen Spiel braucht man natürlich nicht viel zu erwarten, aber die Modelle der Charaktere sehen recht detailliert aus, genau wie die Level selbst. Diese sind auch recht abwechslungsreich mit klassischen Burgen, die man clearen muss, aber auch Gebirgen, Schneegebieten, japanischen Gärten und Tälern. Der Soundtrack des Spiels ist eher unauffällig, aber trägt gut zur Stimmung des Spiels bei. Das Main Theme des Spiels allerdings ist wirklich schön und führt dazu, dass man gerne auch mal etwas mehr Zeit im Menü verbringt. Durchspielen ist eine Sache... Shadow Tactics bietet mit 13 Leveln eine wirklich gute Menge an Content. Persönlich habe ich für jedes Level mindestens eine Stunde gebraucht. Man muss erstmal das Layout kennenlernen und kämpft sich recht langsam vor. Doch ist das Durchspielen der Kampagne nur ein Bruchteil dessen, was man im Spiel machen kann. So gibt es insgesamt drei Schwierigkeitsstufen, von denen ich die mittlere gespielt habe und etliche optionale Herausforderungen in Form von Abzeichen, die ihr verdienen könnt. Viele sind an sehr schwere Herausforderungen gebunden. So müsst ihr beispielsweise Level absolvieren ohne auch nur eine Person zu töten, dürft spezielle Fähigkeiten nicht benutzen, müsst jeden einzelnen Gegner besiegen, dürft bestimmte Wege nicht gehen oder müsst Level schnell abschließen. So stellt sich auch heraus, wie frei man beim Clearen eines Levels ist. Das Spiel gibt euch zum Beispiel in einer Mission die Anweisung euch zu verkleiden, um eine bestimmte Glocke zu läuten, damit ein Großteil der Wachen abgelenkt ist. Jedoch könnt ihr das Level auch schaffen ohne euch die Verkleidung überhaupt erst zu holen oder eben jene Glocke zu läuten. Der offizielle Weg ist nicht der einzige. So könnt ihr jedes Level mehrmals auf verschiedenen Stufen und mit verschiedenen Challenges absolvieren und habt jedesmal eine andere Erfahrung. Belohnung des Shoguns Für die Trophäen müsst ihr auch genau dies tun: Alle Abzeichen in jedem Level erlangen. Dies wird euch einiges abverlangen, denn manche sind wirklich knackig. Ich wette aber, dass es wieder fleißige Spieler geben wird, die Videoguides anbieten die das Ganze um einiges einfacher machen werden. Ich kann aber nur empfehlen die Challenges selbst zu lösen, manche sind zwar sehr frustig und einfach nur hart, andere machen aber wirklich Spaß. Alternative Möglichkeiten finden ist ein großer Reiz des Spiels. Andere Trophäen sind 1000 Wachen töten, die Entwickler des Spiels finden und töten (anscheinend gibt es NPCs, denen die Namen der Entwickler gegeben wurden), 11 Hühner töten und einige andere levelspezifische Herausforderungen. Klingt alles noch recht harmlos im Vergleich zu den Herausforderungen selbst. 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