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Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
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Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
Aber ich bezweifle, dass du verunsichert bist (im Gegensatz zu dem Incel da oben). Leider gibt es genügend (junge) Männer, die sich von irgendwelchen zwielichtigen "Dating-Coaches" bequatschen lassen, die bspw. sagen "du musst das Nein einer Frau nicht akzeptieren". Bzw. die solche misogyne Sachen für bare Münze nehmen. Am Ende schadet es wieder nur uns allen, deswegen ist es mir wichtig, bei solchen Dingen immer dagegen zu halten. -
Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
What in the Andrew Tate is that? Ich weiß nicht, ob dir der Begriff "Male Loneliness Epidemic" etwas sagt. Ich vermute nicht. Aber mit solchen Ansichten wirst du dich im Laufe deines Lebens zwangsläufig damit auseinandersetzen müssen. An alle hetero cis Männer, die das hier lesen, und jetzt vielleicht etwas verunsichert sind: Bitte lasst euch von dem Alpha-/Beta-Rotz, den Suong hier kritzelt, nicht beeinflussen. Das ist von vorne bis hinten absoluter Müll. -
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Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
Ich freue mich, dass du ein paar Dinge gelernt hast. Das gibt mir Hoffnung. Nein, das möchte ich nicht sagen. Ich höre das Argument mit der "Neutralität in der Schule" nur sehr oft, vor allem von Leuten aus dem rechten Spektrum – aber damit will ich dir nicht unterstellen, dass du dazugehörst. Ich erlebe es nur häufig, dass dieses Argument genutzt wird, um demokratische Auseinandersetzungen zu unterdrücken, besonders wenn es bspw. um kritische Diskussionen über Parteien wie die AfD im Gemeinschaftskundeunterricht geht. Dann heißt es schnell, Lehrkräfte "müssten neutral sein", obwohl es eigentlich darum geht, demokratische Werte zu vermitteln. Das hat mich in dem Moment einfach getriggert. Da ich selbst unterrichte (DaF/Z) und auch Lehramtsstudierende (Deutsch) begleite, ist das Thema "Neutralität in der Schule" für mich oft präsent (unabhängig vom Gendern). Vielleicht habe ich es deshalb vorschnell in diese Richtung interpretiert. Da ich dich scheinbar falsch verstanden habe, umso besser. -
Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
Genau das ist der Punkt: Es ist wissenschaftlich belegt, wie das generische Maskulinum auf Menschen wirkt, daher zieht dein "erwartet doch kein Mensch" hier nicht. Das generische Maskulinum löst männliche Assoziationen aus, auch wenn für dich klar sein sollt, dass nicht nur Männer gemeint sind. Ich wiederhole mich: Mitgemeint ist nicht gleich mitgedacht. Aber da du ausgerechnet Berufsgruppen auswählst, in denen es tatsächlich mehr Frauen als Männer gibt, liegt deine Wahrnehmung vielleicht auch daran, dass Ärztinnen und Lehrerinnen bereits gesellschaftlich präsent sind, wohingegen in Berufsgruppen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind (bspw. Ingenieurswesen), verstärkt das generische Maskulinum genau diese Unsichtbarkeit verstärkt. Dein Argument funktioniert also nur in Berufen, in denen Frauen bereits stark vertreten sind. Es bestätigt somit genau das Problem, das gendergerechte Sprache lösen soll. Wie lange du persönlich für eine Gewöhnung brauchst, kann ich dir aus offensichtlichen Gründen nicht sagen. Ich selbst habe mich sehr schnell eingewöhnt. Aber das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich sprachlichen Veränderungen gegenüber generell sehr aufgeschlossen bin, insbesondere dann, wenn sie marginalisierte Personengruppen sichtbarer machen, anstatt eine grundlegende Abwehrhaltung weiterzuführen. Sprache ist ein Einflussfaktor, aber nicht der einzige (auch das habe ich bereits geschrieben und auch @AiMania hat das bereits groß und breit erklärt). Andere Faktoren wie Elternhaus, Schule, Medien, Gesetze oder ganz allgemein Sozialisierung spielen ebenso eine Rolle. Dein Argument basiert daher auf einem Fehlschluss. Sprache allein ändert nicht alles, aber das heißt eben nicht, dass sie keinen Einfluss hat. Und du schreibst zwar "Statistiken", aber hast nur eine angefügt, daher "Statistik". Und diese zeigt lediglich reine Zahlen, aber betreibt überhaupt keine Ursachenforschung. Warum hast du hierbei also keine Bedenken, obwohl das angebracht wäre, anstatt Theorien aufzustellen. Das ist übrigens auch genau der Grund, warum ich hier nicht einfach Statista-Grafiken zeige, nämlich weil sie überhaupt keine Zusammenhänge aufdecken und das wiederum lediglich zu Spekulationen führt. Dabei gibt es doch Studien, in deen mögliche Ursachen für die ungleiche Geschlechterverteilung in MINT-Berufen tatsächlich auch benannt werden, bspw.: Riedler, Barbara, Nathalie Stéphenne, Estefanía Aguilar-Moreno, Marie Jagaille, Aida Monfort-Muriach, Grazia Fiore & Natassa Antoniou (2021): Towards Gender Equality in Education and Career in the Earth Observation and GI Sector, in: The International Archives of the Photogrammetry, Remote Sensing and Spatial Information Sciences XLIII-B5-2021, S. 21–27. DOI: 10.5194/isprs-archives-XLIII-B5-2021-21-2021 . Ursachen für niedrigeren Frauenanteil in MINT-Berufen sind bspw.: Mangel an Mentor_innen bzw. Unterstützung Mangel an weiblichen Vorbildern Schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie Geschlechtsspezifische Vorurteile und Sexismus am Arbeitsplatz Schlechtere Entwicklungschancen im Vergleich zu männlichen Kollegen Weniger Gehalt als männliche Kollegen und eben: Mangel an gendergerechter Sprache Die Frage, ob das Patriarchat existiert, ist keine offene Frage. Es ist wissenschaftlich belegt. In tausenden Studien. Du willst das dennoch "hinterfragen", aber stellst selbst unbelegte Behauptungen über "Präferenzen" auf. Und behandelst bereits belegte Konzepte einfach wie Meinungen. Ich finde es wirklich bedenklich, dass du dir deiner Privilegien als Mann gar nicht bewusst bist und selbst nicht mal auf die Idee kommst, warum Frauen sagen, dass es immer noch keine Gleichberechtigung gibt. Hier sind mal ein paar Gender Gaps, die tatsächlich existieren, auch wenn du diese wahrscheinlich auch wieder anzweifeln wirst: Gender Pay Gap Gender Care Gap Gender Pension Gap Gender Promotion Gap Gender Lifetime Earnings Gap Pink Tax Gender Funding Gap Gender Orgasm Gap Gender Health Gap Gender Data Gap Femizide Du darfst gerne ein bisschen Eigeninitiative zeigen und selbst mal recherchieren, was es damit auf sich hat. Also nicht "wir" drehen uns im Kreis, sondern du. Eine neuere Studie, die den Effekt belegt, habe ich dir genannt (Horvath & Sczesny). Die ältere Studie von Schein 1973 habe ich lediglich noch genannt, um zu verdeutlichen, dass das Problem von damals heute noch immer existiert. Schon wieder spekulierst du. Dein Argument basiert darauf, dass Sprache nur rational verarbeitet würde, aber genau das ist falsch, weil Sprache auch unbewusste Assoziationen erzeugt. Das habe ich jetzt auch schon mehr als einmal erklärt und anhand von Studien belegt. Die Zahl 1.000 kommt - wie du richtig erkannt hast - aus der Meinungsforschung, wo es um repräsentative Zufallsstichproben für quantitative Bevölkerungsumfragen geht. In der experimentellen Psycholinguistik und Kognitionswissenschaft gibt es aber andere methodische Standards, in denen trianguliert wird, und da können kleinere Stichproben valide Ergebnisse liefern, wenn das Studiendesign präzise ist, und das ist bei den von mir genannten Studien der Fall. Falls du den Fragebogen von Rothermund & Strack einsehen möchtest, kannst du die beiden Autor_innen direkt kontaktieren. Wissenschaftliche Studien unterliegen bestimmten Standards und werden nicht ohne Weiteres mit vollständigem Material veröffentlicht. Vorher durchlaufen diese noch Peer-Reviews. Die Ergebnisse sind also belastbar. Du hattest selbst gesagt, dass du nicht in der Wissenschaft tätig seist, dennoch versuchst du kontinuierlich, etablierte Befunde infrage zu stellen. Es wirkt, als würdest du eher nach einem Kritikpunkt suchen, statt die Forschungsergebnisse ernsthaft anzuerkennen. Dieses Gefühl beschleicht mich jetzt schon seit ein paar Tagen. Sprache entwickelt sich durch Gebrauch, nicht durch Volksabstimmungen. Und Mehrheit ist nie ein Maßstab für Gerechtigkeit. Und das mit dem Job steht - wie ich ebenfalls bereits geschrieben habe - nicht ausschließlich mit gendergerechter Sprache im Zusammenhang. Das verlagert mal wieder den Fokus vom eigentlichen Thema weg. Und ich kann es wirklich nicht mehr hören/lesen, dass man in Schulen als Lehrkraft "neutral" sein soll. Lehrer_innen sollen auf Basis des Grundgesetzes klare Haltung bspw. gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Gewaltverherrlichung und menschenverachtende Aussagen zeigen und das geht natürlich nicht, wenn sie sich "neutral" verhalten sollen. Das würde Diskurse im Unterricht unmöglich machen. -
46.034
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Was für ein anstrengender und zugleich toller Tag. Während des Demozugs gab es verdammt gute Redebeiträge.
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Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
Zunächst: Ich wünsche allen FLINTA* einen schönen feministischen Kampftag! Das ist eine falsche Darstellung der Studie. Die Experimente von Stahlberg & Sczesny wurden gezielt so konzipiert, dass sie alltagsnahe Situationen widerspiegeln (bspw. die Frage nach bekannten Persönlichkeiten oder möglichen Kanzlerkandidat_innen). Fakt ist: Das generische Maskulinum führt systematisch dazu, dass weniger Frauen genannt werden – das zeigt sich über über alle drei Experimente hinweg und ist kein "Trick", sondern ein echter Spracheffekt. Der Punkt mit der Lesbarkeit: Dass du an Genderzeichen "hängen bleibst", ist reine Gewöhnungssache. An neuen Fachbegriffen kannst du genauso hängenbleiben (so wie jede_r andere auch). Das generische Maskulinum macht Frauen gedanklich unsichtbar und das ist wissenschaftlich belegt. Und genau daran bleibe ich beim Lesen des generischen Maskulinums hängen: weil es kognitiv in mir etwas auslöst. Ich habe das Gefühl, dass wir diesen Punkt unter verschiedenen Annahmen diskutieren. Sprache ist ein Faktor unter vielen, aber eben kein isolierter Einfluss. Studien zeigen dennoch, dass Sprachen ohne gender-/Sexus-bezogenes Genus oft weniger geschlechtsbezogene Assoziationen in Berufen aufweisen. Ich beziehe mich hier nochmal auf das Pronomen "hen", das verwendet wird, um Personen zu bezeichnen, deren Geschlecht nicht spezifiziert oder irrelevant ist. (Dieses Pronomen wurde bereits in den 1960er Jahren vorgeschlagen, setzte sich aber erst in den letzten Jahren vermehrt durch und findet nun Anwendung in Medien, offiziellen Dokumenten und auch Gerichtsurteilen. Hier gab es also auch eine Eingewöhnung.) In schwedischen Kindergärten wird "hen" im Sprachgebrauch von einigen Erzieher_innen verwendet (neben bewusst gewählten geschlechtsneutralen Bezeichnungen), was eine geschlechtsneutrale Pädagogik fördert (Quelle: taz). Dieses Vorgehen zielt darauf ab, stereotype Geschlechterrollen zu vermeiden und Kindern eine offene Identitätsentwicklung zu ermöglichen und es zeigt, wie sprachliche Anpassungen und pädagogische Konzepte dazu beitragen können, inklusive Denkmuster bei Kindern zu fördern und Geschlechterstereotype zu reduzieren. Auf einige deiner Aussagen gehe ich bewusst nicht ein, da ich sie - um es mit deinen Worten zu sagen - "sinnentstellend" finde. Bspw. schreibst du, "ob" gesellschaftliche Strukturen in Deutschland patriarchal geprägt sind, aber das "ob" ist hier völlig fehl am Platz. Unsere Gesellschaft ist patriarchal geprägt. Du schreibst "je liberaler eine Gesellschaft wird, desto deutlicher werden die unterschiedlichen Präferenzen, weil ja eben jeder machen kann, was er will" und da gebe ich dir Recht, denn das trifft auf er zu. Aber die Idee, dass Frauen in "freieren" Gesellschaften aus eigener Wahl auf MINT-Berufe verzichten, ignoriert soziale Prägungen und Erziehung. Das sieht man daran, dass bei gleicher Förderung Mädchen in MINT-Fächern genauso gut abschneiden wie Jungen. Janet Hyde hat dazu auch 2005 die "Gender Similarities Hypothesis" aufgestellt (und auch anhand von 46 Meta-Analysen bewiesen), die besagt, dass 1) geschlechtsspezifische Unterschiede meist gering oder nicht vorhanden sind (besonders in kognitiven Fähigkeiten, sozialen Verhaltensweisen und Selbstbewusstsein), 2) sich in der Berufswahl und Führung zeigt, dass Unterschiede oft durch soziale Normen und Stereotype entstehen (und nicht durch "natürliche" geschlechtsspezifische Unterschiede) und 3) (direkt bezogen auf unsere Diskussion) der Mythos entkräftet wird, dass Frauen "von Natur aus" weniger Interesse an MINT-Berufen oder Führungspositionen haben und stattdessen diese Unterschiede durch Erziehung, Erwartungen und sprachliche Prägung beeinflusst. Somit äußert sich patriarchale Erziehung als unsichtbare Barriere, was also sehr wohl ein wesentlicher Baustein für Chancengleichheit ist. (Quelle: Hyde, Janet S. (2005): The Gender Similarities Hypothesis, in: American Psychologist 60 (6), S. 581-592. doi: 10.1037/0003-066X.60.6.581 ) Ja, die Welt hat sich (zum Glück) in etlichen Bereichen positiv weiterentwickelt, und dennoch existiert der "Think Manager – Think Male"-Effekt immer noch. Warum sehen wir denn immer noch so wenige Frauen in Führungspositionen? Oder warum sitzen im nächsten Bundestag weniger als 1/3 Frauen, obwohl Frauen über 50 % der Bevölkerung in Deutschland ausmachen? Bitte nicht darauf antworten, ist eine rhetorische Frage. Verstehen ist nicht das Problem, sondern die gedankliche Assoziation. Der Hinweis "m/w/d" löst die männliche Vorstellung nicht auf, weil es eine eine Art nachträgliche "Korrektur" ist, keine gleichwertige Einbeziehung. Wenn ich ständig von "Ärzten" rede und erst am Ende sage "Ach ja, Frauen sind mitgemeint", dann bleibt die erste Assoziation dennoch männlich. Der ^-Marker diente in dem Experiment von Rothermund & Strack den Proband_innen als Erinnerung für "Frauen sind mitgemeint", also so: - Ohne Erinnerung: Hier wurde einfach das generische Maskulinum genutzt ("Die Lehrer trugen elegante Kleidung."). - Mit Erinnerung: Hier wurde das Maskulinum mit dem ^-Zeichen versehen ("Die Lehrer^ trugen elegante Kleidung."). Vorher wurde den Proband_innen erklärt, dass dieses Zeichen anzeigt, dass Männer und Frauen gemeint sind. Die Forscher_innen wollten mit diesem Marker testen, ob eine konstante Erinnerung an die geschlechtsneutrale Bedeutung des generischen Maskulinums den männlichen Bias reduziert. Die Idee war dabei, dass ein sichtbarer Marker (wie das "^" ähnlich wie m/w/d) helfen könnte, das Maskulinum wirklich als inklusiv wahrzunehmen. Ergebnis: Das "^"-Zeichen hatte keinen signifikanten Einfluss auf die männliche Assoziation. Das bedeutet, dass auch eine explizite und dauerhafte Markierung nicht ausreichte, um den männlichen Bias aufzulösen. Ein simpler Zusatz wie "m/w/d" reicht daher nicht aus, um das Problem zu lösen. Zu deinen Bedenken: Solange die Gütekriterien eingehalten werden, ist doch alles in Ordnung und wissenschaftlich begründet. Deine Vorstellung von mindestens 1.000 Proband_innen trifft eher auf kleinere klinische Studien in den ersten Phasen zu, aber für Untersuchungen mit psycholinguistischem und/oder kognitiven Fokus ist das kaum durchführbar (je nach Untersuchungsfeld auch tw. unmöglich). Wenn Frauen in Fragebögen andere Interessen angeben, wenn das generische Maskulinum verwendet wird, dann ist das kein Missverständnis, sondern eine nachweisbare Beeinflussung. Aufklärung reicht nicht, wenn unbewusste Denkmuster wirken. Wenn allein die Wortwahl unsere Denkprozesse verändert, dann ist nachgereichte Erklärung keine Lösung, sondern eben sprachliche Anpassung - auch wenn du das anders siehst. Es stimmt zwar, dass lexikalische Einheiten anfälliger für außersprachliche Einflüsse sind als morphologische Strukturen, dennoch bleiben letztere nicht völlig unberührt. Grammatische Sprachanpassungen "von oben" gab es bereits mehrere Male in der deutschen Sprachgeschichte. Im 19. Jh. wurde bspw. das Dativ-e ("dem Manne", "dem Kinde") in präskriptiven Grammatiken abgeschafft. Auch wurden bspw. mit der Zeit bestimmte Schreibweisen von Verben ("du heißest" > "du heißt") durch "oben" in präskriptiven Grammatiken geändert. Aber falls dir das zu lange her sein sollte, dann hat der DUDEN auch zwischen 1955 und 1996 in der BRD verbindliche morphologische Vorgaben gemacht, an die sich in Schulen und amtlichen Dokumenten gehalten werden musste. Und während dieser Zeit wurden sehr viele Regeln hinsichtlich Normativität "von oben" durchgedrückt, ohne dass sie bspw. regionale Varianten berücksichtigen. Ich hoffe, dass die Sternchenregelung in einigen Jahren mehrheitlich Zuspruch findet. Man sieht ja, dass es in Schweden mit dem dritten Pronomen ebenfalls einige Zeit gedauert hat, aber man erkennt inzwischen den gesellschaftlichen Nutzen durch dessen offizielle Einführung (auch "von oben"). Kein Mensch wird privat gezwungen. Sprachvorgaben im Beruf sind nichts Ungewöhnliches und auch nichts Neues. Unternehmen haben schon immer festgelegt, wie intern oder nach außen hin kommuniziert wird. Banken und Behörden verlangen bspw. förmliche Sprache, Werbetexter_innen müssen sich an Corporate Wording halten und Rechtsabteilungen dürfen keine umgangssprachlichen Formulierungen nutzen. Ich weiß noch, als ich mal während des Studiums nebenberuflich in einer Bank gearbeitet habe, hatte ich die Vorgabe (neben einigen anderen), dass ich in einer E-Mail nicht zweimal "gerne" schreiben durfte, sonst wurde es mir angekreidet. Dass Arbeitergeber_innen bestimmte Sprachvorgaben machen, ist jetzt kein Phänomen, das ausschließlich mit gendergerechter Sprache in Zusammenhang steht. Dein Vergleich mit "Latinx" ist meiner bescheidenen Einschätzung nach unpassend, da es bei "Latinx" um die kulturelle Aufladung ging und nicht um die Idee gendergerechter Sprache an sich. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema und würde den Fokus weiter verlagern. -
46.031
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Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
Meinst du zufällig diese Studie: Vervecken, Dries & Bettina Hannover (2015): Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children's perceptions of job status, job difficulty, and vocational self-effecacy, in: Social Psychology, 46 (2), S. 76-92. DOI: 10.1027/1864-9335/a000229 . (Es gibt noch ein paar andere Studien, tw. 30 Jahre alt, daher habe ich jetzt mal diese genommen.) Daraus geht hervor, dass die Verwendung von Paarformen ("Ingenieurinnen und Ingenieure") anstelle des generischen Maskulinums das Vertrauen der Mädchen in ihre Fähigkeit, traditionelle Männerberufe auszuüben, stärk. Außerdem nehmen Kinder Berufe, die in Paarform beschrieben werden, als weniger schwierig, nicht aber als niedriger im Status wahr, was auch wieder das Vertrauen erhöht, solche Berufe ergreifen zu können. Oh und der Effekt ist laut den Forscher_innen unabhängig von Geschlecht, Muttersprache (Deutsch+Niederländisch) und Alter. 1. Das generische Maskulinum führt eben nicht nur zu Missverständnissen, sondern systematisch zu einer männlichen Vorstellung. Die Studie von Stahlberg & Sczesny zeigt, dass Menschen bei generisch-maskulinen Formen überwiegend an Männer denken – Frauen sind eben nicht "mitgedacht", auch wenn sie von Sprecher_innen "mitgemeint" sind. Und dies hat eben reale Auswirkungen, bspw. bei Bewerbungen, der Berufswahl oder auch die Wahrnehmung von Kompetenzen. Und dass gendergerechte Sprache unleserlich sei, ist lediglich ein Vorurteil bzw. auch Ansichtssache. Für mich das generische Maskulinum unleserlich, weil ich mich damit nicht berücksichtigt sehe, auch wenn ich "mitgemeint" wäre. In anderen Sprachen sind sprachlichen Anpassung zur Stärkung der Inklusion inzwischen. In Schweden wurde 2015 bspw. das genderneutrale Pronomen "hen" eingeführt und es gibt bislang keine Hinweise auf Lesbarkeitsdefizite dadurch (zumindest sind mir keine bekannt). 2. Die Berufswahl ist stark durch gesellschaftliche Normen, aber eben auch sehr wohl durch Sprache geprägt. Siehe bspw. die Studie, auf die sich @AiMania bezieht. Kinder verknüpfen schon früh Berufe mit Geschlechtern, weil sie diese Assoziationen aus der Sprache ihres Umfelds und durch Medien lernen. Auch wenn - wie du schreibst - "Kinder und Jungendliche [...] üblichweise wenig Ahnung" hätten, so sind bzw. werden sie und ihre Präferenzen durch patriarchale Strukturen sozialisiert und geprägt (wie wir alle übrigens). Sie sind also nicht natürlich oder unveränderlich. Und niemand fordert eine erzwungene 50/50-Verteilung, sondern gleiche Chancen. Feminismus setzt sich dafür ein, dass Menschen frei entscheiden können – ohne unsichtbare Barrieren wie eben Geschlechterstereotype oder patriarchale Sozialisierung. Wenn tatsächlich alle Berufe gleich zugänglich wären, könnte es zwar theoretisch weiterhin Ungleichheiten geben – aber diese wären eben nicht mehr strukturell bedingt. Doch ehe es überhaupt dazu kommt, müssen wir die unsichtbaren Barrieren erstmal überwinden. 3. Falls du dich hier auf den Punkt beziehst, dass die Verwendung des generischen Maskulinums dazu führt, dass Männer bevorzugt für Führungspositionen vorgeschlagen werden: Horvath & Sczesny fanden heraus, dass Stellenanzeigen im generischen Maskulinum dazu führen, dass weniger Frauen sich bewerben und Männer für Führungspositionen bevorzugt werden. Virginia Schein hat dieses Phänomen bereits 1973 als "Think Manager - Think Male"-Effekt benannt und herausgefunden, dass Menschen Führungsrollen eher mit Männern assoziieren, wenn maskuline Formulierungen verwendet werden. (Studie: Schein, V. E. (1973): The relationship between sex role stereotypes and requisite management characteristics. Journal of Applied Psychology, 57 (2), S. 95–100. https://doi.org/10.1037/h0037128 ) 4. Das Problem besteht leider auch weiterhin. In meiner Liste mit Studien oben habe ich auch eine Studie von Rothermund & Strack aus dem Jahr 2024 aufgeführt, die zeigt, dass das generische Maskulinum selbst dann nicht neutral wahrgenommen wird, wenn vorher explizit gesagt wird, dass Frauen mitgemeint sind. Der Hinweis "m/w/d" reicht einfach nicht aus. Die Studie von Sczesny et al. zeigt, dass allein die Sichtbarkeit weiblicher Formen dazu führt, dass Frauen sich eher angesprochen fühlen. "m/w/d" ist oft eine formale Ergänzung, aber es ändert nichts an der tief verankerten männlichen Assoziation, vor allem wenn vorher das generische Maskulinum verwendet wird (Ingenieur m/w/d). 5. Die Verzerrung entsteht durch Sprache – nicht nur durch (un)absichtliche Fehler. Wenn Fragebögen bspw. im generischen Maskulinum formuliert sind, berichten Frauen andere Selbstbilder und Interessen, als wenn die gleiche Frage gendergerecht gestellt wird. Der Hinweis allein reicht also nicht, weil eben unbewusste Prozesse wirken. Sprache beeinflusst unser Denken implizit. Und "Frauen sind mitgemeint" ändert nicht automatisch die erste Assoziation. Genau das beleuchten auch Vainapel et al. (auch in der Liste der Studien aufgeführt). 6. Genau das ist das Problem – und das generische Maskulinum trägt zu diesem "Käse" bei. KI-Systeme (Chatbots, automatische Bewerbungsfilter) übernehmen geschlechtsbasierte Verzerrungen, weil sie mit maskulin geprägten Daten (darunter auch das generische Maskulinum) trainiert werden, wie Wan et al. belegen (auch in der Liste der Studien). Und gendergerechte Sprache kann helfen, solche Verzerrungen zu reduzieren. Wenn in den Trainingsdaten mehr geschlechtergerechte Formulierungen auftauchen, sind auch die Ergebnisse inklusiver. Sprache ist kein starres System, sondern sie entwickelt sich ständig weiter. Rechtschreibregeln wurden immer wieder angepasst (bspw. das "ß" in der Rechschreibreform von 1996). Schüler_innen sollten lernen, Sprache als dynamisches System zu begreifen, anstatt an überholten Konventionen festzuhalten. Das Verbot von Genderzeichen vermittelt dahingehend ein falsches Verständnis von Sprache, da es suggeriert, dass nur "traditionelle" Sprachformen korrekt seien, während moderne Entwicklungen (nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch im sozialen Umfeld) ignoriert werden. Dabei gehört es gerade zur Sprachbildung, über den Wandel von Sprache zu reflektieren und neue Formen zu analysieren. Im sächsischen Lehrplan für Gymnasien (Quelle: Schulportal Sachsen - Lehrplan Gymnasium) steht explizit, dass Schüler_innen "Sprachwandel als entwickelnde Erscheinung" erfassen sollen. Gleichzeitig wird ihnen aber verboten, genau das in ihren Texten anzuwenden. Sprachveränderung war nie von Anfang an mehrheitsfähig. Als "Fräulein" als Anredeform abgeschafft wurde, gab es auch Proteste und heute ist es völlig normal, nicht mehr auf den ehelichen Stand bei der Anrede zu verweisen. Mehrheitsmeinung ist somit auch kein Argument gegen (sprachliche) Gleichberechtigung. Früher war auch die Mehrheit gegen das Frauenwahlrecht, Auto fahren oder Sicherheitsgurt und was weiß ich nicht noch. -
46.029
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Herzlichen Glückwunsch!
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46.027
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Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
Bin heute nochmal meine Notizen dazu durchgegangen. Hier ein paar ausgewählte Auswirkungen des generischen Maskulinums: Es wird nicht generisch interpretiert, sondern männlich ("mitgemeint ist nicht gleich mitgedacht"). Es herrscht die Vorstellung, dass eine Berufsgruppe von Männern dominiert wird. Es werden eher und mehr Vorschläge von männlichen Bewerbern für bestimmte (Führungs-)Posten und politische Ämter vorgebracht. Es gibt seltener Bewerbungen von Frauen auf Stellenanzeigen, die das generische Maskulinum benutzen. > Eben diese Frauen schneiden später in solchen Bewerbungsgesprächen dann auch schlechter ab. Wissenschaftliche Studien werden teilweise stark verzerrt (Bias), indem das generische Maskulinum bspw. die Antworten von Frauen in Fragebögen beeinflusst. > Nicht existierende Unterschiede zwischen Männern und Frauen entstehen, die durch geschlechtsneutral formulierte Fragebögen eben nicht entstehen (gilt auch dann, wenn man vorher an die Existenz von Frauen erinnert, bspw. "m/w/d", "Frauen sind mitgemeint"). Geschlechtsbasierte Stereotypen werden erzeugt und auch verstärkt (bspw. auch durch Einspeisen von solchen Informationen in generative KI-Programme). Und hier dann auch eine Liste einiger (Reproduktions)Studien dazu: Hegarty, Peter & Carmen Buechel (2006): Androcentric Reporting of Gender Differences in APA Journals: 1965–2004, in: Review of General Psychology, 10 (4), S. 377–389. Horvath, Lisa Kristina, & Sabine Sczesny (2015): Reducing women's lack of fit with leadership positions? Effects of the wording of job advertisements, in: European Journal of Work and Organizational Psychology, 25 (2), S. 316–328. https://doi.org/10.1080/1359432X.2015.1067611 . Rothermund, Patrick & Fritz Strack (2024): Reminding May Not Be Enough: Overcoming the Male Dominance of the Generic Masculine, in: Journal of Language and Social Psychology, 43 (4), S. 468–485. DOI: 10.1177/0261927X241237739 . Sczesny, Sabine, Magda Formanowicz & Franziska Moser (2016): Can Gender-Fair Language Reduce Gender Stereotyping and Discrimination?, in: Frontiers in psychology, 7, S. 25. DOI: 10.3389/fpsyg.2016.00025 . Stahlberg, Dagmar & Sabine Sczesny (2001): Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen, in: Psychologische Rundschau, 52 (3), S. 131–140. DOI: 10.1026//0033-3042.52.3.131 . Stout, Jane G., Nilanjana Dasgupta (2011): When He doesn't mean You: Gender-exclusive language as ostracism, in: Personality & social psychology bulletin, 37 (6), S. 757–769. DOI: 10.1177/0146167211406434 . Vainapel, Sigal, Opfer Y. Shamir, Yulie Tenenbaum & Gadi Gilam (2015): The dark side of gendered language: The masculine-generic form as a cause for self-report bias, in: Psychological assessment, 27 (4), S. 1513–1519. DOI: 10.1037/pas0000156 . Wan, Yixin, George Pu, Jiao Sun, Aparna Garimella, Kai-Wei Chang & Nanyun Peng (2023): "Kelly is a Warm Person, Joseph is a Role Model". Gender Biases in LLM-Generated Reference Letters. Online verfügbar unter http://arxiv.org/pdf/2310.09219. Das Thema betrifft besonders auch das sächsische (und glaube auch bayrische) Schulsystem, da bspw. die Verwendung von Genderzeichen an sächsischen Schulen als Fehler angerechnet werden müssen (!) seitens der Lehrkräfte. Hier mal der Auszug der Pressemitteilung: Das sächsische Kultusministerium bezieht sich zwar auf den Rat der deutschen Rechtschreibung, allerdings dürfen Genderzeichen auch nicht als Stilmittel in Schularbeiten verwendet werden, obwohl die Entwicklung individueller Schreibstile gefördert werden sollen: Doch damit nicht genug. Es hat noch weitere Konsequenzen (gehabt), zumindest direkt nach der Verordnung. Und zwar wurde das Verbot auf Träger und Vereine in Sachsen ausgeweitet, die mit staatlichen Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten (Quelle: MDR). Das bedeutet: Queere, Antirassismus- & Demokratieprojekte, die inklusive Sprache und somit Genderzeichen verwenden, müssen bzw. mussten im vergangenen sämtliche Materialien überarbeiten, in denen Genderzeichen verwendet wurden, sonst wurden staatliche Subventionen für solche Projekte eingestellt. Und auch das hat wieder verheerende Auswirkungen, denn bspw. bieten einige Vereine (bspw. RosaLinde Leipzig e.V.) diverse Angebote u. a. zu inklusiver sexuellen Aufklärung für insbesondere ländliche Schulen an. Auf dem (sächsischen) Land gibt es leider nicht so viele Möglichkeiten für queere Jugendliche, sich zu vernetzen und inklusives Aufklärungsmaterial zu erhalten wie in urbanen Gebieten. Sollten Vereine also nicht mehr so viele ländliche Gegenden aufgrund von Sanktionen erreichen können, sind vor allem queere Jugendliche besonders negativ davon betroffen. Kleine Vereine mussten/müssten also die eh schon sehr knappen finanziellen Mittel dafür aufwenden, um sämtliche Materialien zu überarbeiten und Infomaterialien neu zu drucken. Also auch wenn das sächsische Kultusministerium den Rechtschreibrat als fragile Ausrede benutzt, denke ich eher, dass konservative Kräfte versuchen, progressive Errungenschaften zurückzudrängen. Denn bestimmte grammatische Ausprägungen regionaler Varianten müssen nicht als Fehler gekennzeichnet werden und dennoch werden sie (als Stilmittel) in schriftlichen Texten geduldet (auch vom Rechtschreibrat). Ganz schön viel Text, aber vielleicht liest es ja die eine oder andere. -
Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Kinderlosigkeit
Pollyplastics antwortete auf Steph's Thema in: Allgemeiner Talk
Jetzt habe ich die ganze Diskussion verpasst Falls das Thema hier aber irgendwann wieder aufflammen sollte, habe ich den Thread vorsichtigshalber abonniert und stehe wieder mit Statistiken und Quellen in den Startlöchern (bspw. Auswirkungen des generischen Maskulinums). -
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Pollyplastics antwortete auf Fatman1407's Thema in: Allgemeiner Talk
Du monierst dich über die Qualität der Quellen und ziehst dann die BILD heran? Der Witz schreibt sich hier wirklich selbst. Wenn die Herkunft der Täter_innen nicht genannt wird, dann liegt das daran, dass die deutsche Staatsangehörigkeit oftmals verschleiert werden soll: "Immer häufiger nennen aktuelle Fernsehformate die Herkunft von Tatverdächtigen – aber meist nur dann, wenn sie Ausländer sind". Zu diesem Ergebnis kommen Thomas Hestermann und sein Team in einer Langzeitstudie, in der seit 2007 im zweijährlichen Rhythmus entsprechende Beiträge in den Hauptnachrichten und Boulevardmagazinen der acht reichweitenstärksten bundesweiten Fernsehsender sowie den fünf auflagenstärksten überregionalen Tageszeitungen hinsichtlich Gewahlttaten und Herkunftsnennung der Täter_innen untersucht werden. Zu regional oder lokal erscheinenden Zeitungen gibt es keine solchen Studien, allerdings kann hier dennoch eine Generalisierung stattfinden, da sich der Konsens laut Hestermann et al. verschoben hat. In seinem Fazit heißt es außerdem: "In der Gewaltberichterstattung in den untersuchten Nachrichten- und Boulevardsendungen der meistgesehenen deutschen Fernsehsender hat sich der Anteil der Herkunftsnennung bei Tatverdächtigen von 2014 auf 2017 rund vervierfacht und von 2017 auf 2019 etwa verdoppelt. Wird die Herkunft genannt, dann meist nur bei ausländischen Tatverdächtigen mit Anteilen über 80%. Dieses Zerrbild hat wenig mit den Befunden der Strafverfolgungsbehörden zu tun und ähnelt dem Auswahlmuster, der in AfD-Pressemitteilungen aus 2018 zu Straftaten in Deutschland zu erkennen ist. Der darin enthaltene Ausländeranteil von 95,0 % ist kaum höher als in den untersuchten überregionalen Zeitungen in 2019 (93,5 %). [...] Die Nationalität ist in den meisten Fällen nicht ereignisrelevant und insoweit von Behörden und Medien nicht zu verbreiten. Wer aus ideologischen Gründen die Kriminalität von Ausländern in Deutschland zum Schwerpunktthema macht, mag eine solche rationale Auswahlpraxis als Vertuschung rügen. Doch verantwortliches Handeln ist nicht ideologisch, sondern evidenzbasiert zu begründen." (aus: Hestermann, T. (2021): Die Getriebenen: Immer häufiger berichten Leitmedien über ausländische Tatverdächtige und folgen damit rechtspopulistischen Deutungsmustern. Neue Kriminalpolitik, 33 (1), S. 46–65) -
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Pollyplastics antwortete auf Fatman1407's Thema in: Allgemeiner Talk
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Pollyplastics antwortete auf Fatman1407's Thema in: Allgemeiner Talk
Es gibt keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Kriminalität und Migration. Siehe die Studie, die ich bereits einige Beiträge zuvor zitiert habe. Und zum Thema Quote: Ja, es braucht in etlichen Bereichen Quoten und zwar aus dem Grund, dass marginalisierte Gruppen einfach überall strukturell benachteiligt sind, während weiße, heteronormative cis Männer bevorzugt werden. Du gebrauchst das Wort "Quotenschwarzer" jedoch mit der Intention, Menschen aufgrund äußerer Merkmale in beruflichem und gesellschaftlichem Kontext abzuwerten mit Annahme, dass sie sonst keine Qualifikationen aufweisen würden. Dass ein Mensch nur aufgrund eines äußeren Merkmals zu einer Position gelangt, ist eher ein Phänomen des weißen Mannes. Natürlich könnte ich hier jetzt auch wieder Quellen nennen, aber die interessieren dich ja eh nicht. -
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@Steph hat es ziemlich gut zusammengefasst. -
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Die Story hat den Mehrwert, dass Rassismus eben nicht nur vermeintlich "böse" Ausländer trifft. Das habe ich aber auch geschrieben, was du - wie ich auch vermutet habe - einfach wieder ignoriert hast. Und wenn jemand rassistische Ansichten offen verbreitet, dann ist es auch legitim, diese als solche zu benennen. Wenn man nicht als Rassist_in bezeichnet werden möchte, dann gibt es eine einfache Lösung: Man unterlässt rassistische Äußerungen. Auf einmal redest du von respektvollen Umgang, aber in deinem Beitrag, den ich zuvor zitiert habe, pflegst du überhaupt keinen respektvollen Umgang, sondern verbreitest Unwahrheiten und benutzt selbst herabwürdigende Sprache. Du verharmlost jetzt auch noch die Beleidigung mir gegenüber ("nicht mit jemanden gleichsetzen der gerne weniger imponierte Kriminalität hat"), obwohl rassistische und sexistische Beleidungen ebenfalls strafbare Handlungen sind und nicht einfach Ordnungswidrigkeiten. Und was rechtsextrem ist und was nicht, kannst du übrigens auch im Verfassungsschutzbericht von 2023 nachlesen. Warum meine Kommentarfunktion gesperrt war, habe ich übrigens im entsprechenden Thread geschrieben, nämlich dass ich die Tierschutzpartei wähle. Das war es schon. Allein das hatte ausgereicht, um meine Meinungsfreiheit auf Instagram einzuschränken. Aber auch das hast du natürlich gekonnt ignoriert. Du hast übrigens auch noch nicht auf meinen Vorwurf reagiert, dass du meine wissenschaftlichen und journalistischen Belege ignorierst. (Was mich aber auch nicht wundert.) Aber kommt da noch was? -
Update zu Instagram: Ich kann zwar wiedre kommentieren, allerdings unterliege ich anscheinend einem sogenannten "Shadow Ban". Im Falle von Instagram bedeutet das, dass meine Inhalte wohl für die Nutzer_innen, die mir folgen, weiterhin sichtbar sind, aber diese Inhalte im Feed verzögert oder unterdrückt werden, wodurch das Wachstum des Instagram-Kontos verlangsamt wird. In den letzten Tagen habe ich Meldungen über Kommentarsperren und solcher Shadow Bans besonders häufig von feministischen Konten, denen ich folge, erhalten. So viel zu JD Vance Vorwurf, in Europa sei die Meinungsfreiheit gefährdet, dabei liegt es ja vor allem an seinen Tech-Broligarchen.