Realmatze Geschrieben 2. Dezember 2017 Teilen Geschrieben 2. Dezember 2017 Die Assassin's Creed-Reihe feiert dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum. Nachdem Ubisoft der Reihe eine kleine Pause gegönnt hat, wollen sie nun, dass die Reihe mit der Kritik aufräumt, sie würde stagnieren. Nachdem nun schon der Assassin's Creed-Klon Mittelerde: Schatten des Krieges harsche Kritik zum Thema Lootboxen über sich ergehen lassen musste und mit Eintönigkeit die Fans enttäuschte, hat nun Assassin's Creed Origins die Chance wieder die Oberhand zu gewinnen. Ob es diese Chance nutzen kann und was neu an dem nun schon zehnten Teil der Hauptreihe ist, erfahrt ihr unserem Test. Der letzte Medjai In Assassin's Creed Origins schlüpft der Spieler in die Rolle von Bayek, einem Medjai im alten Ägypten und wahrscheinlich auch der letzte. Die Bewohner sind verzweifelt, die Herrschaft des Pharaos ist grausam, Cleopatra wurde verbannt und die Römer stehen auch bereits vor der Tür. Dementsprechend geht es dem Volk schlecht und sie brauchen jemanden, der sie vor der Tyrannei der umherziehenden Banditen und Besetzer schützt. Bayek selbst ist nur ein Schatten seiner selbst. Nachdem er durch ein tragisches Unglück seinen Sohn verloren hat und sein Dasein für Jahre in einem Kerker fristete, versucht er nun die Bewohner Ägyptens zu führen und gemeinsam mit seiner Frau Aya nicht nur die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sondern auch die Unterdrücker zu verjagen und so zum ersten Assassinen der Welt zu werden. Die Handlung ist vernachlässigbar. Man kann sie mögen, man kann sie aber auch vollkommen beiseitelassen, denn etwas Besonderes ist sie nicht und ansonsten ist es eine Frage des Geschmacks, ob man sowas mag. Wer sich eher für Abstergo interessiert kann sich freuen, in Assassin's Creed Origins kann man mal wieder selbst die Rolle eines Abstergo-Mitarbeiters übernehmen und im Uncharted-Stil Bayeks Grab untersuchen. Nur ohne Waffen. Die neue Ubisoft-Formel? Wenn alle Assassin's Creed-Teile eins gemein haben, dann ist es die mit unfassbar vielen Sammelobjekten gefüllte Weltkarte. Was am Anfang die Spieler noch motivierte viel Zeit in die Spiele zu investieren, wurde später zu einer langwierigen Sammelarbeit, die weniger mit Spaß und mehr mit Zwang verbunden war. Das schlimmste: über mehr als reine Sammelei ging es nie hinaus, selbst wenn es mal Kopfgeldaufträge gab, wurde es nicht tiefgründiger, anspruchsvoller oder gar interessanter. Doch bei Assassin's Creed Origins ist das ganz anders. Es gibt noch immer die gewohnten Synchronisierungspunkte, die dann anschließend als Schnellreisepunkte fungieren und auch gibt es noch Schätze, die man einsammeln muss. Letztere stehen aber nun nicht mehr sinnlos in der Gegend herum, sondern mal muss man dafür Höhlen erforschen, mal den Grund des Nils erkunden und manchmal muss man dafür in die Befestigung des Feindes eindringen. Wirklich besonders sind nun jedoch die Nebenmissionen. Sie erzählen kleine Geschichten aus der Welt von Assassin's Creed Origins und gelegentlich spinnen sich daraus sogar komplette Questlines, die sich erst im Verlauf des Spiels fortsetzen. Eine wahre Bereicherung für die Serie, da man nun auch neben der Hauptgeschichte spannende Beschäftigungen finden kann, die den Spieler noch tiefer in die Welt ziehen, deren Bewohner nun mehr als nur blasse Inventarobjekte sind. Vom Actionspiel zum Rollenspiel Nebenmissionen in einem Assassin's Creed? Eigentlich findet man sowas ja nur in Spielen, wo man Erfahrungspunkte sammelt, um Skillpunkte in Fähigkeitenbäume zu investieren, sprich: in Rollenspielen. Und da kommen wir auch schon an den Punkt der Neuerungen. Assassin's Creed Origins ist ein waschechtes Rollenspiel geworden. Mit drei Skillbäumen, verschiedenen Wegen und einem Levelsystem. Noch immer etwas rudimentär, aber trotzdem schon so, dass jeder Spieler seinen Bayek dem eigenen Spielstil anpassen kann: kriegerisch kämpfend, mit Dolch und Bogen schleichend oder mit verschiedenen Geräten und Fallen ausgestattet. Dementsprechend neu ist auch das Kampfsystem. Je nach ausgerüsteter Waffe ändert sich der Kampfstil: schwere Keulen, lange Stangenwaffen, scharfe Schwerter. Es gibt eine große Vielzahl an Waffengattungen und je nach eigenem Level kann man mächtigere Waffen ausrüsten oder gar seltene bis legendäre Ausrüstung sammeln, die Spezialeffekte wie Bluten oder Schlaf hinzufügen und dann wird im Dark Souls-Stil um die Gegner herumgetänzelt, jedoch ohne dass man auf seine Ausdauer achten muss. Etwas befremdlich ist es am Ende jedoch schon, wenn die Gegner durch ein Attentat nicht direkt sterben, weil sie ein paar Level stärker sind, doch man gewöhnt sich schnell daran, vorallem weil ein Balken anzeigt, wieviel Gesundheit ein Attentat oder ein Bogenschuss dem Gegner abziehen würde. Wer seine Ausrüstung dann noch verstärken will, der kann auf die Jagd gehen und verschiedene Tierarten um ihre Pelze erleichtern oder Karren überfallen, um ihnen ihre wertvolle Fracht zu entwenden. Steckt da noch Assassin's Creed drin? Alte Serienfans müssen sich jedoch keine Sorgen machen, es bleibt vieles beim Alten. Klettern macht so viel Spaß wie eh und je, auch wenn der Parcour-Modus nicht mehr ganz so flüssig läuft wie bei Syndicate. Wer zu Beginn die Minimap vermisst, wird sich aber sehr schnell an seinen Adler gewöhnen. Das Adlerauge darf man nun wortwörtlich nehmen und die Gegend mit seinem treuen Begleiter auskundschaften und die Gegner oder Sammelobjekte hervorheben. Besonders nützlich ist es auch um Ressourcen zu suchen und manchmal stürzt sich der treue Vogel sogar auf die flinke Beute. Wer gern schleicht kann auch wie früher Büsche und hohes Gras nutzen, um sich vor den Gegnern zu verbergen, während man vereinzelte Wachen mit Pfiffen anlockt oder ihre Patrouillienrouten nachvollzieht, um sie an einer stillen Ecke aus dem Verkehr zu ziehen. Längere Strecken kann man auch wieder mit verschiedenen Reittieren überbrücken und auch wenn es keine Schiffe wie in Black Flag oder Rogue zu steuern gibt, so kann man mit Segelbooten über die Flüsse gondeln, um Schiffe mit wertvoller Fracht zu überfallen. Auch die Grafik ist wie gewohnt sehr gelungen. Wer glaubt in der Wüste nicht allzu viel Abwechslung zu sehen, der kann sich auf Städte, Oasen und Sumpfgebiete freuen, die durch einen Tag-Nacht-Wechsel und Wettereffekte wie Sandtürme oder gar Fata Morganen belebt werden. Dabei läuft das Spiel sehr flüssig, allerdings muss man sich hier und da in der Ferne auf Grafikbugs einstellen, wenn plötzlich Objekte oder NPCs in die Umgebung fallen und auch die Streitwagensteuerung lässt zu wünschen übrig. Kein Multiplayer und trotzdem online Leider muss man direkt mit einer Sache beginnen, die in letzter Zeit ein großes Thema geworden sind: Microtransactions. Zunächst einmal: Entwarnung! Die Microtransactions haben zwar wie immer einen faden Beigeschmack, sind jedoch Assassin's Creed-typisch tatsächlich optional und man bekommt keine tatsächlichen Vorteile, die man andernfalls vermissen würde. Das liegt vorallem daran, dass die verhassten Lootboxen im Gegensatz zu Mittelerde: Schatten des Krieges einen vollkommen vernachlässigbaren Anteil haben. Wie das sein kann? Nun, zum einen werden sie im Menü nicht die ganze Zeit angepriesen. Man gelangt zwar leider einmal zu oft in den Helix Shop, wenn man statt der Schultertasten im Menü das Digitalkreuz bedient, aber da kommt man genauso schnell wieder heraus. Aber was wirklich gut ist, ist, dass man täglich eine kleine Quest erledigen kann, um eine Waffenkiste zu erhalten, in der eine seltene Waffe ist. Dadurch kommt man nicht einmal auf die Idee sich für echtes Geld eine zu kaufen. Ab und zu trifft man dann auch auf Online-Events, in denen man die Leichen anderer Spieler findet und wenn man sie untersucht, muss man deren Mörder aufspüren und sie rächen. Wen die Fähigkeit der Zeitlupe beim Bogenschuss im freien Fall an Mittelerde erinnert hat, der wird nun durch die Blutrache darauf hingewiesen, dass man sich diesmal von dem actionreichen Bruder inspirieren lassen hat. Interessant sind auch die zeitlich begrenzten Herausforderungen der Götter, doch leider starteten diese schon sehr früh und verlangen so ein hohes Level, dass Spieler mit wenig Zeit diese verpassen. Hoffentlich kommen sie noch einmal wieder. Hol sie dir alle! Aaah, die begehrte Platin-Trophäe. Während man früher mit langweiligem Sammeln und stressigen Multiplayer-Trophäen genervt wurde, kommt Assassin's Creed Origins ganz ohne diese aus. Man muss beispielsweise nur ein Papyrus-Rätsel lösen, allerdings muss man alle Schauplätze abschließen, also Truhen plündern und Generäle töten, was allerdings recht motivierend ist, wenn man durch die offene Spielwelt reist. Obacht jedoch, es gibt eine verpassbare Trophäe. Beim Händler soll man 100 Stücke Plunder auf einen Schwung verkaufen und wenn man bereits alle Truhen und Vasen geplündert hat, so findet man keine neuen. Ansonsten gibt es neben den vielen obligatorischen automatischen Trophäen auch die Assassin's Creed-typischen Sachen, wie drei Feinde auf einmal töten, einen vergifteten Level 35+ Feind mit einer Fackel in 35 Sekunden töten oder einen Feind aus 60 Meter Entfernung mit einem Raubtierbogen und einem gelenkten Pfeil töten. Genauso die rollenspieltypischen Sachen wie Level 20 erreichen, eine Meisterfähigkeit freischalten oder die ganze Karte bereisen, wie auch Einsiedler-Orte oder Arenen und Wagenrennen abschließen. Kreative Sachen gibt es jedoch auch, die Gebrauch der neuen Technik machen. So sind bei Assassin's Creed Origins die Hitboxen so aufgebaut, dass alles getroffen wird, was die Klinge berührt und nicht wie früher, dass die Animation den Gegner automatisch trifft. Verknüpft man das nun mit einer Pfeilspitze, die man beim Zielen in eine Feuerstelle hält, so kann man seine Pfeile entzünden und damit auf explosive Fässer schießen. Damit nun noch 30 Gegner töten und gut ist. Oder man trägt eine Leiche zu einem Raubtier und lässt so die Beweise verschwinden, andererseits kann man auch einen Löwen zähmen und ihn auf ein Krokodil hetzen. Fazit Assassin's Creed Origins hat sich sofort an die Spitze seiner Serie katapultiert. Hier hat Ubisoft einfach alles richtig gemacht. Das Kampfsystem ist motivierend und so macht es auch Spaß seine Überfälle mal anders anzugehen und die Nebenmissionen bereichern die Spielwelt um ein vielfaches. Das Ausrüstungssystem ist motivierend und da man so häufig bessere Waffen findet, wird man immer wieder dazu ermutigt andere Kampfstile auszuprobieren. Die Microtransactions sind natürlich noch immer ein Haar in der Suppe, aber immerhin hat Ubisoft herausgefunden wie man sie einbauen kann, ohne den Spielern das Gefühl zu vermitteln, sie würden etwas verpassen. Wünschenswert wäre es natürlich, sie würden es ganz weglassen, doch waren sie so unscheinbar im Spiel verbaut, dass ich darüber hinwegsehen kann. 9/10 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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