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IGNORIERT

Test: Cities Skylines im Test für die PS4 – Ein würdiger SimCity Nachfolger?


Souly

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rsz_1cities__skylines_20170918131327-266x266.png.5002032fd3a39af9099e1e93fa3c174f.pngWer Städtebau-Simulationen mag, hatte es eine ganze Weile lang nicht einfach. SimCity war eher eine Beleidigung als ein schönes Spiel, Cities XL wiederum war ziemlich anspruchslos. Mit viel Misstrauen schaut man auf einen weiteren Ableger in dem Genre, nämlich Cities Skylines vom finnischen Entwicklerstudio Colossal Order, welches auch hinter Cities in Motion steckt. Ob das Misstrauen gerechtfertigt ist oder ob Cities Skylines mal etwas Baldrian auf die Bürgermeisterseele ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Pionier

Flaches Land, grüne Wiese, ein kleiner Fluss und Blick aufs Meer, dazu eine Anbindung an die Autobahn. Wenn das kein perfekter Ort für ein neues kleines Städtchen ist, dann weiß ich aber auch nicht. In einer Städtebausimulation beginnt halt alles mit einem leeren Fleckchen Erde und so startet man eben auch in Cities Skylines. Dies ist das neueste (wenn auch mittlerweile nicht mehr neue) Produkt von Entwickler Colossal Order und Publisher Paradox Interactive.

Zu Beginn sucht sich der Spieler in Cities Skylines eine Karte aus, kann noch einige Feineinstellungen vornehmen und dann auch schon direkt loslegen. Wie in jedem Stadtsimulator sind die ersten Schritte meist noch recht einfach. Man legt ein Wohngebiet fest, sorgt für die erste Wasser- und Stromversorgung und baut ein paar Straßen. Doch wie so oft bei Wirtschaftssimulationen gilt: Easy to learn, hard to master.

Das Städtchen wächst und wächst und die Bewohner haben immer höhere Ansprüche. Mit steigender Einwohnerzahl steigen auch das Verkehrsaufkommen, die Umweltverschmutzung und die Kriminalität. Ziemlich schnell merkt man, dass man offenbar ziemlich hinderlichen Mist gebaut hat, der für die Kleinstadt zwar super funktionierte, auf dem Weg zur Metropole aber einen scheinbar nicht mehr zu korrigierenden Fehler darstellt. Hrmpf. Nochmal von vorn!

 

Stadtplaner

Nun, soviel zu meiner ersten Erfahrung in Cities Skylines, und das obwohl ich durchaus Erfahrung in dem Genre habe. Aber so ist das halt mit den Simulationen. Oftmals muss man sich erst einmal einen Überblick über die Mechaniken und die Schwerpunkte verschaffen. Dies ist bei CS auch durchaus notwendig, denn an sich ist das Spiel schön übersichtlich aufgebaut, in der Microebene aber verstecken sich viele Feinheiten, die man erst einmal realisieren muss.

Ein Beispiel dafür ist der Verkehr. Ein wichtiger Punkt in Städtebausimulationen und bei den Machern von Cities in Motion erwartet man zu recht ein gutes Verkehrssystem. Die Erwartungen werden durchaus erfüllt. In CS habt ihr eine ganze Reihe an möglichen Straßentypen und alle haben einen sinnvollen Verwendungszweck. Eine Stadtautobahn mag einem zu Beginn in einem kleinen 2.000-Einwohner-Nest evtl. völlig überzogen vorkommen, aber man muss eben bedenken, dass es schwierig wird, in einer 50.000-Einwohnerstadt nachträglich so einen Innenstadt-Ring zu bauen. Genau das beschreibt die Problematik des Verkehrssystems von CS ganz gut. Man muss unglaublich weit im Voraus denken, wenn die Stadt später nicht kollabieren soll. Denn der Verkehr ist durchaus gut simuliert. Jede Fabrik schickt einige Autos los, entweder in den Export oder in den Import. Jedes Fahrzeug hat sein Ziel, das es ansteuert.

Man kann also jedes Auto von Start bis Ende verfolgen. Die Bewohner fahren von Zuhause zur Arbeit und zurück. Die Straßen verstopfen bei einem größeren Industrie- und Gewerbegebiet unglaublich schnell. Bekommt das Gewerbe dann keine Waren mehr, geht es pleite. Einzig unrealistisch ist die fehlende Flexibilität der Autofahrer. Diese nutzen nämlich IMMER den kürzesten Weg, egal ob sie durch einen kleinen Umweg Stunden sparen könnten. Daher müssen möglichst viele Streckenalternativen angeboten werden, damit der Verkehr sich angemessen verteilt. Hat man nur eine Verbindungsstraße zwischen zwei größeren Gebieten, ist der Kollaps vorprogrammiert.

Die Macht in der Hand

Doch auch neben dem Verkehrssystem macht Cities Skylines sehr vieles richtig. Die Planung der Stadt mit Hilfe von Bebauungsebenen verschiedener Kategorien ist intuitiv und benutzerfreundlich. Es ist lediglich blöd, dass man die nächsthöhere Stufe einer Ebene nicht einfach über eine niedrigere Stufe überbauen kann. Vorher müssen alle Gebäude auf diesem Gebiet geräumt werden. Weiterhin gefällt mir der Aspekt der Stadtviertelplanung. Man kann Stadtviertel über ein Werkzeug festlegen und diesen dann bestimmte Richtlinien oder Spezialisierungen zuweisen.

Die Richtlinien und Spezialisierungen sind dann wiederum selbst ein erwähnenswertes Feature. Richtlinien geben der Stadt oder einem Viertel eine bestimmte Richtung. So gibt es zum Beispiel Richtlinien für Bildung bzw. keine Bildung, Recycling usw. Dadurch, dass man diese Richtlinien auch Viertelweise festlegen kann, hat man ein effektives Werkzeug, um zum Beispiel Arbeiterviertel und Upperclass-Viertel zu planen. Das wiederum erleichtert es, die Waage zwischen Industriearbeitern und High-Tech-Gewerbearbeitern zu halten.

Die Spezialisierungen sind ähnlich wie die Richtlinien, beziehen sich aber ganz explizit auf Viertel. Man kann zum Beispiel festlegen, ob ein Industriegebiet sich auf Holzwirtschaft oder auf Schwerindustrie spezialisieren soll. Beides hat Vor- und Nachteile, die man abwägen muss. Die Gewerbegebiete können ebenfalls spezialisiert werden. Hier kann man zum Beispiel Tourismus oder Freizeitaktivitäten als Spezialisierung festlegen. Wer schnell große Wolkenkratzer sehen möchte, der baut einfach ein Touristenviertel und kann zuschauen, wie die riesigen Hotels wie Pilze aus dem Boden schießen.

Metropolis

Baut man seine Stadt immer weiter aus, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem das Micromanagement seine Wirkung zeigt. Hat man die Straßen gut geplant und genügend alternative Verkehrsmittel wie U-Bahn, Bus und Taxi zur Verfügung, oder kollabiert der Verkehr? Gibt es genügend ungebildete Arbeitskräfte für die gigantisch anwachsende Industrie oder fehlt der Stadt die Unterschicht? Versifft der See/Fluss durch zu ungefiltertes Abwasser? All diese Dinge wird man höchstwahrscheinlich erst dann merken, wenn man eh kaum noch etwas daran ändern kann. Straßenausbau zum Beispiel kostet meistens einen großen Teil der umliegenden Gebäude, denn große Straßen brauchen viel Platz.

Für die etwas kleineren Mängel gibt es das Budget-Management. Für verschiedenste Dienstleistungen, vom ÖPNV bis hin zur Müllabfuhr, kann man Budgets festlegen und dementsprechend effektiv wird dann auch gearbeitet. Versinkt die Stadt also in Kriminalität, sollte man natürlich mehr Polizeistationen bauen. Aber auch das Budget erhöhen und somit mehr Streifenwagen auf die Straßen zu schicken, könnte schon ausreichen. Aber wieder einmal steht und fällt auch bei solchen Dingen alles mit der Verkehrsplanung. Nahezu alles in CS hängt vom Verkehr ab. Kommen der Müllwagen, Krankenwagen, die Polizeistreife oder der Bus nicht durch, versinkt die Stadt im Chaos.

Das ist jetzt nicht einmal unbedingt unrealistisch, jedoch hängt mir persönlich zu viel am Verkehr. Klar ist dieser irgendwie einer der wichtigsten Aspekte. Dadurch, dass die Autos aber grundsätzlich den kürzesten Weg wählen, ist es zum Teil wirklich herausfordernd ein anständiges Verkehrsnetz zu bauen. Würden die Autos auch einmal auf eine Umgehungsstraße ausweichen und nicht durch die Innenstadt knattern, würde dies schon einen immensen Unterschied machen. Es ist manchmal schlicht nicht möglich, alternative Wege zu bauen, die dann auch genutzt werden und zu Beginn fehlt auch oft einfach das Geld, um schon bei 1.000 Einwohnern die dicke 6-spurige Innenstadtallee zu bauen. Ein verbessertes Pathfinding wäre also durchaus wünschenswert.

 

High-Tech-Industrie

Noch ein paar Worte zu den technischen Gegebenheiten von Cities Skylines. Die Grafik haut einen Spieler jetzt nicht unbedingt von den Socken, ich persönlich finde das aber nicht weiter schlimm. Es wurde hier mehr Wert auf performante und schon fast comicartige Grafik gelegt, welche man nicht mögen muss, aber durchaus kann. In den tiefsten Zoomstufen sieht es eben nicht so schick aus, die Berechnungen der Stadt werden aber auch genug Leistung verbrauchen, weshalb ultra-realistische Grafiken wohl eher hinderlich wären.

Die Steuerung auf der Konsole ist durchaus hervorzuheben, da nicht selbstverständlich. Für ein Genre, das auf Konsolen regelmäßig Probleme mit Nutzerkomfort hat, braucht sich CS nicht verstecken. Die Steuerung ist nach kurzer Übungsphase recht schnell drin und dann auch funktional und gut zu handhaben. Leistungstechnisch sind mir in Cities Skylines keine größeren Bugs oder Einbrüche aufgefallen. Es ist also ein sehr stabiles Spiel.

Zu Musik und Soundkulisse gibt es nicht so sonderlich viel zu sagen. Die Musikstücke sind ruhige, begleitende Instrumentalstücke, wie man es aus dem Simulationsbereich gewohnt ist. Die Auswahl ist groß genug, dass die Dauerschleife nicht zu schnell nervig wird. Die Soundeffekte gehen über Polizeisirenen, Verkehrsgeräusche, Industriegeräusche bis hin zu Gebrabbel der Bürger. Alles ebenfalls gewohnt von anderen Vertretern des Genres, hier sollte man aber vermutlich auch nicht versuchen, das Genre neu zu erfinden.

Ultimativer Bürgermeister

Cities Skylines kommt mit einer Platintrophäe. Für diese müsst ihr schon mal eine Mindestspielzeit von ca. 160 Stunden einplanen, denn die Trophäe "1001 Nacht" verlangt von euch, dass ihr 1001 Tag-Nacht-Wechsel im Spiel erlebt. Damit sind nicht die Übergänge der Tage gemeint, sondern die wirklichen visuell sichtbaren Tag-Nacht-Wechsel. Je nach Stadtgröße dauert ein Zyklus ca. 10 min. Das heißt, man kann entweder verdammt viel zocken, oder aber man lässt das Spiel so nebenbei rumdüdeln. Ich persönlich finde solche Trophäen völlig überflüssig aber nunja.

Ansonsten gibt es sehr viele Trophäen, die man sich auf dem Weg zur Metropole automatisch schnappen sollte. Bestimmte Stadtgrößen erreichen, bestimmten Cashflow erreichen oder so und so viele Bürger in der Stadt gebären und sterben lassen. Diese Trophäen sind alle nicht die Welt und lassen sich recht schnell erledigen. Dazu kommen prinzipiell leichte Trophäen, die aber ein beabsichtigtes Missmanagement benötigen. Beispielsweise muss man die Gesundheit für zwei Jahre unter 20% halten.

Es gibt aber auch ein paar wirklich knackige Pötte. Zum Beispiel muss man alle Gebäude in einem Spiel freischalten. Insbesondere die Bedingungen für einige Monumente haben es ganz schön in sich. Mit einem Leitfaden sollte es machbar sein, jedoch benötigt man auch hin und wieder etwas Glück bei der Bevölkerungsentwicklung. Frohe Jagd.

 

Fazit

Cities Skylines ist meines Erachtens nach ein sehr gelungener Städtebausimulator, wenn nicht sogar der beste der letzten Jahre. Man bekommt hier eine ausgefeilte Balance zwischen einfachem Einstieg und forderndem Lategame. Insbesondere die Verkehrsplanung hat es schon in sich, wenn auch hier für meinen Geschmack zu viel von abhängt. Skylines schafft es, dem Genre treu zu bleiben und dennoch irgendwie seinen eigenen Stempel aufzusetzen. Die Viertelplanung ist gut gelungen und bietet viele Möglichkeiten, seine Bevölkerung für die Stadt am effektivsten zu entwickeln. Technisch ist das Spiel grundsolide und bot mir keine Möglichkeiten zum Meckern. Alles in allem ein weit überdurchschnittliches Spiel für Groß und Klein. Ein wenig Abzug gibt es für auf der Konsole nicht integrierte DLCs, die auf dem PC durchaus großen Einfluss auf das Spiel haben.

 

9/10

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