supersushi Geschrieben 12. März 2014 Teilen Geschrieben 12. März 2014 (bearbeitet) Als Matt Stone und Trey Parker damals 1997 mit ihren zurechtgeschnittenen Pappkartons auf Wunsch eines Fernsehproduzenten einen Clip produzierten, der als Weihnachtskarte gedacht war, hätten sie sich bestimmt nicht träumen lassen was sie damit ausgelöst haben. Der Clip kam an und es folgte eine TV-Serie, die mittlerweile 17 Staffeln umfasst und es ist noch kein Ende in Sicht. South Park nimmt kein Blatt vor den Mund und ist damit erfolgreich. Der Humor ist oft grenzwertig und bestimmt nichts für jeden (einigen Folgen wurde sogar die Ausstrahlung verboten). Ob es nun fiktive Charaktere wie die vier Hauptpersonen Stan, Kyle, Kenny und Eric sind oder reale Personen sind, alles wird hemmungslos von Matt Stone und Trey Parker verarscht. Bis auf einen recht dürftigen Ableger für die PlayStation 1 gab es keinen Abstecher der Kult-Serie auf Sonys Konsolen. Durch „South Park – Der Stab der Wahrheit“ ändert sich das nun. Ob es sich allerdings lohnt sich das Spiel zuzulegen oder sich doch lieber weiterhin nur die Serie anschaut, erfahrt ihr in unserem Test. Der Neue Kenner der Serie dürften mit dem Intro des Spiels keine Probleme haben, bei South Park Neulingen dürfte es eher ein „Was zum... ?!“ auslösen. Eric Cartman (im Folgenden nur noch Cartman genannt, so wie auch die meiste Zeit in der Serie) erzählt die Hintergrundgeschichte. Dunkelelfen und Menschen befinden sich im Krieg, beide Parteien wollen den „Stab der Wahrheit“ in ihrem Besitz haben, da dieser die Kontrolle über das Universum verleiht. Dieser ewige Krieg bildet die Rahmenhandlung des Spiels. Klingt jetzt nicht unbedingt so als wenn es um ein Spiel geht, das ein paar 9-jährige Jungen und Mädchen als Hauptpersonen hat. Kurz danach klärt es sich dann aber auf. Die Kinder von South Park spielen lediglich Rollenspiele, die Hälfte von ihnen verkleidet sich als Dunkelelfen, die andere Hälfte stellt die Reihen der Menschen. Der Stab der Wahrheit ist ein simpler, kleiner Ast auf einem Podest. Solche Spiele der Kinder kennt man auch schon aus der TV-Serie. Die PlayStation 3 Version muss sich dabei auch nicht hinter der Klasse der Serie verstecken, da Matt Stone und Trey Parker intensiv am Spiel mitgearbeitet haben. Als Spieler kommt es sehr oft vor, dass man ebenso lachen muss als wenn man es im TV guckt. Beispielsweise hat Cartman irgendwann genug von einem seiner „Krieger“ und verbannt ihn aus Raum und Zeit, heißt so viel wie er darf nicht mehr mitspielen und soll nach Hause gehen. Zusätzlich darf auch keiner beim Essen mehr neben ihm sitzen. Mitten in ein Kriegsgebiet zu ziehen ist an sich keine gute Idee, doch genau das macht die Kids von South Park ja aus. Gute Ideen haben die selten. Eine neue Familie zieht in die Stadt und ihr lenkt von nun an deren Kind. Dieses neue Kind wird von vielen anderen als der „Drachengeborene“ angesehen, das Kind, das den Krieg entscheiden wird. Da Cartman nicht möchte, dass er den Krieg verliert, nimmt er euch an die Hand und bringt euch alles Notwendige bei. Zusätzlich kriegt ihr den Namen „Saftsack“ verpasst, völlig egal welchen Namen ihr vorher manuell eingegeben hattet. Das ist so einer der Punkte, den es schnell zu lernen gilt: was Cartman sagt wird gemacht. Ist einfach so. Hier startet dann die Geschichte rund um den Drachengeborenen und den Stab der Wahrheit. Hübsch, hübscher, Saftsack Zu Beginn des Spiels werdet ihr dazu aufgefordert euch eure eigene South Park Figur zu erstellen. Wer sich selbst also schon immer mal in dem kleinen Ort in Colorado rumlaufen sehen wollte hat hier nun die Chance dazu. Ihr habt einige Möglichkeiten zur Auswahl für die Gestaltung. Das geht von der Hautfarbe über die Frisur bis hin zu den Klamotten. Einige Vorgaben sind zwar da, damit ihr in den Stil der South Park Figuren passt, aber es gibt doch genügend Auswahl. Allerdings hat man so das Gefühl, dass es noch nicht wirklich genug gibt, was an sich auch stimmt. Im Spielverlauf kann man durch Sammeln und Besiegen von Gegnern noch neue Gegenstände freischalten. Und da gibt es wirklich massig. Schon nach den ersten paar Stunden Spielzeit kann man knapp doppelt so viele Perücken eingesammelt haben wie es zu Beginn des Spiels im Editor zur Auswahl gab. Da kommt echt Freude auf, da man seine Spielfigur so immer wieder verändern und jede Menge testen kann. Vorausgesetzt man sucht eben nach den Gegenständen. Ein Höhepunkt der Veränderung bietet da natürlich der in South Park ansässige Schönheitschirurg, der euch genauso aussehen lässt wie David Hasselhoff. Ohne Witz. Und wer wollte das noch nie? Das gute Aussehen hat Saftsack auch bitter nötig. Die Fähigkeiten zu sprechen ist ihm nämlich nicht gegeben. South Park – Der Stab der Wahrheit ist ein Spiel, das da aber auch direkt drauf eingeht. Ihr werdet des Öfteren von euren Eltern und den Kindern direkt angesprochen. Da Saftsack nicht antwortet schauen eure Gesprächspartner immer ein wenig verdutzt und gehen da auch drauf ein. Sie wiederholen ihre Sätze dann noch mal oder fragen euch, ob ihr nicht doch was dazu sagen wollt. Ein stiller Held muss also nicht in jedem Spiel aus den Unterhaltungen rausgehalten werden. Eine Serie zum Anfassen Aber genug von den optischen Punkten, das ist ja schließlich ein Spiel und keine Folge im TV. South Park – Der Stab der Wahrheit ist vom Prinzip her ein Rollenspiel. Also an sich genau das, was man sich immer für South Park gewünscht hat: selbst in der Stadt herum laufen und mit den Einwohnern interagieren. Einige wollen zwar nicht wirklich reden, sondern vergraben sich lieber in ihren Smartphones und würgen euch mit einem Einzeiler ab, aber zumindest mit den aus der Serie bekannten Charakteren könnt ihr sprechen. Für viele davon könnt ihr auch Aufträge erfüllen, die an sich nichts mit der Hauptstory zu tun haben. Bei einigen sind diese speziell auf die Charaktere zurechtgeschnitten, so wie man sie in der TV-Serie kennen gelernt hat. So muss man beispielsweise für Al Gore nach dem Mannbärschwein suchen oder Mr. Hankeys verlorene Kinder finden. Kleine, sprechende Kack-Häufchen in der Kanalisation suchen, das ist doch mal was. Positiv hervorzuheben ist dabei, dass alle Charaktere ihre englischen Originalstimmen haben. Wer sich die deutsche Sprache wünscht wird mit den Untertiteln vorlieb nehmen müssen oder auf die Passagen der Nazi-Zombies warten müssen, diese sprechen nämlich Deutsch. Man darf das Spiel also nicht zu ernst nehmen, sondern sollte es wirklich als das sehen was es ist: eine satirische Umsetzung der ebenfalls satirischen Zeichentrickserie. Also lieber versuchen drüber zu lachen. Als Übersicht dient euch eure eigene Facebook-Seite. Wenn ihr mit den Leuten sprecht oder ihre jeweiligen Quests erfüllt freundet ihr euch automatisch mit ihnen an. Ganz wie es sich gehört posten eure Facebook-Freunde dann auch immer Updates über sich, die ihr nachlesen könnt. Euer Facebook-Profil hat aber auch sinnvolle Aufgaben, wie zum Beispiel eine Karte der Stadt beinhalten, euer Inventar anzuzeigen, eine Übersicht der aktiven und bereits absolvierten Quests zu bieten oder euch den aktuellen Stand der Sammelitems zu zeigen. Das Spiel bietet euch nämlich die Möglichkeit ein legendärer Chinpoko-Meister zu werden, indem ihr alle 30 Chinpokomon sammeln könnt. Wie es sich für ein vernünftiges Rollenspiel gehört findet ihr aber nicht nur nützliche Sachen, sondern auch jede Menge sinnloses Zeug, das nur dazu da ist verkauft zu werden, um sich wiederum nützliche Sachen kaufen zu können. Was aber wirklich genial daran ist, ist dass so ziemlich alles, was ihr an „Schrott“ so findet aus der TV-Serie bekannt ist. Dreidel, Terrence und Phillip Puppen, Schamhaare, es werden so ziemlich alle Folgen der mittlerweile 17 Staffeln irgendwie gewürdigt. Kenner der Serie werden also definitiv ihre Freude damit haben, da jeder Gegenstand durchaus lustige Erinnerungen wecken kann. Da merkt man wirklich, dass Trey Parker und Matt Stone ganz nah an der Entwicklung des Spiels beteiligt waren. Ein bisschen Action gefällig? Ihr werdet das Spiel jedoch nicht nur mit Sammeln von Items und Facebook-Freunden verbringen, sondern auch mit jeder Menge Kämpfen. Egal ob gegen andere Kinder, Ratten, Mongolen, Aliens oder Unterhosenwichtel, es wird jede Menge Blut fließen (ja man merkt, dass das Spiel ab 18 ist). Für die Kämpfe ist es nun wichtig, für welche der vier Klassen ihr euch zu Beginn des Spiels entschieden habt: Krieger, Magier, Dieb oder Jude. Je nachdem sind eure Angriffe entweder direkter, ihr seid mehr als Heiler zu gebrauchen oder ein Meister darin Statusveränderungen zu bewirken. Die Kämpfe laufen dabei rundenbasiert hab. Bei vielen Kämpfen stehen euch zusätzlich Begleiter zur Verfügung, die ihr dann ebenfalls kontrollieren könnt. Wenn ihr angreift oder einen Angriff abwehrt habt ihr die Möglichkeit mit dem richtigen Timing per Knopfdruck den Schaden zu erhöhen bzw. zu vermindern. Dabei spielen die Wahl eurer Waffen und Rüstungen eine entscheidende Rolle. Je höher ihr im Level aufsteigt desto mächtigere Ausrüstung könnt ihr benutzen. Es ist nicht so wichtig wie gefährlich die Gegenstände aussehen (ob nun ein Pümpel, Kennys Brüstestab oder eine abgebrochene Alien-Analsonde), sondern was für einen Schaden sie anrichten können. Durch Sticker und Aufnäher könnt ihr eure Waffen und Rüstungen noch aufwerten um beispielsweise dafür zu sorgen, dass eure Feinde nach perfekt durchgeführten Angriffen bluten oder brennen, was zusätzlichen Schaden pro Runde bewirkt. Zusätzlich sollten immer genug heilende Gegenstände im Inventar sein, da ihr pro Runde immer einen davon benutzen und danach noch angreifen könnt. Sowohl Saftsack als auch die Begleiter haben spezielle Fähigkeiten, die nur verwendet werden können solange ihr genügend MP habt. Mit steigender Anzahl eurer Facebook-Freunde könnt ihr diese Fähigkeiten aufwerten. Ebenfalls mit perfektem Timing verbunden könnt ihr so beispielsweise dafür sorgen, dass durch einen Tritt in die Genitalien des Feindes alle seine Verbündeten angewidert sind und sich nach jeder Aktion übergeben müssen, was zusätzlichen Schaden bedeutet. Diese Fähigkeiten machen die Kämpfe zwar recht ansehnlich und lustig, sind an manchen Stellen aber viel zu stark. Wenn man nicht gerade gegen Boss-Gegner kämpft habt ihr durch den Einsatz solch einer Spezialfähigkeit praktisch schon gewonnen. Halten... halten... und Drachenschrei!! Eines der Kernelemente des Spiels wird euch relativ früh von Cartman beigebracht: das Furzen. Saftsack hat die Fähigkeit seine Fürze nach Belieben zu kontrollieren, was in vielen Situationen auch mehr als notwendig ist. Oder eben einfach nur zur Belustigung. Per Knopfdruck Leute anfurzen, warum nicht? Je weiter ihr in der Story voran kommt desto mehr Arten des Furzens schaltet ihr frei. Vom mächtigen Furz, dem „Drachenschrei“ über die Furzgranate bis hin zum geworfenen Furz, der zur Ablenkung dient. Außerhalb der Kämpfe werden die Fürze zu ganz unterschiedlichen Zwecken benötigt. Ihr könnt damit Hindernisse aus dem Weg räumen um neue Wege betreten zu können, Feinde schon vor Beginn eines Kampfes ausknocken oder sie ablenken, damit ihr an ihnen vorbeischleichen könnt. Oder eben einfach nur herum laufen und in der Gegend rumfurzen. Klingt doof, ist aber schon ziemlich witzig und sogar für einige Trophäen nötig. Während eines Kampfes ist der Furz eine mächtige Waffe. So könnt ihr ihn beispielsweise nutzen um normale Angriffe, egal ob Nahkampf oder Distanz, zu verstärken. Saftsack kann sich zum Beispiel durch einen Furz von der Erde abstoßen und hat so mehr Schwung um anzugreifen. Ihr könnt die Fürze allerdings auch als alleinigen Angriff verwenden. Jede dieser Aktionen verbraucht allerdings Mana, die sich im Gegensatz zu LP und MP so von alleine nicht regeneriert, sondern durch Gegenstände manuell wieder aufgefüllt werden muss. Ja ja, die USK... An sich war es ja jedem von vorne rein klar, ein Spiel wie South Park konnte gar nicht ungeschnitten in Deutschland veröffentlicht werden. Anscheinend haben das aber sogar die Entwickler selbst schon erwartet, daher haben sie das Spiel auf ihre Weise gleich selbst entschärft. Anstatt der Szenen, die im kompletten europäischen Raum entfernt wurden, wird ein Bild eingeblendet, auf dem die Entwickler sich direkt an die Europäer richten. Es wirkt ein wenig so, als wenn sie uns alle damit ein wenig verhöhnen wollen und beschreiben darin in Textform, was in den entsprechenden Szenen passiert. Zwar besser als die Szene einfach wegzulassen, aber trotzdem nicht das Gelbe vom Ei. Wie in jedem in Deutschland erschienenen Videospiel wurden auch hier die Hakenkreuze entfernt. Obsidian hat hier aber nicht das Symbol durch ein anderes ausgetauscht, sondern ganz provokant schwarze Zensurbalken davor platziert, die sich auch immer mit bewegen. Wenn sich also die Nazi-Zombies auf dem Bildschirm hin und her bewegen, wandert der Zensurbalken mit. So hart es klingen mag, aber da schämt man sich als Gamer in Deutschland schon ein wenig für die Gesetzgebung. In Filmen, in der Literatur, ja selbst bei Jugendlichen im Geschichtsunterricht in der Schule können Hakenkreuze betrachtet und bearbeitet werden, aber in einem satirischen Spiel, das sich der Sache mit Humor annimmt und ja sogar ab 18 Jahren freigegeben ist nicht? Das verstehe wer will. Trophy-Check Wenn ihr die Platin-Trophäe in South Park – Der Stab der Wahrheit anstrebt braucht ihr eher Zeit als Geschick. Da der Schwierigkeitsgrad keine Rolle für die Trophäen spielt und jederzeit verstellt werden kann macht es das Durchspielen einfacher. Viele Trophäen beschränken sich auf verschiedene Kostüme und Charaktere anfurzen, also nicht wirklich schwierig. Man muss beim Durchspielen allerdings ziemlich gut aufpassen, da sehr viele Trophäen verpassbar sind, zum Beispiel alle Freunde oder alle Chinpokomon finden. Wenn man mit Guide und vielen Speicherpunkten spielt genügt ein Durchgang, ansonsten gehen aber auch gut und gerne zwei, da das Spiel alles andere als eine Qual ist. Fazit Es lässt sich ganz klar eine Kaufempfehlung aussprechen! Fans der Serie werden es lieben, alle anderen auf jeden Fall gut unterhalten werden. Zumindest wenn man den Humor von South Park mag. Da ist das Spiel nämlich gnadenlos, nichts und niemand wird verschont. Einige stellen gehen sehr weit unter die Gürtellinie und sind schon echt extrem. Aber genau das macht eben auch die Serie aus. Es gibt zwar auch einige wenige negative Aspekte wie zum Beispiel stellenweise echt extreme Ruckler wenn ein neuer Bereich betreten wird oder die erwähnten Kürzungen der EU- und DE-Fassungen, aber die sind in der Minderheit. Und auf Minderheiten wird bei Cartman und Co. ja ohnehin nie Rücksicht genommen. Die Rollenspielaspekte werden gut eingebracht und wirken keineswegs lieblos dahingeklatscht. Unterm Strich bleibt ein sehr gutes Spiel, mit dem man wirklich nichts falsch machen kann. 9/10 Bearbeitet 28. Mai 2021 von d4b0n3z Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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