Bewertet das Spiel bzw. den Spielspaß

[Cuurad]

von mir eine klare 10.

Dieses Spiel ist eine Offenbarung. Denn was Konsolen-Ports der klassischen runden-taktischen cRPGs betrifft, so gabs vor DOS derart Vergleichbares einfach nicht. Zumindestens nicht in dieser Qualität.

Jeder der Baldurs Gate und Co kennt, wird sich in DOS sofort zu Hause fühlen. Typische Merkmale solcher Pen&Paper nahen Games sind ja bekanntlich das umfassende Charaktersystem und eine hohe Textlastigkeit. (was positiv zu verstehen ist). Und all diese kleinen Details findet man fantastisch umgesetzt in Divinity wieder.

Klar kleinere Bugs, wie Sound-Aussetzer, oder im Coop falsch angezeigte Attribut Werte schmälern den Eindruck. Gesamtheitlich betrachtet ist Divinity jedoch ein kleines, feines Meisterwerk, welches mich, ob seiner Vielfalt nicht nur ein zweites Mal durchspielen lässt (mit anderen Char Klassen), nein - knapp 100h investierte Stunden sprechen für sich.

Dieses Spiel bedient eine Nische, muss noch erwähnt werden. Denn weniges wird auf dem Silberteller präsentiert, vieles muss man zwischen den Zeilen lesen, verstehen und auch umsetzen, und grob gesagt, nimmt einen das Spiel (gott sei Dank) nicht an die Hand. Mikromanagement der maximal vier-köpfigen Truppe ist auch nicht jedermanns. Oft fiel das Wörtchen sperrig.

Sei's drum. Ein intensives, komplexes Charaktersystem, gepaart mit vielen bekannten Klassen (Schuft, Zauberer etc) die sich dazu noch nicht nur spezialisieren, sondern auch kombinieren lassen, ein tolles, eigtl simples Crafting System, welches ob seiner Vielfalt unzählige Dinge herzustellen vermag. Von klassichen Tränken aller Art, über Schmuck, Rüstungen und Co, die sich, einmal hergestellt, weiter aufcraften lassen, durch ElementeBoni und und und. Weit über 100 Craftings sind grob geschätzt bisher gelistet. Die Enhanced Edition wurde dsbzgl nochmals erweitert.

Ein wirlich großes Plus ist auch das Questdesign. es lässt nicht nur Entscheidungen zu, die mehrere Lösungswege offenbaren, nein auch die Herangehensweise (Gespräche, Kampf, Diebstall, Mord, Beeinflussung durch Argumentierung in Unterhaltungen, selbst mit vermeintl. Feinden- ja selbst subtile Möglichkeiten, die auf dem ersten Blick garnicht "logisch" erscheinen mögen) erhöhen die Wiederspielwert enorm.

Und sollte man sich mal nicht einig sein (Hauptcharaktere besitzen Charakterzüge wie loyal, rebellisch etc) entscheidet am Ende eben ein klassisches Schere-Stein-Papier Minispiel über den Ausgang dieser möglicherweise konsequenz-lastigen Unterredung. Ne MordsGaudi im Coop - Denn mal ehrlich, nicht jede Entscheidung muss und wird vom Compagnon doch mitgetragen, nä? ^^

Und was ich noch garnicht erwähnt habe, ist das geniale Kampfsystem. Durch die Elemente-Kombos (bspw. RegenZauber -> Pfütze -> unter Strom setzen; Feuerlache löschen -> Rauchwolke die Sicht versperrt -> Blitz reinjagen -> Mini-Sturmwolke die betäubt etc etc), gepaart mit vielen Buffs, und Debuffs ergibt ein komplexes hochgradig taktisches System, welches selbst nach unzähligen Stunden nicht an seinem Reiz verliert. Das liegt auch an der Gegner Vielfalt, die stets neue Monster Arten präsentiert, alle mit ihren eigenen Resistenzen, Vor- & Nachteilen. Kritik sei hier nur der manchmal dämlich agierenden KI vorzuwerfen. Im Großen und Ganzen (ich spiele den TaktikModus (höchster Schwierigkeitsgrad (Ehrenmods gleichsam, nur eben mit dem Hardcore Effekt, wie bei DIII) ist die Gegner Intelligenz durchweg herausfordernd. Und so soll es auch sein.

Für mich als alten Fan großartiger Meilensteine wie Baldurs Gate, Icewind Dale, Planescape Torment etc ... bleibt DOS jedoch das, was ich all die Jahre vermisst hab. Eine moderne und vor allem gelungene Referenz an die gute alte cRPG Zeit.

In diesem Sinne, verdiente fanboy'sche 10/10

Positives:

• Komlexes Charkatersystem
  
• Variable Party-Zusammenstellung
  
• Keine "festen" Charakterklassen
  
• Die Spielwelt
  
• Das Questdesign
  
• Das Kampfsystem, insbesondere die genialen Elemente-Kombinationen & Affinitäten
  
• kein Casual-System, vieles muss erlebt, verstanden, bedacht & durchdacht werden. Der beste Freund ist der eigene Verstand
  
• old School Anspruch
  
• Ladezeiten, ein Traum
  
• Der Umfang (alles sehen, und erleben? rund 75-90h)
  
• Hoher Wiederspielwert
  
• Main-Charakter Zwists, Debatten und auch Streitereien --> dazu das geniale Schere-Stein-Papier Minispiel, wenn man sich ma nicht einig ist
  

Negatives:

• Coop ist nur halbherzig durchdacht
  
  • Nur der HOST erhält Trophäen, und auch nur auf dessen Konsole wird gespeichert, der Client ist also auf die Zuverlässigkeit seines Host angewiesen
    

  [*]Ein rudimentäres Tutorial - es erfüllt die Grundlagen, aber lässt einige essenzielle Dinge vermissen

  [*]Teils extrem mikromanagement-lastiges Inventarisieren (siehe auch Crafting)

  [*]simple Sortier-Funktionen, gerade beim Crafting fehlen gänzlich

  [*]teilweise unbalanced (normale Kämpfe sind teils schwerer als Boss Fights)

  [*]insgesamt (subjektiv) ist der Gamepad! Port, die Steuerung auf der PS4 nicht ganz so innovativ gelungen, wie bspw bei FFXIV

INSGESAMT betrachtet sind die negativen Aspekte aber eher als Meckern auf hohem Niveau zu verstehen.

Bearbeitet 12. Januar 2016 von Cuurad