Realmatze Geschrieben 18. Oktober 2017 Teilen Geschrieben 18. Oktober 2017 Der Publisher Koei Tecmo ist vorrangig für seine Dynasty Warriors Serie bekannt, in der man sich ja eher kopflos ins Kampfgetümmel stürzt. Doch gemeinsam mit dem Entwickler der Atelier-Reihe Gust Co. bringen sie nun ein etwas anderes Spiel auf die PlayStation-Konsolen und wollen so den angestaubten rundenbasierten JRPGs wieder ein bisschen neuen Pep geben. Was das im Falle von Blue Reflection bedeutet und ob sich das für JRPG Fans lohnt, erfahrt ihr unserem Test. Mit der Macht der Liebe Das Spiel beginnt und sofort fühlt sich der geneigte Rollenspieler mit Faible für fernöstliche Comiczeichnungen heimisch: Blue Reflection sieht genauso aus, wie man sich ein JRPG vorstellt. Bedeutet: kleine unsichere Schülerin kommt an eine neue Schule und muss sich nach einem schweren Schicksalsschlag mit ihrem neuen Leben auseinandersetzen. Im Falle von Blue Reflection bedeutet das: nicht mehr Ballet tanzen zu können. Doch es dauert nicht lange und schon merkt sie, dass sie kein gewöhnliches Mädchen ist. Sie ist in Wahrheit ein Reflector, das sind Menschen, die in das sogenannte Common reisen können, um dort gegen mysteriöse Kreaturen zu kämpfen. Beim Common handelt es sich um die Gefühlswelt verschiedener Personen und indem Hinako Shirai gemeinsam mit ihren Partnerinnen Lime und Yuzu den Menschen mit ihrem Gefühlschaos hilft, schaffen sie ein mächtiges Band untereinander. Das ist auch nötig, denn mächtige Monster, genannt Sephira, sind auf dem Weg zu verschiedenen Punkten auf der Welt, um sie zu zerstören. Und wie es der Zufall so will, ist die Hoshinomiya Girls High School, Dreh- und Angelpunkt des Spiels, auch einer dieser Punkte. Die Handlung scheint direkt aus einem der vielen anspruchslosen „magical Girl“-Animes entsprungen zu sein und bleibt leider auch so anspruchslos. Man kann Spaß damit haben, wenn man darauf steht, aber einen Preis würden die Entwickler dafür nicht bekommen. Schon mal gesehen. Während man also vormittags die Schule besucht, dabei verschiedene Schüler trifft und ihnen bei ihren Problemen hilft, um entweder die Freundschaft zu vertiefen oder neue Fähigkeiten freizuschalten, trifft man sich nachmittags auf dem Dach der Schule, um sich zu beraten oder man reist in die mysteriöse Paralleldimension, wo man sich in rundenbasierten Kämpfen seinen Gegnern stellt und durch Beschwörungen und Zauber sich ihrer entledigt, um Erfahrungspunkte zu sammeln und Gegenstände zu farmen. Doch Obacht, sehen die Gegner einen zuerst, haben sie zu Kampfbeginn die Oberhand und deshalb sollte man stets versuchen, den Kampf mit einem Präventivschlag einzuleiten. Persona bildet somit einen guten Mix zwischen Schulsimulation und Dungeoncrawling. Moment, eigentlich geht es hier doch um Blue Reflection. Und tatsächlich: was nach dem erfolgreichen Spiel aus dem Hause Atlus klingt, trifft ebenso auf Blue Reflection zu. Allerdings ist das alles eine Spur einfacher gehalten. Das Zeitmanagement ist nicht so straff wie im großen Vorbild und der Anspruch ist deutlich geringer. Das liegt nicht zuletzt an der Handlung und den Belangen der Mitschüler. Hier dreht es sich um weltbewegende Themen wie „Ich bin zu schüchtern, um meinen Schwarm anzusprechen.“ oder „Meine größte Konkurrentin will nicht gegen mich antreten.“. Probleme, wie sie nur echte Teenager haben können. Rundenbasiert? Aber gerne doch! Der fehlende Anspruch spiegelt sich größtenteils in den rundenbasierten Kämpfen wieder. Nicht nur, dass man gegen die immer gleichen gesichtslosen und generischen Wesen antreten muss, nein, nach jedem Kampf werden die HP und MP vollständig wiederhergestellt. Hat natürlich einerseits den Vorteil, dass man jeden Kampf mit den gleichen Bedingungen startet, verändert aber natürlich das gesamte Gefühl des Erkundens. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Kämpfe selbst recht taktisch ausfallen. Am oberen Bildschirmrand kann man immer sehen, welcher Kämpfer als nächstes dran ist, da sich sowohl von links als auch rechts kleine Bildchen der Bildschirmmitte nähern. Setzt man nun bestimmte Fähigkeiten ein, kann man den Gegner auf der Linie zurückstoßen und so seinen nächsten Angriff hinauszögern. Doch stärkere Zauber sorgen oft dafür, dass man selbst auch weiter hinten wieder einsteigt. Zusätzlich gibt es noch den Overdrive, den man über längere Zeit aufladen kann. Mit diesem kann man nicht nur während eines Zuges mehrmals angreifen (man darf jede Fähigkeit allerdings nur einmal einsetzen), die Angriffe selbst kosten zusätzlich weniger MP und teilen stärker aus. Und natürlich gibt es hier auch die üblichen Schwächen und Resistenzen, bei den Typen handelt es sich hier um Slash, Impact, Pierce und Heart. Gut, dass es im Menü eine Datenbank gibt, in der man die Typen der Gegner nachlesen kann. Immer mächtiger! Was machen Jugendliche, die keinen Bock auf Schule haben? Richtig, sie spielen mit ihrem Smartphone herum. Per Tastendruck kommt man in den sogenannten Free Space, wo man mit seinen Freunden chatten, in der Jukebox die Spielmusik hören oder sein Wallpaper ändern kann. Natürlich laufen die Chats ganz automatisch ab und die Chats sind auch vorgefertigt und sind zu bestimmten Momenten im Spiel verfügbar. Dafür gibt es aber auch ein Tamagotchi, um das man sich kümmern kann. Das Aufleveln hingegen funktioniert ein wenig anders, hier erhält man für das Erfüllen von Aufgaben oder auch nur durch Gespräche im sozialen Leben sogenannte Growth Points, die man auf die Stats Attack, Defense, Support und Technic verteilen kann. Diese steigern nicht nur die Angriffskraft, Verteidigung und Co., sondern ermöglichen es auch neue Fähigkeiten zu erwerben, was man jederzeit prüfen und so seinen Charakter gezielt aufrüsten kann. Ebenso ungewöhnlich ist die Ausrüstung. Im Gegensatz zu anderen Rollenspielen, rüstet man keine Waffen oder Kleidung aus, sondern man steckt Fragmente in seine Skills. Diese Fragmente erhält man, wenn man einem Mitschüler bei seinem Gefühlschaos geholfen hat. Diese fügen dann der jeweiligen Attacke weitere Effekte hinzu, wobei Support-Fragmente beispielsweise nur an Support-Fähigkeiten ausgerüstet werden können. Aber manche Fragmente können auch überraschend an offensive Fähigkeiten gebunden werden, so kann man sich beispielsweise auch bei jedem Angriff wieder heilen. 3D Anime Die Optik von Blue Reflection hingegen ist so typisch, wie man es von einem Spiel dieser Art erwarten würde. Keine grafische Meisterleistung und leere, platte Texturen die ihren Zweck erfüllen, aber keine Augenweide sein sollen. Hässlich ist das Spiel zwar nicht, aber von zeitgemäß zu sprechen wäre sehr übertrieben. Besonders schlimm sind die Lichteffekte, die oft viel zu stark sind und den Eindruck erwecken, dass man damit nur die mangelhafte Grafik verstecken möchte. Störend ist hingegen das Design der Commons. Die Dungeons laden überhaupt nicht zum Erkunden ein und würden sie nicht oft so überraschend enden, wie sie beginnen, würde man sich doch sehr schnell gelangweilt fühlen. Ebenso verhält es sich mit den Gegnern, wo auf jedes interessante Monster mindestens 3 generische und abstrakte Figuren folgen. Sehr schade. Da die Commons auf den Gefühlen der jeweiligen Person basieren, hat man hier das Potential für entsprechende Designs verschenkt. Ebenso ist das Spiel komplett in englischer Sprache mit japanischer Synchronisation gehalten. Da Blue Reflection mit seiner Menge an Text schon fast an eine Visual Novel erinnert, ist das natürlich ungünstig für alle, die der englischen Sprache nicht mächtig sind. Das Spiel ist allerdings, wie bereits erwähnt, nicht allzu anspruchsvoll und somit ist es auch nicht so schwer mit grundlegenden Englischkenntnissen zu bewältigen. Brilliant Etoile Für ein JRPG ist es überraschend einfach, die Platin-Trophäe in Blue Reflection zu erreichen. Zunächst sind da natürlich die obligatorischen Kapiteltrophäen, von denen es insgesamt 12 gibt, die größtenteils bronzefarben sind. Außerdem gibt es fünf Silber-Trophäen für das Besiegen von Bossen. Wer sich gern im Free Space herumtreibt, wird für das Chatten und für das Zähmen eines dunklen Monsters im Tamagotchi belohnt. Zusätzlich gibt es Trophäen dafür, dass man mit den jeweiligen Mädels, die man im Spielverlauf kennenlernt, ein starkes Band knüpft. Davon gibt es so viele, dass man das Gefühl hat, dass sie nie enden wollen, doch wer Sorge hat, dass man etwas verpassen könnte, der kann beruhigt sein. Wenn man in Kapitel 8 beispielsweise die Aufgabe nicht abgibt, kann man sehr viele Nebenaktivitäten erledigen, ohne die Story voranzutreiben. Am Ende bleibt es nur noch dem Spieler überlassen, 50 Fragmente zu sammeln, 50 Missionen abzuschließen und alle Items herzustellen. Kämpft man jedoch regelmäßig gegen die Gegner im Common, so sammelt man ausreichend Materialien an, sodass das am Ende ein Klacks ist. Erst recht, wenn man sich nebenbei bis zum Maximallevel aufwertet und feststellt, dass für die Platin-Trophäe nicht zwangsläufig ein weiterer Durchgang notwendig ist. Fazit Blue Reflection ist so ein Spiel, das kann man mal spielen und dann wieder vergessen. Es hat ein paar interessante Ansätze, aber besonders aufgrund der Ähnlichkeit zu Persona ist es nur natürlich, dass es in der Belanglosigkeit versinkt, da es nicht annähernd mithalten kann. Für Fans der Persona-Spiele ist es nur bedingt zu empfehlen, da man dort doch sehr verwöhnt worden ist und es sich dadurch wie ein Rückschritt anfühlt. Für Einsteiger in JRPGs bietet es allerdings eine solide Grundlage, da es nicht zu komplex ist. Allerdings muss man doch einen Faible für Animes haben und am besten für Serien wie Sailor Moon oder Wedding Peach oder zumindest eine hohe Toleranzgrenze haben. 6/10 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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