Marloges Geschrieben 16. August 2018 Teilen Geschrieben 16. August 2018 Nachdem Ubisoft mit The Crew ihre typische Open-World-Ubisoft-Formel auf ein Rennspiel übertragen hat, konnten sie es sich nicht nehmen lassen, direkt ein Sequel zu entwickeln. Doch anstatt einfach nur eine neue Location zu etablieren, beließ es Ubisoft bei der Mini-Version der USA und fokussierte sich bei The Crew 2 darauf, einige neue Arten von Rennen zu etablieren. Wie sehr ihnen das gelungen ist und ob sich der Spaß lohnt, erfahrt ihr in unserem Test. Alles für die Follower Während das erste The Crew versuchte, mit einer Crime-Story etwas Spannung in die Fahrerei zu bringen, verfolgt dieser Teil einen ganz anderen Ansatz: Es hat im Grunde keine richtige Story. Ihr steuert einen namenlosen Charakter, dessen Aussehen ihr euch zu Beginn des Spiels aussuchen könnt. Seine Motivation ist es, eine Renn-Ikone zu werden, indem er in sämtlichen Renn-Disziplinen dominiert und jede Menge Follower sammelt. Es gibt hier und da eine kleine Cutscene, in der eine Art Rivale eingeführt wird, aber im Grunde ist die Story absolut vernachlässigbar und ich denke das war auch so von Ubisoft beabsichtigt. Besagte Follower könnt ihr euch als eure Erfahrungspunkte vorstellen. Jedes Mal, wenn ihr ein Rennen absolviert oder andere Nebenaufgaben erledigt, bekommt ihr mehr Follower und nach und nach erreicht ihr neue Status, bis ihr schließlich zur Ikone aufgestiegen seid. Auf die möchtegern-coolen Ansager der Rennen hätte man auf jeden Fall verzichten können, gerade weil auch in gefühlt jedem zweiten Satz die Rede von „den sozialen Medien“ ist. Das ganze wirkt einfach etwas aufgesetzt modern und dabei auch nicht sonderlich interessant. Aber wie gesagt ist es am besten, man ignoriert das Ganze einfach und konzentriert sich auf die Rennen. Vier Disziplinen Das große Gimmick des zweiten The Crew ist, dass ihr nicht nur normale Rennen mit euren Autos fahrt, sondern in vier Disziplinen glänzen müsst. Street-Racing, Off-Road, Freestyle und Pro-Racing. Jede dieser Disziplinen ist nochmal in unterschiedliche Fahrzeugtypen unterteilt. Beispielsweise gibt es im Freestyle Monster Trucks, Aerobatics und Jet Sprint. Manches fühlt sich dabei recht ähnlich an (zum Beispiel könnte ich den Unterschied zwischen Rally Cross und Rally Raid nicht nennen), aber es führt auf jeden Fall dazu, dass man eine sehr beachtliche Palette an unterschiedlichen Vehikel-Typen hat. Auch spielerisch unterscheiden sich diese sehr stark. Im Freestyle kommt es oftmals darauf an, Punkte zu sammeln, anstatt ein Rennen zu gewinnen. So muss man mit einem Flugzeug eine bestimmte Stunt-Liste unter Zeitdruck abarbeiten oder mit seinem Monster-Truck in einer Art Parcour-Park Münzen sammeln. Auch in den Drift-Rennen geht es eher darum, eine Punktzahl zu erreichen, anstatt ein Rennen zu gewinnen. Aber natürlich gibt es die ganz normalen Standard-Rennen in der Stadt, Rennbahn oder auf dem Gelände nach wie vor. Ubisoft bemühte sich hier auf jeden Fall um Abwechslung und die ist definitiv gegeben. Erkunden sinnlos? Auch die oft angepriesene offene Welt lässt sich in The Crew frei erkunden, was man allerdings recht einfach vergessen kann, denn in der Regel öffnet man nach einem abgeschlossenem Rennen einfach die Karte und teleportiert sich zum nächsten Rennen, da dies einfach um einiges schneller geht und es nichts gibt, was einem davon abrät. Sollte man sich allerdings dazu entschließen mal die Gegend zu erkunden, kann man zumindest ein paar Sachen dort finden. Zum einen trifft man auf beliebige Online-Spieler die gerade zur gleichen Zeit spielen wie ihr, zum anderen auch eure Freunde, die euch auf der Karte angezeigt werden. Wirklich sinnvoll ist dies in meinen Augen nicht, aber mehr dazu später. Auch könnt ihr Items in der Welt finden. Mit einer Art Sonar wird euch angezeigt wie nah ihr euch an einem Collectible befindet und könnt das gefundene Teil dann in euer Fahrzeug einbauen. Übrigens besitzt jeder Fahrzeugtyp hier seine eigenen Upgrades. Während es im ersten Teil wohl möglich war alle seine Upgrades in ein Fahrzeug zu stecken und stets bei diesem zu bleiben, so muss man hier definitiv alle seine Fahrzeugtypen upgraden, um die härteren Rennen zu schaffen... Oder man kauft sich einfach direkt ein besseres, wenn man die Kohle hat. Ansonsten findet man in der Welt noch hier und da eine Fotochallenge, in der es dann heißt man solle eine Antilope fotografieren oder sich selbst, wie man durch den Eiffelturm in Vegas fliegt... Auch kleinere Herausforderungen wie „So schnell wie möglich durch die Radarfalle fahren“ gibt es in der Welt zu finden, aber in meinen Augen ist all dies nicht sonderlich interessant. Viel lieber springe ich von Rennen zu Rennen und werde dort viel mehr und schneller belohnt als durch das Durch-die-Gegend-Rasen ohne Ziel. Es gibt jedoch ein Feature, dass das Erkunden etwas spaßiger macht: Und zwar das flüssige Wechseln zwischen Fahrzeugtypen. So könnt ihr mitten auf der Straße von eurem Auto zum Flugzeug wechseln, abheben, zum Meer fliegen und euch in der Luft in euer Boot „verwandeln“ und im Wasser weiterfahren. Eine sehr coole Mechanik, die meiner Meinung nach in den Rennen noch relevanter hätte sein dürfen. Dort gibt es zwar auch ein paar wenige Rennen wo ihr automatisch das Fahrzeug wechselt, aber davon gibt es leider nur sehr wenige und das freie Entscheiden ist auch nicht gegeben. Ein Rennen von A nach B quer über die Map, bei dem ihr frei über euer Fahrzeug entscheiden könntet, wäre ganz cool gewesen. Oder einfach mehr Rennen, die euch das Fahrzeug wechseln lassen... Gummiband-Frust Ein sehr subjektiver Punkt vielleicht, aber ich als jemand, der kein Profi in Rennspielen ist, hatte sehr viel Frust mit The Crew 2. Sehr oft passierte es mir, dass ich 90% der Strecke durchgehend erster war und die Strecke fehlerlos fuhr, nur um dann zu bemerken, dass die Gegner mir dennoch dicht auf den Fersen sind. Keine Ahnung wieso Entwickler immer denken, dass dies eine gute Idee sei, aber ich kann nur sagen, dass weniges frustrierender ist, als bei einem 20 Minuten langen Rennen quer über die Map auf den letzten paar Metern noch einen verheerenden Unfall zu bauen und von dem ersten Platz auf dem letzten zu landen... Diese ganze Strecke noch einmal komplett neu zu spielen, ist wirklich kein Spaß. Zwar sind die meisten Rennen noch so großzügig designt, dass man nur Dritter werden muss, aber in so einer Situation bringt das leider garnichts... Kleiner Trost ist, dass man auch als letzter Platz noch Follower und etwas Geld bekommt. Viel spaßiger waren daher für mich die Zeitrennen. Mit dem Geländewagen quer über ein Gebirge oder durch einen Wald zu fahren, macht echt Spaß, gerade weil man sich nicht unbedingt an sein GPS halten muss und recht frei entscheiden kann, wo man langfahren möchte. Hauptsache man kommt bei den Checkpoints an. In manchen Rennen kann das zwar leider dazu führen, dass man gegen einen beliebig rumstehenden Traktor fährt, den man nicht sieht, weil das eigene Fahrzeug es verdeckt oder man vielleicht doch einen Umweg nimmt, aber die meisten Rennen sind kurz genug, sodass es nicht zu stressig ist, von neu zu beginnen... die meisten. Grinding in einem Rennspiel!? Tatsächlich passierte es im späteren Verlauf des Spiels, dass das Geld und die Upgrades, die ich automatisch durch absolvierte Rennen bekam, nicht mehr ausreichten um mich durch die späten Rennen zu bringen. Jedes Rennen, das ihr absolviert, bringt euch ein paar Upgrades für euer aktuelles Fahrzeug, die einfach immer besser sind. Ich konnte nicht wirklich den Sinn dahinter erkennen, warum manche Upgrades in den typischen RPG-Farben (Grün, Blau, Lila) eingeteilt wurden, denn jedes mal wenn ich etwas neues bekam, war es besser als das, was ich vorher hatte. Selbst wenn ihr vorher ein lila Teil eingebaut hattet, war das grüne besser. Auch gibt es hier keine Entscheidungen zu treffen, ein neues Teil hat einfach nur einen höheren Wert. Es gibt keine Upgrades, die eine Sache verbessern und dafür eine andere verschlechtern, alles ist einfach nur objektiv besser oder schlechter und ihr könnt hier keine falsche Wahl treffen. Das machte für mich das gesamte Update-System uninteressant und führte einfach nur dazu, dass man irgendwann für bessere Teile grinden musste, denn jedes Rennen hat ein bestimmtes empfohlenes „Leistungslevel“. Dieses müsst ihr nicht erreichen, doch ich hatte das Gefühl, dass die K.I. deutlich angehoben wird, wenn ihr darunter seid. Das kann aber auch Einbildung gewesen sein. Was auch zu Grinding führt, ist das Erwerben neuer Fahrzeuge. So muss man gegen Ende des Spiels ein „Hyper-Car“ kaufen, um eine bestimmte Disziplin spielen zu können, aber die Dinger sind einfach so teuer, dass selbst das schwächste Gefährt euer gesamtes Konto sprengt. Also entweder all euer Geld in ein billiges Gefährt stecken und nach Upgrades farmen oder noch mehr Geld farmen für ein besseres Gefährt... Ums Grinden kommt man also nicht herum. Nerviger Online-Zwang Ein letzter, vielleicht nicht für alle Leute relevanter Kritikpunkt ist der Online-Zwang, der meiner Ansicht nach nichts in diesem Spiel zu suchen hat. Ich verstehe, dass man in der offenen Welt andere Spieler treffen kann und mit bis zu vier Leuten die Gegend unsicher machen könnte, aber wenn man sich das Spiel dann genau anschaut, wirkt es tatsächlich eher so, als ob Ubisoft genau das Gegenteil will? Die einzigen wirklichen „Online-Funktionen“, die The Crew 2 zu bieten hat, sind lediglich das Brechen von Rekorden von anderen Mitspielern, der Umstand, dass ein Spieler eine Challenge abschließt und alle anderen sie auch absolviert haben und... dass man sich gegenseitig sehen und rammen kann. Keine Interaktionsmöglichkeit, kein Garnichts? Nun, man kann zumindest die normalen Rennen, die man auch alleine fährt, zusammen mit seinen Freunden fahren. Absolviert auch nur einer der Spieler das Rennen, so haben es alle geschafft. Richtige Rennen gegeneinander existieren allerdings nicht. Zieht man nun in Betracht, dass man das Spiel im Offline-Modus garnicht erst spielen kann, dann kann man sicherlich absehen, dass The Crew 2 in dem Moment, in dem die Server abgeschaltet werden, wortwörtlich nutzlos wird. Ein weiteres Spiel mit einem Ablaufdatum, juhuu! Diese ganze Sache erschließt sich mir absolut nicht und zeugt einfach nur von verschwendetem Potenzial oder soll einfach eine Masche für zukünftige DLCs sein, mal abwarten. Follower und Trophäen Ein Großteil der Trophäen besteht einfach nur daraus, das Spiel durchzuspielen. Jede Disziplin will zu 70% durchgespielt werden, bis ihr den jeweiligen Boss besiegen könnt. Dies macht ihr für alle vier Disziplinen und ihr könnt das große Finale fahren. Habt ihr dies geschafft, ist der Großteil bereits geschafft. Anschließend müsst ihr noch 50 Foto-Events abschließen, Icon-Level 50 erreichen (was weniger grindy ist, als es klingt) und ein Fahrzeug nur mit „epischen“ Teilen ausstatten. Also etwas Gegrinde und Glück ist noch dabei, aber tatsächlich besteht der größte Teil der Platin rein aus der Story, was recht angenehm ist. FAZIT The Crew 2 weiß durch seine große Welt und zahlreichen Fahrzeugarten und Rennen zu begeistern. Ihr habt in diesem Spiel einige Stunden etwas zu tun und durch die Abwechslung wird euch so schnell auch nicht langweilig. Zwar wirkt die offene Welt etwas sinnlos, da man nicht viel in ihr machen kann, aber stören tut sie auch nicht. Was allerdings stört ist die sehr strenge Gummiband-K.I; das Grinden nach Geld und Upgrades und dieser vermaledeite Online-Zwang, der dem Spiel mehr nimmt, als dass er beiträgt. So könnt ihr nicht mal das Spiel ein paar Minuten anlassen, ohne wieder im Hauptmenü zu landen und das Spiel wieder für mehrere Minuten laden zu lassen! Sehr viel verschwendetes Potenzial in meinen Augen, doch wer sich durch die Vielzahl an verschiedenen Renntypen angesprochen fühlt, kann durchaus einen Blick riskieren. Meine erste Wahl wäre es aber nicht. 6 von 10 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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