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IGNORIERT

Test: Fimbul im Test für die PS4: Ist heut' schon wieder Ragnarök?


Marloges

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Der Hack-n'-Slay-Titel Fimbul vom eher unbekannten Entwicklerteam Zaxis wirkt wie das bisher ambitionierteste Projekt der Dänen. Wenn man sich ihre bisherigen Projekte anschaut, sieht man, dass sie bisher nur an Low-Budget-Titeln gearbeitet haben, die optisch an kleine Mobile-Spiele erinnern. Muss ja nichts Schlechtes sein, aber sobald man Fimbul eine Weile gespielt hat, fragt man sich, ob sich das Team nicht vielleicht übernommen hat. Dazu kommt, dass es sich um ein weiteres Spiel im nordischen Setting handelt. Nach God of War, Hellblade, The Banner Saga und Jotun wirkt das langsam wie ein ziemliches einseitiges Muster.

Der Winter naht

Ihr übernehmt die Rolle des Berserkers Kveldulver, der direkt zu Anfang des Spiels während eines Angriffs auf sein Heimatdorf erschlagen wird. Da dies aber eine sehr unspektakuläre Geschichte wäre, wird der alte Mann von den Schicksalsschwestern wiederbelebt, damit er gegen die Jotun antreten kann, riesige Trolle, noch älter als die Götter selbst, damit er Ragnarök aufhalten kann.

Gleichzeitig möchte er Rache an einem gewissen Knut nehmen, der für den Angriff auf sein Dorf verantwortlich ist. Das Ganze wird in Comic-Sequenzen erzählt, die mir persönlich zwar optisch nicht zusagen, aber zumindest stilsicher sind und gut zum Spiel passen. Synchronisation gibt es leider auch keine, aber dafür wirbt das Spiel mit „weitreichenden Entscheidungen“, die das weitere Geschehen der Story beeinflussen sollen. Mit dem sogenannten „Lebensfaden“ kann man dann in einer Art Timeline sehen, dass jede Entscheidung einen neuen Zweig öffnet. So wirklich einleuchten, was genau diese Entscheidungen ändern sollen, wollte mir aber nicht. Im Grunde bestehen die einzigen Entscheidungen darin zu wählen, ob man jemandem am Leben lassen soll oder doch lieber umbringt. Das ändert zwar eine Kleinigkeit im Verlaufe des Spiels, aber vom Beeinflussen der Story kann hier eigentlich keine große Rede sein.

Generell schafft es die Story nicht wirklich einen Spannungsbogen aufzubauen. Im Grunde läuft man von A nach B nach C und verprügelt eine Gegnermasse nach der anderen und trifft hin und wieder auf einen größeren Jotun. Wer aber wirklich in der nordischen Mythologie drin ist und mit den ganzen Namen etwas anfangen kann, der kann dem Ganzen vielleicht etwas abgewinnen.

 

Jetzt gibt’s auf die Omme

Alles halb so wild, so lange das Kampfsystem Spaß macht, richtig? Nun, da dies das einzige ist, das man im Spiel macht, wurde sich zumindest etwas Mühe dabei gegeben, dem Kampfsystem etwas Tiefe zu geben. So gibt es einen leichten und einen schweren Schlag, eine Rolle, eine Blocken-Taste und man kann die Ausrüstung von verstorbenen Soldaten aufheben, um sie für sich selbst zu benutzen. Oftmals bricht eure Ausrüstung und ihr müsst sie ersetzen. Dabei könnt ihr zwischen einem Schwert und einer Axt wählen und Wurfspeere einsetzen.

Die Lebensenergie von euren Feinden wird dabei in Form von kleinen Sternen über ihrem Kopf angezeigt. Meist reicht es einfach wild drauflos zu dreschen, denn selbst wenn die Feinde blocken, hören sie irgendwann damit auf und überlassen euch die kostenlosen Treffer. In den meisten Kämpfen reicht es tatsächlich auch, einfach wild auf die Masse zu dreschen, bis sie umfallen. Da es keinen richtigen Konter gibt und das Ausweichen die momentane Animation nicht abbricht, sind die defensiven Aktionen im Spiel fast nutzlos. Zum Teil dauert es über eine Sekunde bis man ausweichen kann, weil man gerade im eigenen Angriff feststeckt. In einem behäbigen Spiel wie Dark Souls mag das gut funktionieren, aber hier führt es nur zu frustrierenden Toden.

Die einzige wirkliche Entscheidung, die euch das Spiel in den Kämpfen bietet, ist, wofür ihr eure Kombopunkte einsetzt. Jedes Mal wenn ihr einen Gegner trefft, füllt sich nämlich die Komboleiste und ihr könnt diese einsetzen um bestimmte Spezialattacken auszuführen. So hat man zum Anfang beispielsweise einen besonders starken Schlag und eine Heilung zur Verfügung, schaltet später aber auch noch zwei weitere Attacken frei. Das klingt zwar ganz gut, führt allerdings abermals zur Frustration, da ihr die Punkte nach jedem Treffer, den ihr kassiert, wieder nach und nach verliert, was bedeutet, dass man genau dann, wenn man gerade im niedrigen HP-Bereich ist, auch nicht die Punkte zum Heilen verfügbar hat. Das kann zwar zur Spannung führen, da man gerade mit wenig Leben aggressiv spielen muss, um sie wieder zu bekommen, aber da das Kampfsystem nicht sonderlich präzise ist, führt es eher zu Frust.

Attack on Jotun

Die riesigen Trolle sind im Grunde die einzigen richtigen Bosse des Spiels. Jeder von ihnen hat ein ähnliches Moveset und dementsprechend ähneln sich die Kämpfe allesamt viel zu sehr. Das Schlimme ist aber, dass normale Angriffe so gut wie gar keinen Schaden bei ihnen anrichten. Stattdessen muss man abwarten bis sie verwundbar sind. In kleinen Zeiträumen befindet sich ein Kreis über dem Kopf des Bosses und genau in diesem Moment kann ein Angriff sie schwächen und ihr habt ein paar Sekunden Zeit, verheerenden Schaden anzurichten. Klingt zwar zunächst besser als simples Draufhauen, im Grunde führt es aber nur zu mehr Warterei im Kampf, da die Zeiträume immer sehr kurz sind und daher leicht zu verpassen sind. Ein präziser Speerwurf mitten in einem Sprungangriff des Gegners ist da wohl noch das Highlight in einem Bosskampf.

Ansonsten gibt es nicht mehr viel zum Gameplay zu sagen, der Rest des Spiels besteht aus Laufen und Lesen von Comic-Sequenzen. Optionale Wege und versteckte Collectibles in irgendeiner Form scheint es nicht zu geben und es wurden auch keine Rätsel oder Sonstiges ins Spiel gepackt. Im Grunde ist es ein riesiger Korridor der zwischendurch mit Kampfarenen bestückt ist. Lediglich wenn man an manchen Stellen Statuen aktivieren muss, um den Weg zum nächsten Bereich zu öffnen, gibt es ein kleines bisschen an Erkundung. Da man diese aber kaum übersehen kann und mehr oder weniger automatisch mitnimmt, wirken sie auch nur wie aufgesetzte Steine auf eurem Weg, die euch daran hindern, die gewollte Reihenfolge zu brechen. Dazu kommt dann, dass jeder Tod dazu führt, dass man die Intro-Cutscene des Bosses noch einmal schauen muss, da man sie nicht überspringen kann. So muss man teilweise eine ganze Minute warten, bis man den nächsten Versuch startet.

 

Performance aus Helheim

Und als wäre dies nicht genug, hat der Titel auch noch massive technische Probleme. Man kann keinen Kampf starten, ohne dass die Frames extrem droppen und man dann mit geschätzten 10 Frames pro Sekunde durch langweilige Kämpfe boxen muss. Das ganze Spiel wird daher zu einer Qual für die Augen, obwohl es an sich keine schlechte Art-Direction hat. Teilweise gibt es ziemlich ansehnliche Panoramen zu bestaunen und die Art und Weise wie die verschneiten Level durch den üppigen Blutverlust eurer Feinde verziert wird, macht tatsächlich etwas her.

Doch leider wird das alles durch die miese Technik heruntergezogen. So konnte ich beispielsweise einmal mitten in eine Wand laufen, innerhalb eines Gebäudes wurde immer noch Schnee durch meine Schritte aufgewirbelt, was sehr albern aussah. Und auch wenn es wie eine unfaire Beschwerde klingt, in einem Spiel, in dem gerade der Fimbulwinter stattfindet: Man sieht sich sehr schnell satt an den Schneegebieten, denn abgesehen von dem einen oder anderen coolen Kamerawinkel sieht jedes Level genau gleich aus und werden dabei auch noch von beliebig auftauchenden Ladesequenzen unterbrochen.

Was aber noch ärgerlicher ist, sind die Freezes. Während meines Durchgangs stürzte das Spiel ganze 4-mal ab und das, obwohl es nicht mehr als 2-3 Stunden lang ist. Nur weil das Spiel den Winter thematisiert, muss es nicht gleich so weit gehen und sich selbst freezen. Jedenfalls eine ziemliche Unverschämtheit ein so kurzes und unfertiges Spiel für ganze 30 Euro anzubieten, selbst bei einem Drittel des Preises würde ich noch davon abraten. Man kann nur hoffen, dass die Entwickler hier noch ordentlich nachpatchen.

Trophy-Check

Zumindest für uns Trophäenjäger gibt es eine gute Nachricht: Die Trophäen sind beinahe geschenkt. Alle außer zwei bekommt man automatisch im Spielverlauf und es sind überwiegend goldene. Die anderen beiden erhält man dadurch, dass man sich bei den Entscheidungen, bei denen es darum geht, jemanden zu verschonen oder zu töten, beim nächsten Mal anders entscheidet als vorher. Es gibt also eine Trophäe für das Töten und Verschonen einer bestimmten Person und dasselbe dann bei den Jotun.

Bei letzteren muss man aber bedenken, dass alle im selben Durchgang verschont oder getötet werden sollen. Zwar kann man jeden Boss mit dem praktischen Lebensfaden (Quasi die Kapitelauswahl) angehen wann man möchte, muss aber nach dem ersten Jotun bis zum letzten weiterspielen, damit dies alles in einem Run passiert. Das ist in etwa das halbe Spiel, weswegen man effektiv anderthalb Runs für die Platin braucht.

 

FAZIT

Leute, die eine geschenkte Platin wollen, sind tatsächlich die einzigen, die dieses Spiel auch nur erwägen sollten zu kaufen. Selbst wenn die Entwickler die ganzen technischen Mängel ausmerzen, bliebe das Kampfsystem mies und die Story nicht sonderlich interessant. Ein schlechter Titel, der funktioniert, ist halt leider immer noch ein schlechter Titel. Dazu kommt, dass es mit 30 Euro einfach hoffnungslos überteuert ist und nur zwei bis drei Stunden kurz ist. Bleibt fern von diesem Spiel.

 

3 von 10

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