Realmatze Geschrieben 21. Juli 2018 Teilen Geschrieben 21. Juli 2018 Über die Qualität von Far Cry 5 selbst mag man noch streiten, aber nach dem sehr enttäuschenden Vietnam-DLC Hours of Darkness muss Ubisoft mit einem DLC nachlegen, der es in sich hat, wenn es den Season-Pass noch retten will. Und diesen Versuch starten sie nicht mit einem herkömmlichen Spielmodus, stattdessen versuchen die Entwickler hier wie auch schon mit Far Cry 3 Blood Dragon etwas anderes, indem sie den Spieler auf den Mars schicken. Ob diese Rechnung aufgeht und was den Spieler auf dem roten Planeten so alles erwartet, erfahrt ihr unserem Test. Ich bin doch keine Kuh! Wie jeder weiß, haben Marsianer es auf Kühe abgesehen, deshalb teleportieren sie diese häufig von der Weide auf ihre Schiffe. Dieses Mal hat es jedoch den Hope County Bewohner Nick Rye erwischt. Und er wurde auch nicht von einem Alien entführt, sondern von seinem Redneck Kumpel Hurk. Und er ist auch nicht auf einem Raumshiff gelandet, sondern auf dem Mars. Und so wird der Rote Planet zum Schauplatz von Far Cry 5: Lost on Mars. Die Story ist einfach. Der Mars wird bewohnt von fiesen, krabbenähnlichen Kreaturen, die es von der Erde fernzuhalten gilt. Sollten diese nämlich unseren blauen Planeten erreichen, heißt es Game Over. Um dies zu verhindern, müssen wir nur die mächtige KI Ann wiederherstellen, ihre Roboterarmee bergen und die Produktionsstätte reaktivieren, die weitere Roboter wiederbelebt. Während Hurk darin kein Problem sieht, kommt Nick die ganze Sache jedoch sehr suspekt vor. Und auch wenn der Storytwist kein echter Twist ist, so macht die Handlung doch gewaltig Spaß, was vor allem an der Naivität von Hurk liegt. Passend zum Trash-Faktor der Handlung ist dieser nämlich das absolute Klischee eines Rednecks und haut noch dazu einen Spruch nach dem anderen heraus, die nicht selten mit popkulturellen Anspielungen durchzogen sind. Und sind wir mal ehrlich, auch wenn die Spiele heutzutage voll damit sind, können wir doch nie genug davon kriegen, weil wir uns so intelligent fühlen, wenn wir mal eine Anspielung verstehen. Die Wüste lebt Wie nicht anders zu erwarten, ist die Umgebung von Far Cr 5: Lost on Mars der Marsoberfläche nachempfunden. Das heißt natürlich nicht, dass es dort nix zu entdecken gäbe. Die Aufgaben auf dem roten Planeten sind vielzählig, aber nicht allzu abwechslungsreich. Die Hauptaufgabe ist es, auf Türme zu klettern oder in verlassene Basen einzudringen, um die Energie dort wiederherzustellen. Dabei kommt es hin und wieder dazu, dass ein Reperaturbot beschützt werden muss oder ein paar Gegnerwellen ausgelöscht werden müssen. Ansonsten streifen insgesamt 15 Königinnen durch die Welt, die getötet werden wollen. An sich sind die gar nicht so übel, aber es ist 15-mal exakt dasselbe. Die einzige Variation liegt darin, dass man einmal gegen zwei und einmal gegen drei auf einmal antreten darf. Das ist schade, denn im Prinzip dienen sie als kleine Bosse. Mancherorts kann man auch Hurks Körperteile finden, die muss man alle einsammeln um seinen körperlosen Freund wieder zusammenzubauen. Das ist sogar Teil der Hauptmission, also viel Spaß bei der Leichenfledderei. Darüber hinaus gibt es auch wieder Clutch-Nixon-Stuntmissionen. Diese sind größtenteils sehr einfach, können aber auch unfassbar nervig sein, denn die Ladezeiten sind enorm. Und noch schlimmer: Während der Videosequenz kann man noch angegriffen werden, was die ganze Aktion abbricht. Also lieber auf die Gespräche verzichten und sie überspringen. Clutch scheint ohnehin Probleme damit zu haben, das Geschlecht des Spielers zu identifizieren, denn obwohl Nick offensichtlich ein Mann ist, scheinen die Kommentare auf die Geschlechterauswahl des Hauptspiels zurückzugreifen. Auch gibt es wieder ein paar Halluzinationsmissionen, die tatsächlich alle unterschiedlich sind und mehr Spaß machen, als das, was man noch im Hauptspiel präsentiert bekommt. Wenn aus Bumm Bumm Zoom Zoom wird Wenn wir uns schon auf dem Mars befinden, dann wollen wir gefälligst auch die Vorzüge eines fremden Planeten genießen und so darf man als Nick Rye in seinem Raumanzug über die Klippen springen und dabei große Sprünge machen, ohne sich vor Fallschaden zu fürchten. Nach kurzer Zeit gibt es auch noch ein Upgrade, mit dem man wie mit dem Jetpack herumfliegen kann und auch der Wingsuit kommt in Form von ein paar Flügeln zurück. Spannend werden aber natürlich die neuen Waffen. Hier handelt es sich natürlich um diverse Laserwaffen. Diese kommen in Far Cry 5: Lost on Mars allerdings nur noch in vier verschiedenen Kategorien daher. Pistole, Scharfschützengewehr und Schrotflinte sind dabei die eher bodenständigeren Sachen. Mit den Strahlenwaffen kommt dann allerdings eine neue Kategorie hinzu, die das Zielen erleichtert und eine davon verwandelt sogar die Gegner in explosive Hühner und Kühe. Alle haben jedoch eins gemein: Sie verbrauchen keine Munition, stattdessen müssen sie sich nach ein paar Schüssen wieder aufladen. Natürlich, wie üblich für Ubisoft, kommen Neuerungen nicht immer ganz ohne Fehler. Äußerst störend ist es nämlich, wenn man nahe einer Klippe oder auf einer Schräge abspringt, um mit dem Jetpack abzuheben. Momentum und Stellung zum nächsten festen Untergrund sorgen gern dafür, dass man davongeschleudert wird, weshalb man wertvolle Zeit verbraucht, in der man seinen Jetpack aufladen muss, um einen neuen Versuch zu starten. Meistens ist dies nicht mehr als eine nervige Unannehmlichkeit, doch in den falschen Momenten kann das auch für einen schnellen Tod sorgen, wenn man zurück in die Höhle der Löwen zurückkehren muss, aus der man eigentlich gerade entschweben wollte. Gadgets ohne Ende Neben den verrückten Waffen verfügt man in Far Cry 5: Lost on Mars natürlich auch über allerhand anderer nützlicher Gadgets. Es gibt eine Handgranate, die Gegner in Kühe verwandelt, welche dann von anderen Gegnern vorrangig als Ziel betrachtet werden, allerdings auch normale Granaten für die, die es einfach mal krachen lassen wollen. Außerdem erhält man irgendwann auch einen Handschuh, mit dem man aus der Luft einen Takedown ausführen kann oder seine Gegner mit aufgeladenen Fausthieben auf Abstand halten kann. Nettes Gimmick, findet aber leider nicht zuletzt aufgrund der doch eher komplizierten Handhabung der Takedowns kaum Anwendung. Außerdem gibt es noch drei weitere Verbrauchsgegenstände, die den Spieler heilen, ihn für ein paar Momente unsichtbar oder für ein paar Sekunden unbesiegbar machen. Ebenso hat man von Anfang an ein Fernglas zum Markieren von Gegnern dabei. Doch im Gegensatz zum Hauptspiel ist dies hier vollkommen überflüssig und wird ebenso wie der „Verschwinde-Trick“ und das „Fass-mich-nicht-an“ bei den meisten Spielern wenig bis nie zum Einsatz kommen. Lediglich das „Weltraumpflaster“ wird regelmäßig leer sein. Nützlich ist ohnehin eher der Krabbensaft oder das Herz der Königin. Ersteres verwandelt einen Gegner in ein Ziel für alle anderen Gegner in der Nähe, Zweiteres sorgt dafür, dass alle Gegner in einem kleinen Gebiet Amok laufen und sich gegenseitig anknabbern. Im Normalfall ist das eher uninteressant, doch lassen sich mit deren Hilfe die Königinnen binnen weniger Minuten erlegen, da der Spieler sein Feuer dann ganz allein auf sie konzentrieren kann. Selbst, wenn der Krabbensaft mal wieder für KI-Aussetzer sorgt und die Helferlein der Königin nur dumm herumstehen. Rot, Gelb und ein bisschen Grau Die Umgebung von Far Cry 5: Lost on Mars sieht so aus, wie man sich eine Marsoberfläche vorstellt. Das bedeutet nicht nur einen krassen Gegensatz zum Hauptspiel, sondern auch eintönige Umgebungen. Sand und Steine dominieren die Marsoberfläche. Allerdings wird man als Spieler die großen Wüstenabschnitte ohnehin eher meiden wollen, denn sobald man den Sand betritt, wird man von Krabben aus dem Untergrund attackiert. Dann doch lieber über Steine und Teile der Mars-Basis wandeln. Diese erheben sich hier und da aus dem Untergrund und bieten einen Schutz vor den Unholden. Dominierend ist dabei die Farbe Weiß, was einen erfrischenden Kontrast bietet und an alte Science-Fiction Filme wie Alien erinnert. Innere Gebäudekomplexe haben ebenfalls häufig eine düstere Atmosphäre, was gut zum Ton der verlassenen Raumstation passt. Leuchtende Animationen dürfen da natürlich auch nicht fehlen, wie das Grün der Schleimcontainer, die die begehrte Währung des DLCs beinhalten oder das Blau der 3D-Drucker, an welchen man seine freigeschaltete Ausrüstung und Verbesserungen herstellen kann. Diese Geräte haben immerhin mehr Animationen als die Spielfigur. Jeder, der einmal den Fotomodus gestartet hat, während er das Jetpack oder den Wingsuit benutzt hat, wird wissen, was ich meine. Erfrischend ist auch, dass Nick Rye die ganze Zeit spricht. Vorbei sind die Zeiten des stummen Helden. Nick gibt immer wieder Kommentare zum Geschehen ab, was äußerst erfrischend ist. Das liegt nicht zuletzt an den humoristischen Dialogen mit seinem geistig eingeschränkten Freund Hurk und seinem Misstrauen der ganzen Mission gegenüber, welches er immer wieder zum Ausdruck bringt. Das beginnt bereits in der Einleitung, welche wie schon bei Hours of Darkness komplett im Comicstil gehalten ist. Mars-Tagebuch Die Trophäen von Far Cry 5: Lost on Mars sind kaum der Rede wert. Man muss alle 12 Waffen kaufen, was erst im Verlauf der Handlung möglich ist, man muss 10 Takedowns durchführen und man muss 10 Arachniden mit Krabbensaft treffen. Zusammen mit ein paar Story-Trophäen wären damit alle Bronze-Trophäen abgeschlossen. Wer sich Sorgen um das Geld macht, kann beruhigt sein. Die Clutch Nixon Missionen und auch die Halluzinations-Missionen geben viel Geld für vergleichsweise geringen Aufwand. Auch die Krabbensaft Mission muss man nicht überstürzen. Tötet man alle Königinnen, was für die einzige Silber-Trophäe nötig ist, und geht diese mit Krabbensaft an, so kommt auch diese Trophäe von ganz allein. Da ist es noch schwieriger, ausreichend Krabbensaft zu sammeln. Nicht, dass nicht genügend Saft in der Welt herumliegen würde: Man bekommt diesen aus den Eiern der Königin, von denen bei jedem Königinnen-Kampf ausreichend herumliegen. Manche davon sind nur leider so sehr in der Levelarchitektur versunken, dass sie sich nicht aufheben lassen. Die einzig aufwändige Trophäe ist das Einsammeln aller Mars-Tagebuch Einträge, wodurch man mit der wertvollen Gold-Trophäe belohnt wird. Diese werden nicht auf der Karte angezeigt und sind im Vergleich mit den anderen Aufgaben äußerst vielzählig. Schlimmer noch: man muss sie vor dem Erreichen des (nebenbei bemerkt: sehr enttäuschenden) Endbosskampfes erreichen. Doch keine Panik, das Spiel weist einen darauf hin, dass man „möglicherweise“ einen Punkt betritt, an welchem man nicht mehr in die freie Welt zurückkehren kann. Nach Abschluss der Story kann man nur noch ein neues Spiel starten. FAZIT Der DLC Lost on Mars von Far Cry 5 macht Spaß, anders kann man das gar nicht sagen. Leider muss man aber ebenso sagen, dass es dem DLC an Abwechslung fehlt. Durch die etwas geringe, aber dennoch angenehme Spieldauer fällt das allerdings kaum auf und auch die Sammelei ist abgesehen von den Notizen gar keine nervige Aufgabe, da sie meistens auf dem Weg liegen und so denkt man am Anfang noch, wie nervig es sein muss, 15 Königinnen zu erledigen, bis man am Ende ankommt und merkt, dass ja schon alle erledigt sind. Ubisoft hat es wieder geschafft, durch einen kompletten Tapetenwechsel den Far-Cry-Spielen neuen Pfiff zu verleihen. Schade nur, dass man sowas nicht als Hauptspiel präsentiert bekommt. Es sei jedoch gesagt, wer nichts mit Trash und dem Redneck-Humor anfangen kann, der wird mit Lost on Mars auch nicht glücklich, denn die Story und die Gespräche sind das Einzige, was das Spiel tragen. Von tiefgründigen Spielmechaniken und abwechslungsreichem Missionsdesign kann man nur sehr bedingt sprechen. 8 von 10 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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