Marloges Geschrieben 19. Januar 2019 Teilen Geschrieben 19. Januar 2019 Vane sieht auf den ersten Blick aus wie ein Spiel, das genauso gut von Fumito Ueda, dem Schöpfer von Shadow of the Colossus und Ico hätte stammen können, während die Narrative genauso rätselhaft zu sein scheint wie ein typisches Playdead Game, die ebenfalls mit Limbo oder Inside gezeigt haben, dass man dem Spieler nicht viele Informationen zu geben braucht, um eine Geschichte zu erzählen. Das macht Vane natürlich gleich sehr interessant, doch schaffen es die Entwickler "Friend & Foe" mit ihrem Erstlingswerk leider nicht, in diese großen Fußstapfen zu treten. Starker Auftakt Die ersten paar Minuten des Spiels fangen eigentlich sehr stark an. Als vermummter kleiner Junge, der einen mysteriösen Gegenstand in der Hand hält, stapft ihr durch einen düster aussehenden Ort, der von einem schweren Sturm auseinander genommen wird. Rötliche Lichteffekte geben dem Ganzen einen noch bedrohlicheren Touch und überall schlagen Blitze ein und Trümmer fliegen durch die Gegend. Als dieses kurze Intro dann darin mündet, dass eine ebenfalls vermummte Gestalt euch zu Boden stößt, euch den Gegenstand abnimmt und ihr anschließend nach einer Ladezeit in den Titelscreen geworfen werdet, landen die ersten Fragezeichen über dem Kopf. Allerdings ist man doch gehooked und möchte wissen, was es mit dieser Szene auf sich hat. Die Fragezeichen wollen aber so schnell nicht verschwinden, denn drückt man nun X, um die Handlung voranzutreiben, hebt sich der Rabe, der auf dem Titelbildschirm zu sehen war, in die Lüfte und ihr steuert ihn. Offenbar seid ihr nun ein Rabe und müsst... ja was eigentlich tun? Anweisungen gibt es keine und die Gegend ist alles andere als linear gestaltet. Herausfinden, was zu tun ist Fliegt man eine Weile durch die Gegend, wird der Spieler nach und nach subtile Hinweise darauf finden, was ungefähr zu tun ist, aber so ganz einleuchtend ist das im Verlaufe des restlichen Spiels eigentlich nie. Die notwendigen Aktionen wirken ziemlich beliebig und oftmals fragt man sich, was es überhaupt soll. Dabei hilft dann auch nicht, dass diese endlos wirkende Wüste wirklich groß ist und teilweise sogar optionale Gebiete versteckt hält, die zwar ebenso schick aussehen, aber nichts zum Interagieren bieten. Bis ihr herausgefunden habt, wie es genau weitergeht, fühlt sich die Erfahrung also eine ganze Weile lang wie ein Sightseeing-Trip an. Als man später dann herausfindet, wie genau man sich in einen Jungen zurückverwandeln kann und die nächsten Gebiete erreicht, wird man aber auch nicht wirklich schlauer. Das gesamte Spiel besteht aus Fragezeichen, die sich sowohl auf die Rätsel, als auch auf die Story beziehen. Das Problem ist, dass beides so wirkt, als könnte man es kaum mit Logik aufschlüsseln, sondern eher mit viel Fantasie. Blindes Rumprobieren führt zum Ziel und wer die Story von den Souls-Spielen oder Shadow of the Colossus verwirrend findet, hat Vane noch nicht gesehen. Ernüchterung Das Problem, das man dabei hat, ist, dass man nicht das Gefühl hat, es stecke wirklich etwas dahinter... In den Spielen, mit denen man Vane automatisch vergleicht, gibt es gewisse Flavor-Texte oder Gesprächsfetzen, die sich immerhin interpretieren lassen. Hier aber wird nicht ein einziges Wort gesprochen oder gelesen. Die Handlung wirkt wie eine Abfolge von beliebigen Ereignissen und der Umstand, dass die zwei Enden zwischen denen man wählen kann, sich kaum voneinander unterscheiden, hilft dabei auch nicht. Dies alles wäre kein großes Problem, wenn denn wenigstens das Gameplay spaßig wäre, doch leider steuert sich Vane wirklich suboptimal und wirkt technisch sehr unsauber. Fliegt ihr als Rabe durch die Gegend, zoomt die Kamera viel zu nah heran und ihr könnt sehr schlecht sehen, auch reißt die Kamera viel zu schnell herum, wenn ihr eine Kurve macht und wenn ihr auf irgendwelchen Strukturen landen wollt, dann dürft ihr weder zu schnell, noch zu langsam fliegen, denn sonst fliegt ihr eiskalt an eurem Ziel vorbei und dürft noch eine Runde drehen. Aufploppende Texturen sind da noch das geringere Übel, auch wenn diese ebenfalls recht nervig werden können und man sie teilweise auch gar nicht von den visuellen Effekten unterscheiden kann, die zum Teil willentlich vom Spiel eingebaut werden. Das Spiel leidet zusätzlich unter ziemlichen Framedrops und auch wenn es Geschmackssache ist, muss ich sagen, dass ich kein Fan des Letterbox-Formats bin und diese großen schwarzen Balken auf dem Bildschirm als störend empfinde. Genauso wie der Synth-Soundtrack, der zwar für sich genommen echt cool ist, in diesem Spiel aber arg deplatziert wirkt. Kurze Erfahrung Die Spielzeit von Vane zu bewerten, ist nicht ganz einfach, da es einfach sehr stark darauf ankommt, wie schnell man herausfindet, wo es weitergeht und wie viel optionalen Kram man suchen möchte, der leider stets nur für Trophäen relevant ist und nie irgendwelche Storydetails verrät oder irgendwas freischaltet. Müsste ich aber grob schätzen, liegt die Spieldauer bei etwa 2-3 Stunden, was bei einem 22 Euro teurem Spiel schon sehr wenig ist. Wiederspielwert sehe ich, abgesehen vom zweiten Ende, für das ihr sowieso nur das letzte Kapitel wiederholen müsst, auch absolut keinen. Trophy-Check Die Trophäen passen im Grunde perfekt zu Vane: Sie sind genauso mysteriös wie das Hauptspiel und ohne Guide ist es schwer zu erraten, wie man sie erlangen soll. Einen Großteil von ihnen spielt man dadurch frei, dass man auf bestimmten Orten als Rabe landet und somit eine Kamerafahrt über die Gegend geboten bekommt. Die anderen Trophäen bekommt ihr entweder automatisch im Spielverlauf oder sind beliebiger Kram wie „schnell von einem Ende des Canyons zum anderen fliegen“ oder zu Fuß auf einen hohen Berg gelangen, was original 10 Minuten Lauferei bedeutet. Das Freischalten der beiden Enden gehört auch dazu. Insgesamt eine geschenkte Platin, bei der ihr euch entscheiden könnt, ob ihr direkt mit Videoguide das ganze Spiel durchmacht und nebenbei die Trophäen abgreift, oder per Kapitelauswahl nachholt. In diesem Fall würde ich tatsächlich zu ersterem raten, denn so spart ihr euch die Rätselei darüber, wo es weitergeht und seid in knapp zwei Stunden mit der Platin (und dem Spiel) fertig. FAZIT Ich wollte so sehr, dass mir Vane gefällt. Es ist schade, wenn man das Entwicklerdebüt eines neuen Studios so kritisieren muss, aber leider wurde sich hier viel mehr Gedanken um Ästhetik als um Spielspaß gemacht. Ich will nicht ausschließen, dass ich die Narrative vielleicht schlichtweg nicht verstanden habe, aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Allerwenigsten schlau aus dem werden, was hier gezeigt wird. Dass sich das Spiel dabei noch hakelig steuert und technisch unsauber ist, ist dann aus meiner Sicht der Todesstoß für diesen mehr als 20 Euro teuren Indie-Titel. Sehr schade, denn visuell und atmosphärisch macht der Titel echt viel her. 4 von 10 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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