Marloges Geschrieben 8. Januar 2019 Teilen Geschrieben 8. Januar 2019 (bearbeitet) Hitman 2 im Test für die PS4 – Nachschub an Killer-Sandkästen Das Hitman-Reboot aus dem Jahre 2016 konnte mit seinem Episoden-Format und Online-Zwang anscheinend nur wenige von sich überzeugen, denn kurz nachdem alle Episoden released wurden, entschloss sich Publisher Square Enix die Zusammenarbeit mit Hitman-Entwickler IO Interactive zu beenden. Was sehr schade ist, denn das Spiel war wirklich fantastisch. Glücklicherweise jedoch bleiben die Rechte bei IOI und unter der Führung von Warner Bros. war es ihnen nun möglich ein Sequel zu entwickeln. Ob das Spiel als komplettes Paket und mit weniger Budget trotzdem überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Test. Wen interessiert schon die Story? Sicherlich die wenigsten Leute, so wie ich das in diversen Kommentar-Sektionen mitbekomme, dabei ist sie gar nicht mal so uninteressant. Hitman 2 beginnt storytechnisch genau da, wo der Vorgänger aufhörte. Agent 47 ist auf der Jagd auf die sogenannten „Shadow Clients“, arbeitet mit einem gewissen Grey zusammen, der ebenfalls zur gleichen Versuchsreihe wie 47 gehörte und fängt allmählich an sich an seine Vergangenheit zu erinnern. Die Reboot Reihe macht dabei den mutigen Versuch dem Charakter von 47 mehr Tiefe zu geben und spannt dabei ein großes Verschwörungskomplott mit einer kriminellen Organisation die vermutlich nicht zufällig an tatsächlich existierende Sekten erinnert. Leider leidet die Präsentation in Hitman 2 etwas unter dem geringerem Budget. Denn anstatt schicke CGI-Sequenzen wie im Vorgänger zu bekommen, bestehen die Zwischensequenzen hier nur aus Standbildern, über die synchronisiert wurde. Was der Dynamik leider gar nicht gut tut. Trotzdem empfiehlt es sich zuzuhören. Auch über die NPCs, die ihr auf euren Missionen töten sollt, könnt ihr einiges in Erfahrung bringen, denn IOI machte sich alle Mühe einen reichhaltigen Text über jeden der Charaktere zu verfassen. Auch beliebige NPCs zu belauschen kann interessante Lore-Details und Anspielungen auf vergangene Teile enthalten. Leider (oder doch zum Glück?) ist die Story von Agent 47 auch hier noch nicht am Ende angelangt, auch wenn sich ein paar neue Sachen offenbaren, die Fans sicherlich interessant finden dürften. Ich gehe aber stark davon aus, dass die meisten Leute das absolut gar nicht juckt, weswegen es auch absolut kein Problem ist, wenn ihr einfach mit Hitman 2 einsteigt. Zumal die Level des ersten Teils auch in diesem Teil erhältlich sind, solange ihr sie nochmal kauft oder bereits besitzt. So wird Hitman 2016 durch diesen Teil quasi entgültig obsolet, nur mit dem kleinen Wermutstropfen, dass ihr sämtliche Unlockables nochmal freischalten müsst und nicht einfach übernehmen könnt. Ran ans Töten Nach der kurzen Intro-Sequenz geht es auch schon schnell ans Eingemachte. Eure erste Mission startet ihr an einem Strand, den ihr mit einem kleinen Boot erreicht habt und eure Mission ist es Informationen aus dem Zuhause einer gewissen Alma Reynard zu beschaffen, die ein imposantes Haus in der Nähe des Strands besitzt. Da niemand zuhause ist, könnt ihr euch in dem Level erstmal in Ruhe umschauen und euch mit der Steuerung vertraut machen. Als jemand, der erstmal wieder reinkommen musste, empfand ich das als cleveres Einstiegslevel. Wer aber ein richtiges Tutorial haben möchte, kann sich einfach den Prolog aus dem ersten Teil kostenlos runterladen und sich dort die Steuerung aneignen. Jedenfalls dauert es nicht lange bis ihr die gesuchten Daten gefunden habt und natürlich taucht die Besitzerin des Hauses kurz danach auf und gründlich wie ihr seid, lautet euer nächster Auftrag Alma und ihren Lover umzubringen. Da die Größe dieses Intro Levels nicht sonderlich beeindruckend ist, sollte man meinen man hat nicht viele Möglichkeiten auf einen Kill, aber tatsächlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten Alma zu töten. In meinem ersten Run habe ich ihr fix das Genick gebrochen, während ihr Freund gerade in der Dusche beschäftigt war und dank des Dampfes nichts sehen konnte. Ihren Drink vergiften, sie im Schlaf mit dem Kissen zu ersticken oder schlichtweg zu erschießen ist aber natürlich auch möglich. Ich bin mir sehr sicher dass ich immernoch nicht alle Möglichkeiten gefunden habe. Viel neues bietet Hitman 2 im Vergleich zu seinem Vorgänger aber nicht. Die Mechaniken wurden fast 1:1 übernommen und lediglich die neuen Modi und Level sollten für Motivation sorgen, euch wieder ins Boot zu holen. Allerdings gibt es ein paar Feinheiten, die ergänzt wurden. So gibt es nun wieder den allseits beliebten Koffer, in dem ihr euer Scharfschützengewehr verstecken könnt, Gegner können euch nun in Spiegeln sehen und Menschenmassen so wie Gebüsche dienen nun als sichere Verstecke. Letzteres sogar für etwaige Körper die nicht gefunden werden sollen. Auch das HUD wurde leicht verändert, was aber wirklich nur auffällt, wenn ihr den Vorgänger ausführlich gespielt habt. Zum Besseren aber. Als wäre man wirklich dort Glücklicherweise ist aber nur das erste Level so klein und limitiert. Gleich die nächste Mission in Miami ist richtig gigantisch. Hier kann man ungelogen eine ganze Stunde herumlaufen und hat wohlmöglich immernoch nicht alles gesehen. In dieser Mission müsst ihr euer Ziel auf einer Rennstrecke zur Strecke bringen und der Detailreichtum ist unermesslich. So gibt es eine Technik-Messe zu bestaunen, die Rennstrecke inklusive Tribünen, Backstagebereich, Boxenstopps und Siegertreppe, den VIP-Bereich, den Event-Bereich, einen Park, ein Hotel, den Arzt und noch vieles mehr. Die Level in Hitman 2 sind umgemein glaubwürdig in ihrer Größe und in ihrem Detailreichtum. Von diesen riesigen Leveln gibt es 5 Stück, das Intro Level nicht mitgerechnet. Was zunächst wenig klingt, aber für dutzende oder gar hunderte Stunden Spielzeit sorgen kann. Doch ist dies nicht alles nur schiere Kulisse, das Level selbst ist Verbündeter und Feind zugleich. Schaut ihr euch um werdet ihr sowohl auf abgesperrte Bereiche stoßen, die ihr nur in der entsprechenden Verkleidung betreten dürft, als auch auf nützliche Gegenstände, die euch bei eurem Auftrag weiterhelfen können. Einen Großteil eurer Spielzeit werdet ihr mit Beobachten und Planen verbringen. Mit Ablenkungen dafür zu sorgen, dass ein NPC an einem isolierten Ort ist, damit ihr ihm seine Kleidung nehmen könnt oder den passenden Zeitraum abpassen, damit ihr etwas klauen oder manipulieren könnt, sind Sachen auf die es dann ankommt. Glücklicherweise hilft euch dabei einerseits die sehr vorhersehbare K.I. und andererseits die Möglichkeit von manuellen Spielständen. Diese mögen zwar so wirken, als würden sie das Spiel zu einfach machen, aber das ist genau der Punkt: Es kommt in Hitman nicht darauf an ob ihr den Level schafft, sondern wie ihr ihn schafft. Meister der Manipulation Habt ihr das erste Mal einen Level abgeschlossen, werdet ihr in eurer Bewertung sehen wie gut ihr abgeschnitten habt und bekommt auch angezeigt wieviele Herausforderungen ihr absolviert habt. Die Bewertung wird in Sternen gemessen und die Höchstwertung bekommt ihr nur, wenn ihr ausschließlich die Ziele getötet habt, nicht gefilmt wurdet (oder alternativ die Bänder vernichtet habt), nie erwischt wurdet und die Leichen versteckt habt. Zeit bestimmt dann den Rest der Bewertung, ist aber nie der entscheidene Faktor, sondern nur für Ranglisten relevant. Der begehrte 5-Sterne Rang namens „Lautloser Killer“ ist immer der, den man anstreben möchte, jedoch ist selbst dieser nur der Anfang. So könnt ihr beispielsweise versuchen den „Lautloser Killer“-Rang zu erreichen während ihr eure Ziele mit dem Scharfschützengewehr tötet oder ihr holt euch den Rang ohne euch auch nur ein einziges mal zu verkleiden, was dann die ultimative Herausforderung ist. Doch das ist noch lange nicht alles. Jedes Level hat gleich Dutzende solcher Herausforderungen und jede davon gibt Punkte, die euer Level in dem jeweiligen Ort erhöhen. Dieser wiederum lässt euch neue Gadgets, Einstiegsorte und Verstecke freispielen, die euch dann bei einem neuen Run einen Vorsprung geben können. Diese Herausforderungen sind sehr variabel, so gilt es teilweise einfach nur jeden Bereich des Levels gesehen zu haben, aber auch Ziele auf alle möglichen Arten zu töten oder bestimmte Events zu triggern. Das Durchschauen dieser Herausforderungen ist besonders interessant, da sie euch zahlreiche neue Tötungsmöglichkeiten eröffnen, von denen man nie gedacht hätte, dass sie überhaupt möglich sind. Einen Level 10- bis 20-mal zu spielen ist also durchaus legitim, auch wenn das Erreichen des höchsten Ranges innerhalb einer Location durchaus in 4 bis 5 Runs machbar ist. Um das Ganze nicht zu sehr in Arbeit verkommen zu lassen, müsst ihr nach Abschluss einer Challenge aber nicht einmal das Level beenden. Stattdessen könnt ihr einfach einen Spielstand laden und euch an einer anderen Challenge versuchen, ohne den Fortschritt wieder zu verlieren. Habt ihr zum Beispiel ein Ziel isoliert und sollt es auf verschiedene Arten töten, könnt ihr das direkt mit dem gleichen Save machen. Der Wiederspielwert ist immens und zusätzliche Unlockables wie Kleidung, Waffen, Gifte und Gerätschaften motivieren zusätzlich. Wer dann ein richtiger Completionist ist, versucht direkt alles zu machen und ist damit sehr lange beschäftigt. Story-Missionen Was im vorherigen Teil noch als „Gelegenheit“ bezeichnet wurde, wurde in Hitman 2 nun in Story-Mission umbenannt. Hierbei handelt es sich um kleine Sidequests, die ihr erfüllen könnt, um eine Gelegenheit für einen Kill zu erschaffen. Diese erfordern erstmal das Beschaffen von Informationen, die ihr meistens durch Belauschen von NPCs bekommen könnt. Habt ihr diese erst mal, könnt ihr die Story-Mission aktivieren und müsst nun einer Reihe von Anweisungen folgen um sie abzuschließen. Hierbei könnt ihr wählen, ob ihr die Hilfe von Wegpunkten haben möchtet, oder ob euch die Beschreibung reicht und ihr selbst alles findet, was ihr braucht. Ein Beispiel aus dem Miami-Level wäre zum Beispiel die Information dass euer Ziel sich stets persönlich um technische Probleme in seiner Messe kümmert. Dadurch kommt 47 auf die fiese Idee etwas so zu manipulieren, dass der werte Herr angerannt kommt um den Schaden zu beheben, nur um dann eine böse Überraschung zu erleben. Ich gehe extra nicht ins Detail um nichts vorwegzunehmen, aber auch in diesem Beispiel kann man sehen, dass man eine Information braucht, ein Werkzeug für die Manipulation und dann doch das tödliche I-Tüpfelchen. Story-Mission wird das ganze dann genannt, weil IOI wohl befürchtet, dass viele Spieler im Vorgänger nicht verstanden haben, dass diese Sidequests teilweise sehr interessante Informationen über die Ziele preisgeben können und damit sichergehen wollen, dass auch jeder versucht sie alle abzuschließen. Tatsächlich wird am Ende eines Levels auch eine Empfehlung dafür ausgesprochen bestimmte Story-Missionen erst einmal abzuschließen, bevor man in das nächste Level geht. Das ist aber absolut optional. Trotzdem würde ich auf jeden Fall empfehlen sie alle zu machen, denn die Story-Missionen sind rein inszenatorisch die coolsten Kills des Spiels und oftmals auch einfach unheimlich witzig. Die Art wie sich 47 teilweise kleidet und die Dialoge die dabei zustande kommen total genial. Content, so viel Content! Wem die Story-Missionen und hunderten an Herausforderungen aber immer noch nicht reichen, der kann zusätzlich noch die wöchentlichen „Schwer zu fassenden Ziele“ angehen, bei denen man stets nur eine einzige Chance hat. Ihr könnt zwar beliebig oft neu starten, aber sobald ihr einmal getötet wurdet, ist eure Chance für immer vertan. Der Clou daran ist, dass ihr nicht mehr neu starten könnt, sobald ihr euer Ziel getötet habt. Macht ihr dies zu einem ungünstigen Zeitpunkt und werdet dabei erwischt, passiert es leicht, dass ihr nicht mehr lebend den Fluchtort erreicht und ihr habt das Ziel verpasst. Das erste Ziel war übrigens von Sean Bean gespielt, was ein cooles Event war. Im ersten Hitman wurden die Ziele nach einigen Monaten noch einmal wiederholt, also vielleicht gibt es auch hier nochmal eine Chance. Dazu kommen dann noch die Eskalations-Missionen, die stets aus 5 Stufen bestehen, die jedes Mal die Bedingungen erhöhen und mit neuen Zielen bestückt sind, dann noch die selbstgemachten Onlinemissionen, die Spieler selbst zusammenstellen und dann für andere Spieler verfügbar machen, die Sniper-Challenge, bei der ihr in einem neuen Level, nur mit einem Scharfschützengewehr bewaffnet eure Ziele ausschalten sollt und einen richtigen Online-Modus, in dem ihr kompetitiv mit einem anderen Spieler eine Art Wettrennen darüber führt, wer ein bestimmtes Ziel zuerst ausschaltet. Das Ganze geht über mehrere Runden und ihr könnt dabei den Geist eures Widersachers sehen und mit bestimmten Geistermünzen die Wachen in seinem Spiel in eine bestimmte Richtung lenken, was ziemlich unterhaltsam, aber auch frustrierend sein kann. Nicht zu vergessen die neue Schwierigkeitsstufe, die die K.I. der Gegner erhöht und euch verbietet mehr als einmal im Level zu speichern. IO Interactive hat auch noch jede Menge DLC-Content versprochen. Der 30 Euro teure Season Pass wird sich hoffentlich lohnen. Man kann sich auf jeden Fall nicht beschweren, dass es nicht genug zu tun gibt. Wie bereits erwähnt, kann man sich auch noch die Level des ersten Hitman kaufen. Wer diese bereits besitzt, kann dies auch umsonst tun und dann Hitman 2 spielen, wodurch dann auch alle neuen Änderungen enthalten sind. Hier könnt ihr auch sämtliche Trophäen des Originalspiels nochmal holen, was die Gesamtzahl der Trophäen in Hitman 2 auf über 100 hebt. Zwar gibt es mal wieder keine Platin, was ich bei einem Spiel, das nicht aus Episoden besteht, etwas merkwürdig finde, aber wer eher auf PSN Level aus ist, wird hier glücklich. Ihr könnt sogar Munitions- oder Medizinlager an bestimmten Stellen aufbauen, um euer Team zu unterstützen. Da ihr dadurch auch Punkte erhaltet, fühlt es sich auch nicht wie verschwendete Zeit an. Trophy-Check Wer den Vorgänger gespielt hat, kennt bereits das Prozedere. In jedem Level will Level 20 erreicht werden, was bedeutet dass ihr einige der Herausforderungen absolvieren müsst. Die reine Anzahl ist dabei aber nicht so wichtig wie die Erfahrung die ihr dadurch bekommt, denn manche Herausforderungen sind mehr wert als andere. Wer also direkt den „Lautloser Killer + Anzufpflicht“ Run macht, kann direkt schon viele Punkte abstauben. Ansonsten müsst ihr jedes Level auf der höchsten Stufe einmal abschließen, alle Story-Missionen machen und noch anderen Kleinkram. Alles halb so wild, aber wird euch auf jeden Fall einige Stunden kosten. Da dies alles Zeug ist, den ich eh auch ohne Trophäen gemacht hätte, finde ich die Liste sehr angenehm und die reine Anzahl an Trophäen ist auch gerne gesehen. Fazit Hitman ist ein Spiel für Experimentierfreudige. Das Level studieren, die NPCs beobachten, Pläne schmieden und am Ende dann ausführen. Hitman ist wie ein Stealth- und Puzzlegame zugleich. Es geht weniger um lautloses Killen als vielmehr darum, die Lücke in der K.I. zu finden und dann auszunutzen und das richtige Item zur richtigen Zeit zu verwenden. Wer sich dafür begeistern kann, riesige Level gleich mehrmals zu besuchen und es mag, wirklich alles aus einem Spiel herauszuholen, der wird mit Hitman sicherlich glücklich. Wer aber einfach eine lineare und stringente Erfahrung bevorzugt, der sollte wohl eher auf einen Preisdrop warten, denn dann ist das Vergnügen relativ schnell vorbei (wenn auch trotzdem gegeben). Ich für meinen Teil will die Mörder-Gaudi nie wieder missen und bin froh, dass es diese Reihe noch gibt, denn kein anderes Spiel kann mir das geben, was Hitman mir gibt. 9.0/10 Hitman 2 bei Amazon kaufen. Euer Trophies.de-Team Das Team unterstützen Bearbeitet 28. Oktober 2021 von ItachiSaix Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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